Anfang der Woche besuchte Michael Roth, Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Hersfeld-Rotenburg und Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, die Kreisverwaltung in Bad Hersfeld. Im Landratsamt informierte er sich über die Bundesprogramme „WIR-ONnFIT“ und „LIMEA-MY TURN“, die im Fachdienst Migration/Asyl angesiedelt sind. Beide Programme haben das Ziel, Geflüchtete nachhaltig in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu integrieren und darüber hinaus umfassend zu unterstützen.
Seit 2022 arbeiten die Programme daran, Geflüchteten den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern und sie auf die vielfältigen Herausforderungen der Integration vorzubereiten. Dabei kooperieren sie eng mit dem Kommunalen Jobcenter des Landkreises. „Die Hürden für Geflüchtete sind oft vielfältig und komplex: Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede und traumatische Erlebnisse aus der Heimat sind nur einige davon“, erklärte Frank Hildebrand, Leiter des Fachdienstes Migration/Asyl.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Für viele Geflüchtete stellt die deutsche Sprache die größte Herausforderung dar. Ohne ausreichende Sprachkenntnisse ist es nahezu unmöglich, im Arbeitsmarkt Fuß zu fassen oder eine Ausbildung zu beginnen. WIR-ONnFIT und LIMEA-MY TURN setzen genau an dieser Stelle an. Sprachkurse, Bewerbungstrainings und eine intensive persönliche Betreuung helfen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, diese Hürden zu überwinden. Darüber hinaus bieten die Programme Unterstützung bei der Stellensuche sowie bei der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche. Die Betreuung endet jedoch nicht mit der Arbeitsaufnahme: Die Programme begleiten die Teilnehmer auch weiterhin, um eine langfristige Integration in den Arbeitsmarkt zu gewährleisten und das Verständnis der Arbeitskultur zu fördern.
Erste Erfolge und Zukunftsperspektiven
Die bisherigen Ergebnisse der Programme sind vielversprechend. Durch WIR-ONnFIT konnten im Landkreis bereits 300 Personen betreut werden. Vier von ihnen haben eine Ausbildung begonnen, und 84 konnten erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert werden. LIMEA-MY TURN, das sich auf die Integration von Frauen mit Migrationshintergrund konzentriert, unterstützte bisher 159 Frauen, von denen 25 erfolgreich im Arbeitsmarkt Fuß gefasst haben. „Diese Zahlen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, aber auch, wie viel noch getan werden muss“, betonte Frank Hildebrand. „Die Menschen, die zu uns kommen, wollen arbeiten und sich integrieren, aber sie benötigen die richtige Unterstützung, um ihre Ziele zu erreichen.“
Michael Roths klares Statement
Während seines Besuchs äußerte sich Michael Roth deutlich: „Es ist unsere gesellschaftliche Pflicht, diesen Menschen eine echte Chance zu geben. Diejenigen, die sich mit aller Kraft integrieren wollen, dürfen nicht unter Generalverdacht gestellt oder mit jenen gleichgesetzt werden, die sich nicht an die Regeln halten.“ Pauschalisierungen, so Roth, würden die gesellschaftlichen Gräben nur weiter vertiefen. Die Programme WIR-ONnFIT und LIMEA-MY TURN seien Beispiele dafür, wie Integration gelingen könne, und verdienten volle Unterstützung.
Roth unterstrich gleichzeitig die Notwendigkeit, gegen integrationsunwillige Migranten, die gegen Gesetze verstoßen, konsequent vorzugehen. Er forderte eine stärkere Beteiligung der Migrations- und Sozialämter der Kreise, da diese am besten einschätzen könnten, wer sich bemühe und wer nicht. Zudem warnte er vor einer stigmatisierenden Rhetorik gegenüber Migranten und Geflüchteten. „Wir brauchen ein System, das den Mut und die Anstrengungen dieser Menschen anerkennt und ihnen hilft, aber auch klare Regeln und Konsequenzen aufzeigt. Unterstützung muss bis zur erfolgreichen Integration in die Gesellschaft reichen“, betonte der Abgeordnete.
Integration als gelebte Praxis im Landkreis
Dirk Noll, Erster Kreisbeigeordneter und Sozialdezernent des Landkreises Hersfeld-Rotenburg, zeigte sich erfreut über Roths Interesse und die Anerkennung der Projekte. „Diese Programme wirken direkt vor Ort und zeigen, dass Integration nicht nur ein Schlagwort ist, sondern in der Praxis gelebt wird. Wir müssen diese Arbeit fortsetzen und ausbauen – für die Menschen, die zu uns kommen, und für die Zukunft unseres Landkreises.“
Der Besuch endete mit einem Rundgang durch eine Projektgalerie, in der die Arbeit der Initiativen detailliert vorgestellt wurde. Die Projektkoordinatoren Alexandra Klee-Richter und Julian Rösner (WIR-ONnFIT) sowie Max Quant (LIMEA-MY TURN) erläuterten ihre Arbeit im Detail. Dabei fand auch ein Austausch mit sieben Geflüchteten aus der Ukraine statt, die positive Erfahrungen mit den Projekten gemacht haben.
Geförderte Projekte
Das Projekt „ONnFIT – Ost Nordhessen für nachhaltige Förderung individueller Teilhabe“ wird im Rahmen des Programms „WIR-Netzwerke integrieren Geflüchtete in den regionalen Arbeitsmarkt“ vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie der Europäischen Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert. „LIMEA – Langfristige Integration von Migrantinnen durch Empowerment und Aktivierung“ wird durch das Programm „MY TURN – Frauen mit Migrationserfahrung starten durch“ ebenfalls vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und der EU über den ESF Plus unterstützt. +++