Lufthansa macht Vereinigung Cockpit neues Angebot

Ex-Cockpit-Chef von Sturm erwartet weitere Streiks bei Lufthansa

Frankfurt/Main. Die Lufthansa hat der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) im Tarifkonflikt ein neues Angebot unterbreitet. Man biete den Piloten eine „Anhebung der Vergütung in zwei Stufen um insgesamt 4,4 Prozent sowie eine Einmalzahlung an“, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. „2016 würde eine Vergütungserhöhung um 2,4 Prozent erfolgen und für 2017 um weitere 2,0 Prozent.“ Das Angebot sei an „keine weiteren Bedingungen“ geknüpft und erfülle „eine zentrale Forderung der VC“, so der Konzern weiter. Man hoffe, „auf Basis dieses Angebotes gemeinsam mit der VC eine Schlichtung des Vergütungstarifvertrages vorzubereiten“. In der jüngsten Streikwelle seit dem 23. November musste die Lufthansa nach eigenen Angaben rund 4.450 Flüge mit 525.000 Fluggästen streichen.

Siemens-Chef kritisiert Dauerstreik der Lufthansa-Piloten

Der Vorstandschef von Siemens, Joe Kaeser, hat den Dauerstreik der Lufthansa-Piloten scharf kritisiert. „Die häufigen und andauernden Streiks bei der Lufthansa sind nicht nur eine Belastung für hunderttausende Passagiere. Die Streiks schaden auch zunehmend der deutschen Wirtschaft und der `Marke Deutschland`, die für Verlässlichkeit und Qualität steht“, sagte Kaeser der „Bild“. Es brauche wieder mehr Zuverlässigkeit, so Kaeser: „Wir wollen uns nicht in Autonomie und die inhaltliche Debatte einmischen. Aber als großer Kunde müssen wir uns überlegen, wie wir auf Dauer damit umgehen. Deshalb appellieren wir an die Piloten, den Dialog zu erwidern und sich am Verhandlungstisch, um eine Lösung mit zu engagieren.“ Das helfe den Kunden, der Gesellschaft und „am Ende auch allen Mitarbeitern“.

Ex-Cockpit-Chef von Sturm erwartet weitere Streiks bei Lufthansa

Der Lufthansa-Kapitän und frühere Chef der Pilotenvereinigung Cockpit Thomas von Sturm erwartet weitere Streiks seiner Gewerkschaft im Tarifkonflikt mit der Lufthansa. „Wir gehen davon aus, dass die Auseinandersetzung sehr lange dauert“, sagte von Sturm der Wochenzeitung „Die Zeit“. Die Piloten würden sich „niemals freiwillig in dieses Erpressungssystem der ausgelagerten Fluggesellschaften begeben. Das halten wir zur Not noch fünf Jahre durch“. Die Lufthansa habe „schon 500 Millionen Euro investiert bei dem Versuch, unsere Tarifstrukturen aufzusprengen, die wollen so schnell nicht rückwärts. Der Schaden muss vermutlich noch erheblich größer werden“, sagte von Sturm der Zeitung. „Wenn wir aber mit den Streiks die Reputation der Airline so nachhaltig beschädigen, dass sie in wirtschaftliche Turbulenzen kommt, wird das Management auf uns zukommen müssen.“ Von Sturm war bis 2006 Chef von Cockpit und gab erst im vergangenen Jahr sein Amt als Leiter der Tarifkommission der Piloten bei der Lufthansa ab. In dem Interview sprach er in seiner Rolle als Flugkapitän, nicht als Gewerkschaftsfunktionär. Seit April 2014 hat Cockpit insgesamt 15 mal zu Streiks bei der Lufthansa aufgerufen. Dabei wurden fast 15.000 Flüge abgesagt, mehr als 1,7 Millionen Passagiere waren betroffen. Von Sturm erwartet so schnell kein Ende der Ausstände. „Unser Vertrauen in die Unternehmensspitze ist unter dem Nullpunkt“, sagte er. „Es ist offensichtlich das Ziel des Lufthansa-Managements, dass keine Tarifverträge mehr existieren.“ Das Management um Konzernchef Carsten Spohr wolle, „dass wir in Konkurrenz stehen zu den weniger geschützten Piloten der Eurowings. Es will einen Wettlauf nach unten“. Und weiter: „Angst um den Arbeitsplatz soll die Leute motivieren, wie die Hamster im Laufrad zu treten“, so der langjährige Boeing-747-Kapitän. Wann die Piloten den nächsten Streik ausrufen werden, verriet von Sturm nicht. Auf die Frage „Wenn Sie zu Weihnachten nach New York fliegen müssten, was würden Sie tun?“ entgegnete er jedoch: „Wenn ich sicher gehen wollte, würde ich United Airlines buchen.“ +++