Lokführer wollen von Mittwoch bis Montag streiken

Bahn

Frankfurt/Main. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will von Mittwoch bis Montag streiken. Im Güterverkehr werde der Ausstand am Mittwoch um 15:00 Uhr beginnen, im Personenverkehr am Donnerstag um 02:00 Uhr, wie die GDL am Dienstag mitteilte. Der Streik solle demnach bis zum Montagmorgen um 04:00 Uhr andauern. Der Tarifvertrag für Verfahrensfragen der Deutschen Bahn (DB) sei ein Frontalangriff gegen die grundgesetzlich geschützte Koalitionsfreiheit, hieß es seitens der Gewerkschaft.

Die GDL wirft der Bahn vor, eine Vorstufe eines Tarifeinheitsgesetzes durchsetzen zu wollen, „das im Lichte des Grundgesetzes niemals zulässig wäre“. GDL-Chef Claus Weselsky sagte: „Wir wollen und müssen im Auftrag unserer Mitglieder verhandeln, egal ob diese als Lokführer, Zugbegleiter, Bordgastronomen, Disponenten, Ausbilder, Instruktoren oder Lokrangierführer in den Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) der DB arbeiten. Dieses Grundrecht ist in Gefahr und damit die Funktion von Gewerkschaften an sich. Nach diesem Tarifdiktat sollen wir Scheinverhandlungen für das Zugpersonal führen und würden in Wahrheit zum zahnlosen Tiger. Genau das ist vom Arbeitgeber gewollt.“

Die GDL fordere eigenständige Tarifverhandlungen ohne Einschränkung des Grundrechtes auf Koalitionsfreiheit für ihre mehr als 19.000 Mitglieder des Zugpersonals in den EVU der DB, teilte die Gewerkschaft weiter mit. „Es muss Schluss sein damit, dass die Kollegen wegen maßloser Überstunden schon im September ihre Jahresarbeitszeit erfüllt haben und ihnen zustehende Freizeit dauerhaft entzogen wird“, so Weselsky. Außerdem fordert die GDL fünf Prozent mehr Entgelt. „Das ist bei den Gewinnen der DB sehr moderat, insbesondere wenn man bedenkt, dass ein Lokführer nach 20 Berufsjahren 1.750 Euro und ein Zugbegleiter 1.300 netto bekommt.“

Anlässlich des kleinen Gewerkschaftstages der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in Fulda, äußert deren Chef Alexander Kirchner deutliche Kritik an GDL-Chef Claus Weselsky und seiner Streiktaktik: „Er schadet nicht nur der Bahn, er schadet der Gewerkschaftsbewegung, weil er eine andere Gewerkschaftslandschaft haben will“, sagte er im Interview mit „HR1“. Verschiedene Tarifverträge für gleiche Berufsgruppen bei der Bahn lehnte Kirchner ab: „Wir haben bei der Bahn bessere Tarifabschlüsse herausgeholt als die GDL. Es ist also völlig falsch, dass diese Organisation effektiver für die Interessen der Beschäftigten kämpft!“

Früher hätten die verschiedenen Bahngewerkschaften gemeinsam für ihre Interessen gekämpft, so Kirchner weiter in hr1. „Der Unterschied zwischen Weselskys und unserer Position ist, dass wir in Partnerschaft und Kooperation Tarifpolitik gestalten wollen, während Herr Weselsky die Spaltung der Belegschaft will.“ Der EVG-Chef plädiert im Gespräch für die Erhaltung des Mehrheitsprinzips, das den größeren Gewerkschaften mehr Entscheidungsrechte einräumt. Den Gesetzentwurf von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles für eine Tarifeinheit lehnt Kirchner in der jetzigen Form allerdings ab. Die Regelungen darin könnten „am Ende sogar zu einer Radikalisierung der Tarifpolitik führen“. +++ fuldainfo