Kömpel: Potenzial an qualifizierten Frauen wird nicht ausgeschöpft

Jürgen Diener, Birgit Kömpel, Claus-O.Herzig, Christian Gebhardt und Franz-Georg Brandt (von links) diskutieren lebhaft aber fair.

Eichenzell. „Rezepte für ein längeres, erfülltes Arbeitsleben“ war der Titel des sechsten Forums der Interessengemeinschaft Industriepark Rhön (IGIR). Im Eichenzeller Schlösschen diskutierten die SPD-Bundestagsabgeordnete Birgit Kömpel, der Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Fulda, Christian Gebhardt, der Chef der Mittelstandsvereinigung (MIT) Fulda, Jürgen Diener sowie Franz- Georg Brandt, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Fulda. Moderiert wurde die auf hohem Niveau stehende Diskussion von IGIR-Geschäftsführer Claus-O. Herzig. Sein Co-Geschäftsführer Claus Ullrich hatte zu Beginn Diskutanten und Zuhörer begrüßt.

„Längere Lebensarbeitszeit ist für mich kein Schreckgespenst“, sagte Birgit Kömpel, für viele Menschen sei die Einbindung ins Arbeitsleben auch im hohen Alter wichtig. „Aber hart Arbeitende müssen nach 45 Jahren auch abschlagsfrei in Rente gehen können“, sagte Kömpel in Richtung Christian Gebhardt, der die Einführung der „Rente mit 63“ hart kritisiert hatte. Ihm sei es lieber gewesen, die hohen Hürden bei der Erwerbsminderungsrente abzubauen. Gewerkschaftler Brandt hatte berichtet, dass nur ein Bruchteil der von ihm betreuten Arbeiterinnen und Arbeiter diese Art der Rente bekommen hätten. Jürgen Diener erklärte, dass es heute keinen Hinderungsgrund mehr gebe, Arbeitnehmer im Alter von 50 Jahren einzustellen. Kömpel machte in diesem Punkt eine Änderung der Gesellschaft aus: „Dass die älteren Mitarbeiter so wertvoll sind, ist ein ziemlich neues Phänomen.“

Einig waren sich alle Diskussionsteilnehmer, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert werden muss, der/die Berufstätige sich am Arbeitsplatz auch wohl fühlen muss. „Wie kann ich als junger Mensch das Risiko eingehen, eine Familie zu gründen, wenn ich von einer Befristung in die andere rutsche“, fragte Birgit Kömpel. Es habe noch so viele hoch qualifizierte Frauen in Deutschland gegeben wie zurzeit. Doch noch immer würde deren Potenzial nicht ausgeschöpft. „Wir brauchen die Frauen und wir brauchen die Kinder“, meinte Franz-Georg Brandt, der von vielen konzerngeführten Betrieben berichtete, die sich um Vereinbarkeit von Familie und Beruf wenig scherten. Christian Gebhardt nannte als Lösungsansätze eine bessere Betreuung der Kinder in Kindergärten und Schulen sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen im eigenen Heim (Home-Office).

„Wie kann ich Mitarbeiter motivieren?“, war eine der Fragen von Moderator Herzig: „Ich muss authentisch sein“, antwortete Jürgen Diener, „ich muss Begeisterung für mein Unternehmen bei den Mitarbeitern entfachen, darf ihnen aber auch nichts versprechen, was ich nicht halten kann.“ Birgit Kömpel stellte ein vertrauensvolles Miteinander zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern heraus, Christian Gebhardt erklärte, dass auch ein Chef eingestehen muss, wenn er einen Fehler macht. Auf die Frage Herzigs, wie denn die Einbindung der Betriebsräte in solchen Fragen sei, antwortete Gewerkschaftler Brandt: „Sie findet nicht statt.“ Mit dem Zitat „Man sollte große Probleme lösen, solange sie noch klein sind“, schloss Claus-O. Herzig eine spannende und stets fair geführte Diskussion. +++ fuldainfo