Masterplan für das Rote Moor gefordert

Entfernen des Gehölzaufwuchses auf den feuchten Offenlandstandorten gefordert

Gersfeld. Das Fachforum Naturschutz und Kulturlandschaft im Verein Natur- und Lebensraum Rhön e.V. (VNLR) befasst sich seit Jahren mit der Entwicklung des Naturschutzgebiets Rotes Moor. Die Forensprecher Rieke Trittin und Joachim Schleicher begrüßen, dass nun eine Neuzonierung des Schutzgebietes vorgenommen und einige, für den Schutz der Offenlandarten wichtige Flächen, aus dem Kernzonenstatus entlassen wurden. Damit folgte die Obere Naturschutzbehörde weitgehend dem Vorschlag des VNLR. Insgesamt ist aus Sicht des Fachforums der Zustand des Schutzgebietes allerdings unbefriedigend.

Das Moor war lange Zeit einziger Lebensraum des Birkwildes in Hessen. Zwar haben in den letzten Jahren wieder vereinzelt Hähne im Gebiet überwintert, als Brutvogel ist das Raufußhuhn allerdings seit vielen Jahren verschwunden. Auch für die Offenlandarten wie Bekassine, Wiesenpieper, Braunkehlchen und Raubwürger stellten die Offenlandbereiche des Schutzgebietes ein hessenweit bedeutsames Rückzugsgebiet dar. Leider sind diese Arten inzwischen ebenfalls weitgehend aus dem Gebiet verschwunden. Als Grund sehen die Experten des Forums neben dem allgemein zu beobachtenden Artenrückgang auch Defizite in der Schutzgebietspflege. Das Forum fordert zunächst eine Grundsatzentscheidung, ob das Schutzgebiet im Sinne des Prozessschutzes großflächig zuwachsen soll oder, ob zu Gunsten von europaweit hochbedrohten Offenlandarten eine gezielte Pflege bei Zurückdrängen der Verbuschung durchgeführt werden soll. Das Forum plädiert für Schutzmaßnahmen zugunsten der Offenlandarten. Die zweite zentrale Forderung ist, dass ein Masterplan bzw. ein Pflegeplan für das Moor erstellt und umgesetzt wird, der den zahlreichen Lebensraumtypen und dem Mosaik aus Kernzonenflächen und historischer Kulturlandschaft gerecht wird. Auch eine Erweiterung des Schutzgebietes um die westlich des Moores gelegenen HessenForst-Flächen und Nabu-Flächen wird vorgeschlagen. Eine zentrale Forderung ist, ein Offenland-Korridor über den Ottilienstein zu den Freiflächen der Langen Rhön herzustellen, um den Artenaustausch mit dem großen bayerischen Schutzgebiet zu ermöglichen.

Ferner wird das Entfernen des Gehölzaufwuchses auf den feuchten Offenlandstandorten gefordert. Bemängelt wird, dass diese in den letzten Jahren rasant zugewachsen sind und eine hohe Wildschweindichte begünstigen. Aber auch eine Förderung des Strukturreichtums zwischen Offenland und Wald mit gestuften Beständen gehört zu den umzusetzenden Maßnahmen. Weitere notwendige Pflegemaßnahmen sind aus Sicht des Forums die Entnahme von standortfremden Fichten und Grauerlen sowie Auflichtung der inzwischen dichten Karpartenbirkenbestände, um die Lebensräume für den Skabiosen-Scheckenfalter und das Birkhuhn wiederherzustellen. Letztlich darf aus Sicht des Forums auch die Renaturierung des verbliebenen Hochmoorkörpers kein Tabu sein. Aktuell baut sich die Torfschicht des Moorkörpers ab, weil zu viel Wasser abfließt. Damit kommt es auch zu unerwünschten CO²-Freisetzungen. Im Hinblick auf den Klimaschutz und den wertvollen Lebensraum hält das Fachforum eine Wiedervernässung des Hochmoores für notwendig und machbar. Verwiesen wird dabei auf die bundesweiten Erfahrungen zur Sanierung von Hochmooren, die z. B. aus dem Harz und dem Vogtland, aber auch aus dem Vogelsberg vorliegen. Wichtig ist dem Forum aber auch, dass es zu einem länderübergreifend abgestimmten Vorgehen kommt. Im Bereich des NSGs Lange Rhön werden seit Jahren intensive Maßnahmen durchgeführt, um die Situation für die Offenlandarten zu stabilisieren. Ein Schulterschluss mit Bayern wird für zentral erachtet, um den länderübergreifenden Mittelgebirgslebensraum für die Ziel- und Leitarten im Biosphärenreservat Rhön zu erhalten. +++ pm