Kostenlose Bürgertests schon ab Samstag wieder möglich

Drosten: Vom Ende der Pandemie "noch meilenweit" entfernt

Kostenlose Bürgertests sind bundesweit theoretisch bereits ab dem Wochenende wieder möglich. Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Freitag, er werde noch am gleichen Tag die entsprechende Testverordnung unterzeichnen, die dann ab dem nächsten Tag gelte. Er gehe davon aus, dass Anfang der Woche das Angebot ausgebaut werde und verfügbar sei. Gleichzeitig kündigte Spahn an, ebenfalls per Verordnung die Finanzierung der Impfzentren der Länder bis mindestens April zu sichern. Der Bund werde die Hälfte der Kosten übernehmen. Außerdem sollen die niedergelassenen Ärzte für Impfungen mehr Geld bekommen. Die Vergütung je Impfung steige von 20 auf 28 Euro, für Impfungen am Wochenende gebe es zudem einen weiteren Zuschlag in Höhe von acht Euro. „Wenn nichts passiert, werden sich die Inzidenzen alle zwei Wochen verdoppeln“, sagte Spahn am Freitag. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte am frühen Freitagmorgen 48.640 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Das waren 31 Prozent oder 11.520 Fälle mehr als am Freitagmorgen vor einer Woche. Die Inzidenz stieg laut RKI-Angaben von gestern 249,1 auf heute 263,7 neue Fälle je 100.000 Einwohner innerhalb der letzten sieben Tage und damit so hoch wie nie zuvor.

Drosten: Vom Ende der Pandemie „noch meilenweit“ entfernt

Wegen der vielen Ungeimpften und der schleppenden Booster-Kampagne ist Deutschland derzeit nach Meinung des Direktors des Instituts für Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten, „noch meilenweit“ vom Ende der Pandemie entfernt. „Sobald Delta hier voll zuschlägt, sind die Krankenhäuser schnell überlastet“, sagte Drosten dem „Spiegel“. In Ländern mit hoher Impfquote wie Spanien oder Portugal hingegen, „dürfte man die Pandemie im Frühjahr wohl endgültig hinter sich lassen“. Erst wenn die Immunität in der Bevölkerung so groß ist, dass es nur noch zu regional begrenzten Ausbrüchen kommt, die das Gesundheitssystem nicht überlasten, spricht man in der Wissenschaft von einer Endemie. „Wir müssen uns langsam und bedächtig in die endemische Phase hineinmanövrieren, ohne dass unser Gesundheitssystem auf diesem Weg durch Überforderung zusammenbricht und es zu Todeszahlen wie in Großbritannien kommt“, sagte Drosten. Dafür müsse man jetzt aber „so schnell wie möglich reagieren“. Drosten empfahl drei Maßnahmen, um die Infektionswelle einzudämmen: Shutdowns, Boostern und Impflücken schließen. „Um die wirklich erschreckend hohe Inzidenz zu drücken, sind aus wissenschaftlicher Sicht Kontaktbeschränkungen dringend erforderlich“, sagte der Virologe dem „Spiegel“. Man müsse „jetzt alles daransetzen, die millionenfache Impflücke in der erwachsenen Bevölkerung zu schließen“, um schneller aus der Pandemie zu gelangen, erklärte Drosten. Schließlich könne es zu neuen Virusvarianten kommen, „gegen die wir komplett neu animpfen müssten – vor allem wenn wir uns dann noch nicht in der endemischen Phase befinden“. „Jeder sollte überprüfen, ob man die eigenen Kontakte nicht wieder für ein paar Wochen bewusst einschränken kann“, sagte Drosten dem „Spiegel“. „Das eigenverantwortliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger hat uns schon in den vorherigen Wellen aus der Patsche geholfen. Ich hoffe, dass das wieder gelingt.“

Österreich ab Sonntag wieder „Hochrisikogebiet“

Deutschland erklärt Österreich wieder zum Corona-„Hochrisikogebiet“. Die Einstufung gelte ab Sonntag, bestätigte der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag. Das bedeute, wer nicht geimpft oder genesen sei müsse bei der Rückkehr aus Österreich nach Deutschland in Quarantäne, so Spahn. In Österreich liegt die 7-Tage-Inzidenz bei 761 Neuinfektionen je Woche und 100.000 Einwohner. In Oberösterreich liegt sie sogar bei 1.193, in Salzburg bei 1.142. Das bedeutet, jede 85. Person hat sich dort allein in der letzten Woche nachweislich mit Corona infiziert. Am niedrigsten ist die 7-Tage-Inzidenz mit 436 in Wien. +++