Lauterbach-Schlitz, Auch in diesem Jahr war für weit mehr als 60 Kunden und Mitarbeiter der Volksbank Lauterbach-Schlitz der traditionell im Herbst stattfindende Wirtschaftstag der Volks – und Raiffeisenbanken in der Frankfurter Jahrhunderthalle, die wohl größte Highlight solcher Veranstaltungen. 60 Personen waren mit einem Doppeldecker-Bus aus Lauterbach und zahlreiche andere Teilnehmer mit dem eigenen Pkw angereist. Enttäuscht von dem tollen Programm dürfte wohl niemand die Heimreise angetreten haben. Dies konnte auch der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Lauterbach-Schlitz, Norbert Lautenschläger, der die Mitreisenden beim Start mit dem Bus in Lauterbach herzlich begrüßte und denen er am Schluss für ihre Teilnahme dankte, aufgrund der positiven Aussagen resümieren. Auch Fuldaer Bankvertreter haben am Wirtschaftstag teilgenommen.
Mittelstand steht auch zu Europa
Nach den Begrüßungsworten des Präsidenten des Genossenschaftsverbandes, Michael Bockelmann, an die mehr als 2500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Wirtschaftstag in der Frankfurter Jahrhunderthalle, konnten alle Anwesenden ein Programm erleben, dass von exponierten Persönlichkeiten aus der Wirtschaft und der Politik inhaltlich wohl kaum noch zu steigern sein dürfte. Dabei wurde mehrmals die besondere Bedeutung der Volksbanken und Sparkassen bei der Meisterung von Wirtschaftskrisen von den Referenten unterstrichen. Der Präsident dazu unter anderem: „Alle loben ihn, den deutschen Mittelstand. Die Politik schmückt sich mit seinen Erfolgen als Jobmotor, Innovator und Wachstumsgarant. Nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa profitiert von seinen Anstrengungen. Und der Mittelstand steht zu Deutschland und Europa, und er erwartet Unterstützung durch die Politik“. Nicht nur er, sondern auch die Vertreter der Wirtschaft forderten weniger Regulierungen von oben, sondern mehr Unterstützung bei wichtigen Innovationen, sowie steuerliche Entlastungen.
Scharfe Kritik an dem GDL Vorsitzenden
Mit scharfer Kritik am Streik der Lokführer-Gewerkschaft GDL hat der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Reiner Hoffmann, auf die aktuellen Streiks reagiert. Das Verhalten der GDL und ihres Vorsitzenden Claus Weselsky sei „fern jeder Verantwortung“ und unangemessen. Um die Wachstumskräfte in Europa zu stimulieren, müsse das reichlich vorhandene und international vagabundierende Kapitalvermögen stärker in öffentliche und private Investitionen fließen. Die Besorgnis erregende Situation in den Südstaaten der EU, die vor allem von einer sehr hohen Zahl von Jugendarbeitslosen geprägt werde, sei eine Gefahr für die soziale Demokratie. Das soziale Netz in Deutschland müsse neu gespannt werden. Generationenverantwortung, Demographie und Globalisierung machten diese Neuorientierung unverzichtbar.
Gabriel begrüßt Infrastrukturprogramm von Schäuble
Das von Bundesfinanzminister Schäuble angekündigte Zehn-Milliarden-Infrastrukturprogramm wird von seinem SPD-Kollegen Sigmar Gabriel unterstützt. Der Bundeswirtschaftsminister erklärte dazu, dass dieses Programm solle dazu beitragen, „zwei Riesenprobleme in Deutschland“ zu entschärfen: zu geringe Investitionen in die Infrastruktur und eine ebenfalls geringe Nettoinvestitionsquote in den Betrieben. Das Ziel einer „schwarzen Null“ im Haushalt sei dadurch nicht gefährdet. Mit Erstaunen der Zuhörer gab der Vizekanzler zu, dass er in der Opposition bereut habe, dass Schäuble nicht seiner Partei angehörte; heute sei er froh , mit ihm zusammen arbeiten zu können
Der SPD-Politiker unterstrich, Investitionen in Europa und den Euro seien nicht reiner Altruismus, sondern Investitionen in die Zukunft Deutschlands. „Wir sind die wirtschaftlichen Gewinner Europas“, sagte Gabriel an die Adresse der Euro-Kritiker. Um den Fachkräftemangel, der sich vor allem im Mittelstand bemerkbar mache, abzubauen, sei es notwendig, die in den vergangenen Jahren entstandenen Warteschleifen vor der Berufsausbildung abzubauen. „Wir müssen außerdem wieder zurück in die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Leider geht der Trend derzeit in die andere Richtung“, kritisierte der Wirtschaftsminister. Gabriel warnte vor der Illusion, Deutschland könne gleichzeitig aus der Kernkraft und der Kohle aussteigen. Wichtig seien nämlich Versorgungssicherheit und akzeptable Preise. An die Adresse der AFD gewandt sagte Gabriel: Wir brauchen kein deutsches Europa, sondern ein Europa mit Deutschland. Deutschland dürfe auch kein Lastesel sein, auf dem alle anderen Länder ihre finanziellen Lasten ablegten.
