Last-Border-Patrol-Feier auf Point Alpha

Schüler sammeln „Grenzerfahrung“

„Gerade in einer Zeit, in der mitten in Europa wieder ein grausamer Krieg tobt, gilt es, die Einführung der demokratischen Kultur in Deutschland nach 1945 und das großartige Engagement der Vereinigten Staaten an der „Grenze der Freiheit“ im Gedächtnis wach zu halten sowie die Bedeutung der transatlantischen Beziehungen für die Gegenwart in den Blickpunkt zu rücken“, lautete der Grundtenor bei der „Last Border Patrol“ im US Camp der Gedenkstätte Point Alpha. Traditionell hatte die Point Alpha Stiftung in den ehemaligen „Observation Post Alpha“ eingeladen, um im Rahmen eines Schüler-Begegnungstages mit Festakt und dem beeindruckenden Fahnenzeremoniell „Retreat Ceremony“ an die letzte Patrouille der US-amerikanische Soldaten vor 32 Jahren entlang der Grenze am Hummelsberg zwischen Rasdorf und Geisa zu erinnern.

Nach mehr als vier Jahrzehnten Präsenz am Eisernen Vorhang gingen die US-Soldaten des Blackhorse Regiments am 31. März 1990 von Point Alpha aus ihren letzten Kontrollgang entlang der Innerdeutschen Grenze. „Der Blick in die Vergangenheit und ganz aktuell in die Ukraine zeigt uns die Aufgaben für Gegenwart und Zukunft auf“, mahnt Benedikt Stock, Geschäftsführender Vorstand der Point Alpha Stiftung, der direkt nachschiebt: „Zur Bewahrung von Demokratie, Freiheit und Frieden müssen die Gesellschaften alles in die Waagschale werfen, auch über Grenzen hinweg. So wie die US-Army damals am authentischen Geschichtsort. Die Point Alpha Stiftung verbindet eine lange, gewachsene Freundschaft mit den Amerikanern. Wir teilen gemeinsame Erfahrungen, Werte und Interessen. Die Präsenz und die Kontakte mit den US-Vertretern belege, welche Bedeutung die Gedenkstätte Point Alpha noch heute für unsere amerikanischen Partner, allen voran die US-Veteranen, sowie ebenso für die Politik von Thüringen und Hessen hat.“ Es sei keine Selbstverständlichkeit gewesen, uns Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg die Hand zu reichen, wirtschaftliche und politische Aufbauhilfe zu leisten und die junge Bundesrepublik in die Gemeinschaft der freien Völker zurückzuführen und dies mit der Präsenz am einst „heißesten Punkt“ im Kalten Krieg zu verteidigen.

Auftakt zur Veranstaltung war die würdevolle Flaggen-Parade, das sogenannte „Retreat Ceremony“, welche von den amerikanischen Kadetten der High School JROTC aus Wiesbaden unter Leitung von Instructor Allen T. Ashton durchgeführt wurde und der Intonation der Nationalhymne endete.

US-Generalkonsul Norman Thatcher Scharpf und Brigadegeneral Jed J. Schaertl, von der U.S. Army Europa und Afrika, hoben in ihren Grußworten noch einmal die Wachsamkeit, die Kampfbereitschaft, die Leidenschaft und die Leistungen der GIs auf Point Alpha während des Kalten Krieges hervor, und betonten die Rolle dieses symbolischen Ortes für die militärischen und politischen Entwicklungen. Die anwesenden Schülergruppen im Blick, betonten beide, dass es wichtig sei, die Erfahrungen der Vergangenheit in Verbindung mit den freiheitlichen und demokratischen Werten an die junge Generation zu vermitteln. Olaf von Roeder, Brigadegeneral der Luftwaffe der Bundeswehr und Kommandeur des Landeskommandos Hessen in Wiesbaden, fügte hinzu. „Point Alpha war nicht nur Wächter für Werte und Frieden, sondern stehe auch für die Überwindung von Diktatur und Grenzen.“

Begleitet wurde das Programm von etlichen Vertretern der United States Administrationen, der Bundeswehr, der Reservistenverbände sowie weiteren Gästen aus Politik und Gesellschaft, allen voran die Thüringer CDU-Landtagsabgeordneten Raymond Walk und Martin Henkel sowie die Bürgermeisterin der Point-Alpha-Stadt Geisa, Manuela Henkel. 

Ein zentraler Teil im Ablauf der Last Border Patrol war ein Schüler-Begegnungstag. Die 10. Klasse des Dr.-Sulzberger-Gymnasiums aus Bad Salzungen mit dem Klassenlehrer Karsten Linß und die 11. Klasse der Richard-Müller-Schule aus Fulda mit Klassenlehrer Rolf Pauthner sammelten unter fachkundiger Betreuung der Point Alpha-Gästeführer Maria Wagner und Helmut Henkel sowie der Wissenschaftlichen Mitarbeiterin Aline Gros bei einer Info-Präsentation und Führungen durch die Ausstellungen erste „Grenzerfahrungen“. Aufmerksam lauschten die Jugendlichen bei den Zeitzeugengesprächen den Ausführungen von Monika Held und Berthold Dücker, die in der Gedenkstätte anschaulich über die Hintergründe der Teilung, die Entwicklung der Grenzanlagen, und über Leben mit und am „Eisernen Vorhang“ berichteten. US-Veteran Vern Croley III. ließ derweil bei den US-Kadetten noch einmal seine Dienstzeit im ehemaligen „Observation Post Alpha“ lebendig werden. „Freedom’s Frontier“ so nannten die Soldaten des 14. und dann des 11. Armored Cavalry Regiments den Ort, an dem Sie Jahrzehnte Dienst taten – täglich die Symbole der Unfreiheit mit Stacheldraht, Streckmetallzäunen und Selbstschussanlagen vor Augen – mit seinen persönlichen Erzählungen und Erfahrungen wurde der Tag auch für die jungen US-Amerikaner zu einem prägenden Erlebnis. +++ pm