Kommunen im Sternenpark Rhön sind Vorreiter bei umweltverträglicher Beleuchtung

Aktionsprogramm Insektenschutz der Bundesregierung wird konkret

Den Himmel zu beobachten lohnt sich während der Sternenparkwochen.

Weniger Lichtverschmutzung in ganz Deutschland – das will die Bundesregierung im Rahmen des „Aktionsprogramms Insektenschutz“ erreichen. Was in einem Gesetzentwurf, den das Bundesumweltministerium nun präsentiert hat, festgehalten ist, ist im Sternenpark Rhön schon lange gängige Praxis: Hier wird nicht nur auf umweltfreundliche Beleuchtung gesetzt, zahlreiche Kommunen gehen noch einen Schritt weiter und verzichten nachts stundenweise auf ihre Straßenbeleuchtung. Im Landkreis Fulda gehen Tann und Ebersburg mit gutem Beispiel voran.

Auch wenn das Thema Lichtverschmutzung und deren Beitrag zum Insektensterben in der Bevölkerung zum Teil noch wenig bekannt ist, rücken Lichtimmissionen in aktuellen Forschungen als eine der Hauptursachen für den dramatischen Rückgang der nacht- und dämmerungsaktiven Lebewesen in den Fokus. Das Aktionsprogramm Insektenschutz der Bundesregierung soll daher dazu beitragen, „dass die Lichtverschmutzung insgesamt reduziert wird und eine Umstellung auf insektenfreundliche Lichtquellen erfolgt“ (Quelle). Eine konkrete Verordnung hierzu soll bis Ende 2022 vorliegen, hieß es nun Anfang August. Was in den kommenden Jahren in ganz Deutschland Pflicht werden soll, wird im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön bereits seit 2014 umgesetzt. Zahlreiche Kommunen im internationalen Sternenpark Rhön haben ihre öffentliche Beleuchtung nicht nur energieeffizient umgerüstet, sondern sind dabei auf Sternenpark-konforme Leuchtmittel mit Beachtung der Para-meter Lichtlenkung-, -menge und -farbe umgestiegen und leisten so einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz. Viele von ihnen schalten zudem einen Teil ihrer Straßenbeleuchtung nachts stundenweise ab – im Landkreis Fulda betrifft das die Gemeinde Ebersburg und die Stadt Tann.

Im Sternenpark Rhön als Gemeinschaftsleistung der aktuell 40 beteiligten Kommunen stehen bei Maßnahmen wie diesen Transparenz und das Einbeziehen und Aufklären der Bevölkerung an oberster Stelle. So werden auch das subjektive Sicherheitsgefühl und die Sorge, eine zeitweise Abschaltung der öffentlichen Beleuchtung könne ein Sicherheitsrisiko darstellen, ernst genommen. Bereits im Sommer 2019 haben die Hessische Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön und die Stadt Tann daher einen Infoabend veranstaltet, an dem der Aspekt Sicherheit im Fokus stand. Unter anderem wurde berichtet, dass der Einsatz von Feuerwehr und Rettungskräften durch die Abschaltung nicht beeinträchtigt werde. Zum Thema Kriminalität berichtete Peter Gefeller, Bürgermeister der Stadt Staufenberg im Land-kreis Gießen, von Erfahrungen aus seiner Stadt. In Staufenberg bleiben bereits seit dem Jahr 2013 die Nebenstraßen von 1 bis 5 Uhr dunkel. Die Rückmeldung aus der Bevölkerung sei überwiegend positiv, dennoch habe es bei einigen Bedenken wegen eines vermeintlichen Anstiegs von Straftaten gegeben, sagte Gefeller. Vor diesem Hintergrund nahm er die Kriminalstatistik besonders in den Blick. Ergebnis: Seit der Abschaltung der Straßenbeleuchtung sei die Kriminalitätsrate nicht angestiegen. Ähnliches berichtete Matthias Krönung, Leiter der Polizeistation Hilders, für die Stadt Tann.

Auf aktuelle Nachfrage im August 2020 erklärt das Polizeipräsidium Osthessen: „Die Anzahl der Gesamtstraftaten für Tann und Ebersburg lässt auch mit ihren sehr geringen Fallzahlen innerhalb der einzelnen Deliktsfelder keine belastbare Aussage über mögliche Zusammen-hänge mit der nächtlichen Abschaltung der Straßenbeleuchtung zu.“ So wurde in Tann im Jahr 2019 ein Gesamtstraftatenaufkommen von 70 Fällen polizeilich registriert – ein Wert, der innerhalb der vergangenen fünf Jahre mit Ausnahme des Jahres 2018 (109 registrierte Straftaten) auf einem „annähernd gleichbleibenden Niveau“ liege. Im Zeitraum 2014 bis 2019 seien somit keine Auffälligkeiten festzustellen – Gleiches gelte für Ebersburg. +++