Lindner nennt Ergebnisse des Impfgipfels „leider enttäuschend“

Biontech-Chef dementiert Probleme bei Impfstoffproduktion

Christian Lindner (FDP)

FDP-Chef Christian Lindner hat den Ausgang des Impfgipfels kritisiert. „Das Ergebnis des Impfgipfels ist leider enttäuschend“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Bislang ist es nicht gelungen, den Rückstand gegenüber anderen Ländern wegen der unzureichenden Bestellungen aufzuholen.“ Aus den langsamen Fortschritten beim Impfen dürfe sich nun aber kein Dauer-Lockdown bis zum Ende des Sommers ergeben. „Umso mehr ist es jetzt nötig, regional und mit innovativen Schutzkonzepten Öffnungen zu ermöglichen“, forderte Lindner. „Dort, wo die Lage vor Ort unter Kontrolle ist, wären pauschale Grundrechtseingriffe nicht verhältnismäßig.“

Ifo-Präsident fordert stärkere Anreize für Impfstoffhersteller

Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, hat die Teilnehmer des laufenden Impfgipfels aufgefordert, mit hohen Prämien auf zusätzlich gelieferte Impfstoff-Dosen neue Anreize für die Hersteller zu schaffen. „Der Impfgipfel wäre ein Erfolg, wenn die Beteiligten sich dafür aussprechen, den Impfstoff-Herstellern hohe, aber im Zeitablauf fallende Prämien für Impfdosen anzubieten, die über die bestehenden Verpflichtungen hinaus geliefert werden“, sagte Fuest der „Rheinischen Post“. „Planwirtschaftliche Kommandowirtschaft würde die Produktion eher verlangsamen“, sagte der Ökonom mit Blick auf die Forderungen nach einer sogenannten Notimpfstoffwirtschaft, die unter anderem die Grünen sowie CSU-Chef Markus Söder vorgebracht hatten. Auch wenn die Verhandlungen mit den Herstellern maßgeblich auf EU-Ebene geführt wurden, könne Deutschland dennoch entscheidend auf die Prozesse einwirken, sagte der Ifo-Chef. „Deutschland hat als großes Land erheblichen Einfluss auf die europäischen Entscheidungen. Es wird sicher möglich sein, die Partner zu überzeugen“, so Fuest. Bei der Impfstoff-Beschaffung seien sowohl die EU-Kommission als auch die EU-Mitgliedstaaten beteiligt gewesen. Vieles sei auch gut gelaufen, so der Ifo-Präsident, etwa die schnelle Entwicklung und Zulassung von Impfstoffen. „Bei der Beschaffung sind Fehler gemacht worden, aber wir alle machen manchmal Fehler, und Schuldzuweisungen helfen jetzt nicht. Es geht jetzt darum, die Versorgung mit Impfstoffen so schnell wie möglich zu verbessern“, sagte Fuest weiter.

Biontech-Chef dementiert Probleme bei Impfstoffproduktion

Biontech-Chef Ugur Sahin hat Kommentare zurückgewiesen, wonach es Probleme bei der Impfstoffproduktion gebe. Der Eindruck, es holpere, sei „defacto nicht richtig“, sagte Sahin am Montag den ARD-Tagesthemen. Die Prozesse, die notwendig seien, um die Produktion hochzufahren, würden dauern. „Was die Produktion angeht sind wir fast im Plan“, sagte Sahin weiter. Biontech habe vor zwei Wochen angekündigt, „temporär weniger zu liefern“, um die Produktionshallen zu erweitern und die Produktionsprozesse anzupassen. „Jetzt sind wir in der Lange, deutlich mehr zu produzieren, als wir Ende des letzten Jahres eingeplant hatten“. Der Impfgipfel heute sei wichtig gewesen, erklärt Sahin, damit alle „die Kompliziertheit verstehen“. „Wir haben keine vollen Lagerstätten. Alles, was wir produzieren, wird sofort ausgeliefert“. Auf die Frage, ob auch andere Firmen den Biontech-Impfstoff in Lizenz produzieren könnten, sagte Sahin, selbst große, erfahrene Unternehmen würden alleine für den Aufbau der Abfüllung „mehrere Monate“ brauchen. Laut letzten Plänen wird Biontech bis Ende dieser Woche 4,1 Millionen Corona-Impfdosen an Deutschland ausgeliefert haben, bis zum Ende des Quartals folgen wohl etwa acht Millionen weitere. Im zweiten Quartal könnten dann aber nach EU-Angaben schon mindestens 55 Millionen Impfdosen von Biontech an Deutschland gehen, weiteren Ankündigungen aus Brüssel und Berlin zufolge könnten es gar bis zu 85 Millionen Impfdosen sein.