Mindestens 183 Tote nach Unwetter

Kommunen fordern Generalrevision des Bevölkerungsschutzes

Nach dem durch Tief „Bernd“ verursachten Hochwasser ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 183 angestiegen, davon mindestens 156 in Deutschland. Die Polizei Koblenz erhöhte die Zahl der Toten auf über 110, es gebe 670 Verletzte. In NRW ist von mindestens 45 Todesopfern die Rede, hinzu kommt ein Todesfall in Oberbayern. In Belgien kamen nach Angaben des Belgischen Rundfunks mindestens 27 Menschen durch das Unwetter ums Leben. Die Zahlen könnten Behördenangaben zufolge jeweils noch weiter steigen. Örtlich werden weiterhin Ausfälle des Strom- und Telefonnetzes beklagt. Nachdem in Deutschland zunächst vor allem NRW und Rheinland-Pfalz von der Flutkatastrophe betroffen waren, hatten starke Regenfälle zuletzt auch in Teilen Bayerns und Sachsens zu Überschwemmungen geführt. Der Landkreis Berchtesgadener Land rief am Samstagabend den Katastrophenfall aus.

Kommunen fordern Generalrevision des Bevölkerungsschutzes

Nach der jüngsten Flutkatastrophe fordert der Städte- und Gemeindebund eine grundlegende Reform des Bevölkerungsschutzes. „Die Katastrophe zeigt einmal mehr, dass wir den zivilen Bevölkerungsschutz neu, besser und nachhaltiger aufstellen müssen“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Dabei sollte insbesondere das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sowohl personell als auch was die inhaltliche Zuständigkeit angeht deutlich gestärkt werden.“ Darüber hinaus müssten die Frühwarnsysteme verbessert werden. „Zunächst war bei dieser Katastrophe der Eindruck entstanden, es handele sich um einen großen Starkregen, ohne dass das dramatische Ausmaß kommuniziert worden ist“, kritisierte Landsberg. Deswegen seien viele Bürger von der Flutkatastrophe überrascht worden. Erschwerend sei hinzugekommen, dass auch die Mobilfunknetze sehr schnell ausgefallen seien.

Der kommunale Spitzenvertreter sprach sich dafür aus, die Warnsysteme – die es im Kalten Krieg durch Sirenen flächendeckend gab – zu ertüchtigen. Sie sollten mit entsprechender Digitalisierung zum Kommunikationsnetz ausgebaut werden, „das auch noch funktioniert, wenn flächendeckend der Strom ausgefallen ist“. Ein batteriebetriebenes Radio gehöre in jeden Haushalt. Überhaupt müsse die Eigenvorsorge gestärkt werden, forderte Landsberg. „So kann es richtig sein, Luftschächte gegen das Eindringen von Wasser zu sichern oder Rückstauventile einzubauen“, sagte er. „Auch das richtige Verhalten in Gefahrensituationen, das Abstellen von Strom und Gas, das Nichtbetreten von Kellerräumen und das Vorhalten bestimmter Lebensmittelreserven sollte zum Standard werden.“ Es werde auch erforderlich sein, im größeren Umfang als bisher Depots mit lebensnotwendigen Gegenständen vorzuhalten, die schnell an die Betroffenen verteilt werden könnten. Als Beispiele nannte Landsberg Notstromaggregate, Zelte, Decken, Hygieneartikel und medizinische Produkte. +++

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