Magazin: Zahlreiche Prominente fordern Eherecht für Homosexuelle

Berlin. Prominente aus Politik, Gesellschaft, Kultur, Sport und den Kirchen fordern das Recht auf Eheschließung auch für Homosexuelle. In Statements für den „Spiegel“ sehen sie nach dem Volksentscheid in Irland die Zeit gekommen, die Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Paare in Deutschland zu beenden. „Die Bedeutung der Ehe zwischen Mann und Frau wird dadurch kein bisschen geschmälert“, sagte Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, gegenüber dem „Spiegel“.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) kritisierte die Blockadehaltung des Koalitionspartners: „Die Union stellt gerade fest, dass die Menschen in Deutschland längst weiter sind als ihre eigene Beschlusslage.“ Der CDU-Generalsekretär Peter Tauber zeigte Verständnis: „Für mich steht außer Frage, dass in einer eingetragenen Partnerschaft Werte gelebt werden, die auch Grundlage für eine gelungene Ehe sind.“ Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Thomas Oppermann, bietet – laut Magazin – deshalb der Union an: „Lasst uns in dem Punkt den Koalitionsvertrag nachbessern.“ Unter den vielen Prominenten, die die Ehe für alle fordern, sind Mitglieder aller im Bundestag vertretenen Fraktionen, Moderatoren wie Frank Plasberg, Anne Will und Maybrit Illner, Künstler wie der Regisseur Tom Tykwer, Schauspieler wie Charlie Hübner, aber auch katholische Gelehrte und Muslime.

Umfrage: Große Mehrheit für Gleichstellung homosexueller Partnerschaften

Eine große Mehrheit der Deutschen ist dafür, die Lebenspartnerschaften von Homosexuellen der Ehe gleichzustellen und schwulen wie lesbischen Paaren zu erlauben, Kinder zu adoptieren. Das legt eine Meinungsumfrage des „Spiegel“ unter 500 Wahlberechtigten nahe. Zwei von drei der Befragten stimmten demnach der Aussage zu, dass Kanzlerin Angela Merkel dem Beispiel anderer Länder folgen und sich dafür einsetzen sollte, eingetragene Lebenspartnerschaften in Deutschland rechtlich in allen Punkten mit der Ehe gleichzustellen. Eine noch größere Mehrheit, nämlich drei von vier der Befragten, ist davon überzeugt, dass es eingetragenen Lebenspartnern erlaubt sein sollte, gemeinsam ein fremdes Kind zu adoptieren. Dieses Adoptionsrecht sieht der neue Gesetzentwurf der Bundesregierung zu den eingetragenen Lebenspartnerschaften nicht vor. Nach Informationen des Magazins waren derartig hohe Zustimmungswerte für die Homo-Ehe Kanzlerin Angela Merkel bereits im März 2013 bekannt. Eine für das Kanzleramt bestimmte Meinungsforschung hatte ergeben, dass 66 Prozent der Deutschen für eine Gleichstellung der eingetragenen Lebenspartnerschaft mit der Ehe waren. Noch mehr meinten, dass es auch eingetragenen Lebenspartnerschaften erlaubt werden sollte, ein Kind zu adoptieren. Sechs Monate später hatte sich die Kanzlerin in der „Wahlarena“ der ARD allerdings gegen eine vollständige Gleichstellung ausgesprochen.

Ramelow wirbt für rot-rot-grüne Initiative im Bundesrat

Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) will die rot-rot-grüne Mehrheit im Bundesrat für eine Initiative zu Gunsten der vollen Gleichstellung homosexueller Partnerschaften nutzen. „Die Ehe muss für alle geöffnet werden“, sagte er der „Berliner Zeitung“. Die „Gestaltungsmehrheit“ von SPD, Grünen und Linken in der Länderkammer könne einen gemeinsamen Impuls zur Beschleunigung des Entscheidungsprozesses auf Bundesebene setzen. „Wir sind offen für Verhandlungen über eine gemeinsame Initiative.“ Ramelow griff damit Äußerungen sozialdemokratischer Ministerpräsidentinnen auf, die nach dem positiven Volksentscheid in Irland auf die rasche Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe auch in Deutschland drängen. Mehrere rot-grüne regierte Länder kündigten einen entsprechenden Vorstoß im Bundesrat an. Eine solche Initiative würde die SPD auf Bundesebene in Schwierigkeiten bringen, weil sie sich koalitionstreu zu ihrem Regierungspartner CDU/CSU verhalten muss. Die Union lehnt die sogenannte Homoehe ab. +++ fuldainfo