Lauterbach: Teil-Lockdown denkbar

Immer mehr aktive Corona-Infektionen in Deutschland

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bringt zur Eindämmung der Corona-Infektionszahlen einen „sehr kurzen, zeitlich eng begrenzen Teil-Lockdown“ ins Spiel. Der „Passauer Neuen Presse“ nannte er dies eine „äußerst wichtige Möglichkeit“. Zum jetzigen Zeitpunkt sei ein kompletter Lockdown noch nicht nötig. „Noch können wir in Deutschland über die Verringerung der täglichen Kontakte die Situation unter Kontrolle bringen“, so Lauterbach. „Die nächsten drei Wochen werden zeigen, ob dies gelingt oder nicht.“

Ein Kontrollverlust stehe unmittelbar bevor, warnte Lauterbach, sagte aber zugleich: „Zum jetzigen Zeitpunkt könnten wir den deutlichen Anstieg der Infektionszahlen noch eindämmen. Das Fenster schließt sich aber deutlich.“ Nötig sei nun ein Strategiewechsel in der Kommunikation. „Wir brauchen auch Regeln für das private Umfeld“, forderte Lauterbach. „Wir müssen alle unsere Kontakte deutlich einschränken.“ Das heiße: „Weniger Freunde t  reffen, weniger Restaurantbesuche, weniger ins Kino und zu Sportveranstaltungen gehen. Die Einhaltung von Abstand, Hygiene und das Tragen von Masken allein, ohne die Zahl der Kontakte zu begrenzen, reicht nicht mehr aus. Die Bürgerinnen und Bürger sollten auf größere Treffen und Feiern in ihren Wohnungen verzichten.“ Von der Einführung einer generellen Maskenpflicht hält Lauterbach indes nichts. „Das wäre ein Fehler“, sagte er. „Die positive Wirkung einer generellen Maskenpflicht auch auf Straßen und Plätzen oder gar im Wald ist wissenschaftlich nicht belegbar. Wir dürfen keine Maßnahmen beschließen, die nicht haltbar sind.“

Lehrerpräsident Meidinger kritisiert Kultusminister

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, hat harte Kritik am Krisenmanagement der Kultusminister in der Coronakrise geübt und gibt den Ministern dafür die Note Fünf. „Die Kultusminister erinnern mich an einen Schüler, der zu spät angefangen hat zu lernen, sich dann panisch endlich hinsetzt – und, aus der Überforderung heraus, dann sagt: Augen zu und durch, Mut zur Lücke, es wird schon irgendwie reichen, um durchzukommen“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Dann habe es eine Zeit mit einer so großen täglichen Flut an neuen Vorgaben aus den Ministerien gegeben, dass sich die Schulen kaum darauf hätten einstellen können, fügte er hinzu. „Und jetzt hoffen sie anscheinend, dass alles wie von selbst gut geht.“ Meidinger fasste zusammen: „Das Krisenmanagement der Kultusminister in der Coronakrise war in zahlreichen Fragen – von der Erstreaktion über die Vorbereitung des Schuljahres bis hin zu klaren pr  aktikablen Hygieneschutzmaßnahmen – nicht ausreichend. Das ist dann, so leid es mir tut, in einer Note ausgedrückt eine Fünf.“

Immer mehr aktive Corona-Infektionen in Deutschland

Die Zahl der Menschen in Deutschland, die gleichzeitig aktiv mit dem Coronavirus infiziert sind, steigt immer weiter. Laut Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Montagmorgen legte die Zahl binnen eines Tages von knapp 102.000 auf etwa 106.000 Menschen zu. Erst am Vortag war die Marke von 100.000 aktiven Corona-Infektionen erstmals überschritten worden. In der ersten Welle war der höchste Wert am 6. April bei rund 64.300 aktiv Infizierten erreicht worden, danach war die Zahl bis zum 14. Juli auf den tiefsten Stand bei rund 4.700 Personen gefallen. Unterdessen steigt auch die Zahl der Städte und Landkreise, die als „Risikogebiet“ gelten, immer weiter. Mittlerweile ist vor allem im Westen und Süden Deutschlands ein Großteil der Regionen betroffen. Im Nordosten Deutschlands ist die Situation dagegen noch vergleichsweise entspannt.

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