Kommunalpolitischer Abend der Industrie- und Handelskammer Fulda

Netzwerken als Markenkern

Haupt- und Ehrenamt der IHK Fulda: (v. li.) OB Dr. Heiko Wingenfeld, IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schunck, die scheidende IHK-Vizepräsidentin Monika Hauß-Schmid, IHK-Ehrenpräsident Bernhard Juchheim mit Gattin Brigitte, IHK-Präsident Dr. Christian Gebhardt und Landrat Bernd Woide Foto: IHK Fulda

Für Landrat Bernd Woide ist es der Markenkern der Region, für IHK-Ehrenpräsident Bernhard Juchheim das Zeichen für eine funktionierende Familie: das Netzwerken. So ist es nur folgerichtig, dass der frisch gewählte IHK-Präsident Dr. Christian Gebhardt gut 80 Vertreter aus Kommunalpolitik und Wirtschaft zum 5. Kommunalpolitischen Abend im großen Konferenzraum der IHK Fulda begrüßen konnte.

Nimmt man die Anzahl und Intensität der Gespräche als Gradmesser, dann funktioniert der Austausch zwischen Wirtschaft und Politik in der Region Fulda hervorragend. Bürgermeister, Kommunalpolitiker und Unternehmer nutzten die Gelegenheit zum Meinungs- und Erfahrungsaustausch. Und sicherlich wurde auch das eine oder andere Problem angesprochen, dass unter den Nägeln brennt, zum Beispiel der Bürokratieabbau. Besonderen Wert legte Dr. Christian Gebhardt auf eine Vereinfachung der bürokratischen Verfahren. Das verdeutlichte der neue IHK-Präsident in seinen Begrüßungsworten: „Wir wollen die Region Fulda zu einer Modellregion für Bürokratieabbau machen.“ Viele Entscheidungen würden zwar nicht auf lokaler Ebene getroffen, doch gelte es, den sich hier bietenden Entscheidungsspielraum zum Wohle der heimischen Wirtschaft zu nutzen. Auch im Zeitalter von Globalisierung und Digitalisierung müsse für Verwaltungsverfahren die Devise gelten: „lokal schlägt überregional. Deshalb sind wir gegen die Verlagerung von Kompetenzen des Landkreises auf das Regierungspräsidium.“

Vielfalt als Vorteil

Damit sprach er Bernd Woide aus der Seele. Denn mit Blick auf die besondere Wirkung des Artikels 28 Absatz 2 des Grundgesetzes sagte der Landrat: „Was vor Ort entschieden werden kann, soll auch vor Ort entschieden werden.“ Dies werde leider von den aktuellen Bestrebungen auf Bundes- und Landesebene konterkariert. Grund sei das Bestreben, die Unterschiede zwischen den Regionen zu beseitigen. „Aber einheitliche Lebensverhältnisse hat es in Deutschland noch nie gegeben und wird es auch nie geben. Jede Region hat ihre Eigenheiten. Die Vielfalt hat uns immer stark gemacht“, so Woide. Mit Blick auf die mehr als 1000-jährige Wirtschaftsgeschichte der Stadt Fulda, wagte Gebhardt dann auch einen Blick in die Zukunft. Die Entwicklung des ländlichen Raums und die Fachkräftesicherung seien untrennbar miteinander verbunden. Politik und Wirtschaft säßen hier im wahrsten Sinne des Wortes in einem Boot. Eine Chance, beides zu bewältigen, sieht der Präsident in der zunehmenden Verschmelzung von Arbeiten und Wohnen. Hier böten sich neue Möglichkeiten vor allem für die Beschäftigung von Frauen und auch für neue Formen der Mobilität. Schließlich dürfe auch die hohe Zahl der Studienabbrecher – je nach Hochschulform zwischen einem Drittel und einem Viertel – nicht länger ein Tabuthema sein. Für viele könnte das duale Ausbildungssystem eine echte Alternative bieten.

Entwicklung aus der Mitte

Mit Blick auf Landrat Bernd Woide und Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld versprach der neue IHK-Präsident: „Wir werden die besonders entspannte und freundschaftliche Atmosphäre zwischen Wirtschaftsvertretern, Landrat und Oberbürgermeister weiterpflegen.“ Gebhardt ging dabei auch auf die Bedeutung der gemeinsamen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Region Fulda GmbH ein. Oerbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld nahm diesen Ball gerne auf und betonte: „Allein, dass es kurze Wege gibt und sie genutzt werden, reicht noch nicht aus. Es braucht auch die passenden Persönlichkeiten.“ Und die gäbe es in der Region Fulda. Der OB bezeichnete die aktuelle wirtschaftliche Phase als eine besondere, in der es Fulda so gut gehe wie vielleicht noch nie in seiner langjährigen Geschichte. Die künftige Entwicklung der Stadt erfolge aus der Mitte heraus. Mit dem weiteren Ausbau des Kongress- und Tagungszentrums und der Sicherung des Bahnstandortes mit der kurz bevorstehenden Fertigstellung des DB-Trainingszentrums seien hier bereits richtungsweisende Schritte unternommen worden.

Vorbildliche Unternehmer

Dr. Heiko Wingenfeld schlug in seinen Ausführungen einen Bogen zu den beiden langjährigen Mitgliedern des IHK-Präsidiums, die im Rahmen des Kommunalpolitischen Abends verabschiedet wurden: „Diese Stadt und diese Region wurden immer weiterentwickelt von Menschen, die Zuversicht hatten. Monika Hauß-Schmid und Bernhard Juchheim sind solche Menschen. Sie stehen als Unternehmer vorbildlich für eine echte soziale Marktwirtschaft.“ Auch Landrat Bernd Woide lobte die scheidenden Ehrenamtsträger für ihre Leistungen bei der Entwicklung der heimischen Bildungslandschaft sowohl im dualen System als auch an der Hochschule. Präsident Dr. Gebhardt ging in seiner Ehrung gerade auf diese Verdienste ein. Monika Hauß-Schmid sei von 2002 bis 2019 in der Vollversammlung der IHK aktiv gewesen, die vergangenen zehn Jahre als Vizepräsidentin. Ihr besonderes Augenmerk habe der Berufsausbildung von Benachteiligten gegolten. Das würde sich auch in ihrem Engagement für die Fördergesellschaft Perspektiva dokumentieren. Fast drei Jahrzehnte, von 1991 bis 2019, war Bernhard Juchheim Mitglied der IHK-Vollversammlung. 2004 übernahm er das Amt des Vizepräsidenten und wurde 2009 zum Präsidenten gewählt. Dr. Christian Gebhardt: „Die Vollversammlung war für dich immer eine große Familie, die intensivste Form des Netzwerkens.“ Bernhard Juchheim bedankte sich ausdrücklich bei den Mitarbeitenden des Hauptamtes und den Kolleginnen und Kollegen von Präsidium und Vollversammlung für deren Unterstützung. Besuche bei anderen IHKs hätten ihm verdeutlicht, dass in Fulda die Welt wirklich noch in Ordnung sei: „Man spricht miteinander und findet einen Kompromiss. Ich bin richtig stolz auf euch!“ Und mit Blick auf die zahlreichen inhabergeführten mittelständischen Unternehmen der Region, die erfolgreich weltweit agieren, appellierte Juchheim an die Politiker: „Pflegen Sie diese Schätze, sorgen Sie dafür, dass sie hier bleiben und nicht kaputt gehen.“ +++ pm

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