„Grünes Fliegen“ erfordert radikal neues Denken
Dr. Tom Enders, CEO der Airbus Group, hat in der EU einen „neuen Geist“ ausgemacht. Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit habe jetzt einen höheren Stellenwert als früher. „Ich bin noch nie so optimistisch aus Brüssel zurückgekehrt“, sagte Enders. Ein wichtiges Thema bleibe die Reduzierung von Fluglärm und Emissionen. „Grünes Fliegen“ erfordere radikales neues Denken. Innovationen seien ohne Risiken nicht möglich. Seine Aussage, dass durch die Einsparung von einer Flugminute weltweit Milliarden Tonnen von Kerosin eingespart werden könne, beeindruckte die Zuhörer.
Krise hat EU auseinander getrieben
In seinen „Denkanstößen“ kritisierte Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments, den britischen Premierminister Cameron als „Staatsschauspieler“, der in Brüssel stets mit Blick auf das heimische Publikum auftrete. Damit führe der Regierungschef sein Land aus der EU. Die Stärke Europas sei aber seine Einheit und nicht die Zwietracht. Die Krise habe die EU auseinandergetrieben. Er gab Beispiele, wie sich die Verantwortlichen der EU Mitgliedsstaaten bei Sanktionen wegen der Ukrainekrise in den Diskussionen verhalten, wobei die eigenen Interessen möglichst nicht berührt werden sollen
Digitalisierung als Tsunami
Die dynamische Digitalisierung komme einem Tsunami gleich, sagte die Vorsitzende der Geschäftsführung von IBM Deutschland, Martina Koederitz. „Die Frage ist, ob wir diesen Tsunami wie eine Schnecke reiten oder wie einen Hengst“. Die sogenannte Industrie 4.0 bezeichnete Koederitz als besondere Chance für Deutschland. Deutschland hat gigantrische ChanceDer frühere hessische Ministerpräsident und ehemalige Vorstandsvorsitzende von Bilfinger SE, Roland Koch, stellte fest, die Parteiprogramme würden von den Bürgern mehr und mehr danach beurteilt, welche Gefahren sie für die Wähler bergen. Koch diagnostizierte „eine Flucht vor Veränderungen“ in Deutschland, obwohl das Land „gigantische Chancen“ habe, wenn es bereit sei, diese Veränderungen anzunehmen. Alle Versuche der Moderatorin Sandra Maischberger und des Moderators Udo van Kampen, die der Veranstaltung eine besondere Qualität geben konnten, von Roland Koch erfahren zu wollen, ob die Politik in Zukunft erneut eine Rolle spielen könnte, ließ Koch mit seiner rednerischen Cleverness diplomatisch abblitzen.
Wachstum und Gerechtigkeit
Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Hans Peter Wollseifer, warnte davor, die Leistungsträger in der Gesellschaft immer stärker zu belasten. „Gerechtigkeit lässt sich nicht durch Umverteilung und Gleichmacherei herstellen“, betonte der Verbandschef in der Diskussionsrunde „Wachstum und Gerechtigkeit“. Langfristig ausgerichtetes Wachstum sei „die Mutter der Gerechtigkeit“. Es sei gerecht, wenn diejenigen, welche die Euro-Krise herbeispekuliert hätten, jetzt zur Stabilisierung des Bankensektors herangezogen würden. Wollseifer kritisierte darüber hinaus den in Deutschland grassierenden „Akademisierungswahn“. Von der sich abschwächenden Konjunktur sei das Handwerk noch nicht betroffen. Rund 90 Prozent der Betriebe seien mit ihrer Situation zufrieden, sagte er abschließend.
Auf Personal aus Fernost angewiesen
Otmar Birkner, Geschäftsführer der AutoGyro GmbH, klagte über einen Mangel an qualifiziertem Personal. Der Chef des Weltmarktführers für Tragschrauber berichtete, sein Unternehmen müsse mittlerweile Personal in Osteuropa und in Fernost akquirieren. Besondere Schlagworte. Die Größte Gefahr liegt darin, wenn es einem gut geht nichts mehr zu unternehmen. Windräder sind sinnvoll aber nicht das Fehlen von Leitungen. In Deutschland ist der Steuerspartrieb ausgeprägter, als der Sextrieb. Ihr werdet die Schwachen nicht mit der Schwächung der Starken stärken. Selbstzufriedenheit führt zum Stillstand. Usw, usw usw. Ein besonderes Fazit des Wirtschaftstages kann man damit ziehen, dass die Vernetzung auf allen Ebenen ein besonders wichtiger Motor für die wirtschaftliche Entwicklung sein wird. Leider aber fehlen noch vielerorts die technischen Voraussetzung durch das Fehlen der Breitbandleitungen, wo besondere Investitionen vorangetrieben werden müssen. +++ fuldainfo | hans schmidt