Kreishandwerkerschaft Fulda: „Die Zeit drängt – Politik muss endlich konkrete Voraussetzungen schaffen“

Kreishandwerksmeister Krämer: "Testen darf nicht zu einer Kostenbelastung der Betriebe führen!"

Geschäftsführerin Gabriele Leipold und Kreishandwerksmeister Thorsten Krämer. Fotos: privat

In einer Pressemitteilung der Kreishandwerkerschaft Fulda bringen deren Geschäftsführerin Gabriele Leipold und Kreishandwerksmeister Thorsten Krämer ihren Unmut über die aktuellen politischen Geschehnisse zum Ausdruck. Danach würden die Beschlüsse und Verordnungen der zurückliegenden Wochen zu immer größerer Verunsicherung führen und zahlreiche Rückfragen von Handwerks- bzw. Mitgliedsbetrieben hervorrufen. Dazu betont Thorsten Krämer: „Es ist nicht zu übersehen, dass das Vertrauen in die Politik und die Akzeptanz in Entscheidungen sowie Empfehlungen auf Landes- und Bundesebene schwindet. Wir sind überzeugt, dass durch diese Tatsache auch das Risiko steigt, dass die Verordnungen missachtet werden.“

So seien wohl Schlagworte wie Testpflicht, Testempfehlung und Selbstverpflichtung der Wirtschaftsverbände in aller Munde und die Kreishandwerkerschaft Fulda habe sich auch dem gemeinsamen Appell der vier Spitzenverbände der Wirtschaft, BDA, BDI, DIHK und ZDH angeschlossen, dass Unternehmen und Betriebe ihren Beschäftigten regelmäßig Corona-Tests anbieten sollten. Dennoch schränkt Gabriele Leipold ein: „Testen ist zweifelsohne sinnvoll und wichtig, um das Infektionsgeschehen besser unter Kontrolle zu bekommen. Aber hier darf die Politik die Betriebe nicht alleine lassen und die Verantwortung einfach weitergeben. Kann es sein, dass jetzt wieder die Wirtschaft gefordert wird, dass Unternehmen und Betriebe die dringend notwendige Teststrategie auf deren eigene Kosten umsetzen soll?“ Gerade werde im Landkreis Fulda ein Schnelltest-Konzept für Betriebe vorbereitet. Nach aktuellen Informationen müssten die Betriebe die Umsetzung dann selbst organisieren und auch die Kosten selber tragen. Dabei müsse die Frage gestellt werden, wie diese Umsetzung beispielsweise mit den jeweiligen Arbeitszeiten oder unterschiedlichen Arbeitsbedingungen zu vereinbaren sei. Die Kreishandwerkerschaft fordert daher flächendeckend die kostenfreie Bereitstellung von Testangeboten. Thorsten Krämer: „Testen darf nicht an fehlenden Möglichkeiten bzw. schwierigen Testsituationen scheitern und nicht zu einer Kostenbelastung der Betriebe führen.“

Gabriele Leipold und Thorsten Krämer betonen unisono: „Es reicht. Der Wirtschaft wurde in den zurückliegenden zwölf Monaten viel abverlangt: Betriebsschließungen, Hygienevorschriften, Abstands- bzw. Quadratmeter-Regelungen, Lüften, Maskenpflicht, Homeoffice und vieles mehr. Dazu kommen noch endlose Antragsverfahren zu Coronahilfen, Kurzarbeit, teilweise sogar bis hin zur Grundsicherung.“ Wer sich die Corona-Maßnahmen vor Augen führt, so die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Fulda, kann beinahe den Eindruck bekommen, dass es gerade die Wirtschaft ist, die in besonderem Maße zum Handeln aufgefordert wird und die sich mit erheblichen Anstrengungen aus eigenen Kräften gegen die Coronafolgen gestemmt hat. Leipold weiter: „Nicht zu vergessen, dass unsere Wirtschaft durch den Mittelstand geprägt ist, jeder kleine Betrieb oder Solo-Selbstständige ist Teil unseres Wirtschaftssystems und damit eines der vielen Rädchen, die das System am Laufen hält.“ Doch gerade die vielen, meist inhabergeführten Handwerksbetriebe würden bereits seit einiger Zeit an ihre Grenzen stoßen – vor dem Hintergrund steigender Auflagen, der wachsenden Unsicherheit und weiteren Einschränkungen.

Die Kreishandwerkerschaft Fulda richtet daher einen dringenden Appell an die Politik auf Bundes- und Landesebene: „Die Politik muss jetzt endlich die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Anstrengungen und Einbußen der Wirtschaft nicht im Sande verlaufen. Die Zeit drängt, jetzt müssen wir an einem Strang ziehen. Die Bereitschaft der Betriebe und Unternehmen ist vorhanden – aber wie lange noch?“ Thorsten Krämer: „Unsere Regierung schafft es nicht, ihre eigenen Handlungsfelder erfolgreich abzuarbeiten. Es wurde mehr versprochen als eingehalten wird. Würden unsere Betriebe ähnlich unstrukturiert wirtschaften, könnten sie sich am Markt sicher nicht behaupten.“ Gabriele Leipold ergänzt abschließend der Mitteilung: „Nach einem Jahr gibt es immer noch kein klares Konzept und wir laufen der Corona-Entwicklung hinterher.“ +++ pm/ja