Mineralölwirtschaft macht Milliardenmarge mit Tankrabatt

Kartellamt will Spritpreise nach Wegfall des Tankrabatts verfolgen

Die Mineralölwirtschaft hat massiv vom Tankrabatt der Bundesregierung profitiert – und dürfte ihre Gewinnspanne um rund 1,3 Milliarden Euro erhöht haben. Dies berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf eine eigene Analyse. Demnach stieg die Marge zwischen den steuerbereinigten deutschen Tankstellenpreisen und den internationalen Rohölpreisen in den Monaten Juni, Juli und August auf durchschnittlich 60 Cent je Liter Diesel und 49 Cent je Liter Super E5.

In den Monaten vor der Steuersenkung am 1. Juni hatte sie bei 53 Cent (Diesel) beziehungsweise 38 Cent (Super) gelegen. Hochgerechnet ergeben sich durch die Margenausweitung über die drei Tankrabattsmonate hinweg Mehrerlöse von rund 1,3 Milliarden Euro gegenüber der Zeit davor. „Wir haben beträchtliche Margensteigerungen nach Einführung des Tankrabatts gesehen. Natürlich sind die Preise für die Konsumenten gefallen, aber die Mineralölwirtschaft hat erheblich von der Steuersenkung profitiert“, sagte hin  gegen Johannes Schwanitz, Professor am Institut für Technische Betriebswirtschaft der Fachhochschule Münster, dem Magazin. Er analysiert seit Jahren die Daten am Kraftstoffmarkt. „Besonders stark war die Margenausweitung in den ersten Wochen nach der Einführung des Tankrabatts.“ Der Mineralöl-Wirtschaftsverband en2x nannte die Berechnung zur Margenausweitung „nicht nachvollziehbar“. So hätten sich in den vergangenen Monaten viele Kosten „deutlich erhöht“ – etwa für den Energiebedarf der Raffinerien, notwendige Chemikalien sowie für den Sprittransport.

Kartellamt will Spritpreise nach Wegfall des Tankrabatts verfolgen

Der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, will nach dem Ende des Tankrabatts den Markt weiter unter die Lupe nehmen. „Wir werden die Preisbewegungen weiter genau verfolgen. Parallel führen wir eine umfassende Untersuchung der Raffinerie- und Großhandelsebene“, sagte er der „Rheinischen Post“ (Freitagausgabe). Das Kartellamt stellte am Donnerstag einen starken Preisanstieg fest: „Nach Auslaufen der Steuersenkung sind die Preise an den Tankstellen zunächst im Durchschnitt deutlich nach oben gegangen, danach aber wieder etwas gesunken“, sagte Mundt weiter. „In den frühen Morgenstunden war E5 im Schnitt um 28 Cent, Diesel im Schnitt um 12 Cent teurer als am Vortag zur selben Zeit, am frühen Nachmittag ging dieser Anstieg etwas zurück auf etwa 22 (E5) bzw. 8 Cent (Diesel).“ Er riet Verbrauchern: „Manche Tankstellen haben ihre Preise gegenüber dem Vortag aktuell auch erst um wenige Cent erhöht – diese gezielt aufzusuchen, lohnt sich.“ +++

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