Kunden müssen noch länger auf Handwerker warten

Dem Handwerk gehe es im Moment wirklich sehr gut

Die Deutschen müssen noch länger warten, bis sie einen Termin bei einem Handwerksbetrieb bekommen. „Die Wartezeiten werden sich leider erst einmal nicht verkürzen. Zurzeit muss man im Durchschnitt neun Wochen auf einen Termin warten“, sagte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer der „Welt am Sonntag“. Dem Handwerk gehe es im Moment wirklich sehr gut. „Wir hatten im vergangenen Jahr 3,1 Prozent Umsatzwachstum, in diesem werden es fünf Prozent“, so Wollseifer.

Und die Auftragsbücher seien weiterhin gut gefüllt. Viele Betriebe kämen angesichts der starken Nachfrage kaum hinterher, die vielen Aufträge abzuarbeiten. Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) rechnet daher für 2019 mit einem Umsatzwachstum von drei bis vier Prozent, also deutlich mehr, als die Wirtschaftsleistung Deutschlands laut Prognosen insgesamt wachsen wird. Wollseifer übte trotz der guten Lage der Branche massive Kritik an der Bundesregierung. Die Pläne von Gesundheitsminister Jens Spahn für ein Pflegestärkungsgesetz oder die Rentenpläne von Arbeitsminister Hubertus Heil seien an sich sinnvoll. „Aber die Finanzierungsmodelle sind total daneben. Für all das sollen Arbeitgeber und -nehmer aufkommen, indem allein auf Löhne und Gehälter Beiträge erhoben werden“, kritisierte der ZDH-Präsident.

Die geplanten Vorhaben der Bundesregierung seien gesamtgesellschaftliche Aufgaben und müssten aus Steuermitteln finanziert werden, nicht über Sozialbeiträge, forderte Wollseifer. „Es kann nicht sein, dass unsere Betriebe und Mitarbeiter der Sozialabgabenpackesel der Nation sind. Wenn sich die Konjunktur eintrübt, kann sich die aktuell gute Gesamtlage schnell umkehren. Aber was das angeht, stoßen wir bei Vertretern der Bundesregierung leider auf Beratungsresistenz.“ In der Debatte um den Diesel kritisierte der ZDH-Präsident Politik und Autobauer gleichermaßen. Das vom Bund aufgelegte Förderprogramm zur Nachrüstung von Handwerker-Dieselautos sei nicht ausreichend, weil Fahrzeuge unter 2,8 Tonnen und über 7,5 Tonnen nicht davon erfasst würden. „Und manche Kommune hat sich auch nicht positiv hervorgetan, meine Heimatstadt Köln etwa“, so Wollseifer. „Wir sagen denen seit Jahren, dass der Verkehrsfluss verbessert werden muss, dass die Müllautos zu schmutzig sind und E-Busse gekauft werden müssen.“

Aber es habe sich nichts getan. In der Debatte um die Rückkehr zur Meisterpflicht sprach sich der ZDH-Präsident dafür aus, dass künftig wieder unter anderem in Gewerken wie den Fliesenlegern, Jalousie- und Rollladenbauern, Werbetechnikern oder Orgelbauern der Meisterbrief Voraussetzung zum Führen eines Betriebs sein müsse. „In den 41 Meisterberufen, die es noch gibt, findet 95 Prozent der Ausbildung statt. Die Reform (Aufweichung Meisterpflicht; d. Red.) hat eine Dequalifizierungsspirale in Gang gesetzt“, so Wollseifer. „Da klatschen Leute bei denkmalgeschützten Gebäuden irgendeine Kunststoffpampe an die Wände, anstatt mineralische Farben zu nehmen. Und mit solchen Leuten sollen wir die Digitalisierung vorantreiben?“ +++

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