Kita- und Schulbetrieb nach den Ferien

Das ist keine einfache Situation für alle Beteiligten

Jetzt sind die hessischen Kitas und Schulen nach den Sommerferien zurück in den Vollbetrieb gestartet. Erstmals seit dem Corona-Lockdown im März werden wieder alle Kinder im gebuchten Umfang in den Kindertageseinrichtungen betreut. Gleichzeitig ist weiterhin das Fachpersonal in den Einrichtungen aufgrund von Risikogruppenzugehörigkeit nicht vollumfänglich einsetzbar.

Die zuständige Gewerkschaftssekretärin Dr. Kristin Ideler: „Das ist keine einfache Situation für alle Beteiligten. Trotzdem kritisieren wir weiter, dass der Mindestpersonalstandard ausgesetzt werden kann und statt Fachpersonal Hilfskräfte beschäftigt werden können, die weder fachlich noch verantwortlich eine Erzieher*in als Gruppenleitung ersetzen können. Sinnvoller wäre es, zusätzlich zum bestehenden Personalschlüssel durch das Land Hilfskräfte zu finanzieren.“ Sie könnten zum Beispiel bei den zusätzlichen Hygienemaßnahmen, bei Bring- und Abholsituationen und bei der Aufsichtspflicht entlasten. Finanzmittel vom Land für zusätzliche Hilfskräfte würde auch den Kommunen und Trägern zugute kommen, die während Corona einer starken finanziellen Belastung ausgesetzt sind.

Auch die kürzliche Erweiterung des Fachkräftekataloges im Hessischen Kinder- und Jugendhilfegesetzbuch (HKJGB) sieht ver.di kritisch. Nun auch fachfremde Personen mit 15 Prozent auf den Fachkräfteschlüssel anzurechnen, wird das Problem des Fachkräftemangels nicht lösen. Eine Verbesserung der Arbeits- und Rahmenbedingungen sowie eine weitere deutliche Steigerung der Ausbildungskapazitäten und eine finanzielle Besserstellung des Auszubildenden durch Befreiung von Schulgebühren und Stipendien sowie einen weiteren Ausbau der praxisintegrierten Ausbildung hingegen schon. Nur letzteres hat das Land kürzlich in begrenztem Umfang angestoßen. Weitere Schritte müssen nun folgen.

Einen ersten richtigen Schritt hat das Land hingegen vollzogen, indem sich nun auch Erzieher*innen kostenfrei alle 14 Tage testen lassen können. ver.di hatte dies bereits für die vorangegangenen Öffnungsschritte der Kitas gefordert. Warum die jetzige Test-Regelung bis zum 8. Oktober befristet ist und im Gegensatz zu den Lehrkräften so lange auf sich warten ließ, bleibt aus ver.di Sicht unklar. Dr. Kristin Ideler: „Diese Regelung wie auch das bereits bestehende Testungsangebot in den Schulen sollte unbefristet und für alle Beschäftigten gelten – auch für Beschäftigte in der Schulbetreuung, Hauswirtschaftskräfte, Hausmeister und Verwaltungspersonal, die bisher leider ausgenommen sind. Denn nur wenn die kostenfreie Testmöglichkeit dauerhaft für alle Beschäftigten in Kitas und Schulen bestehe, könne der Schutz aller gewährleistet werden.“

Ein Thema, das Eltern und Erzieher gleichermaßen belastet, sei die bevorstehende Erkältungssaison. Ideler: „Darf mein Kind mit dem allbekannten Fließschnupfen ohne weitere Symptome in die Kita? In Hessen wurde erst sehr spät weniger als eine Woche vor der Öffnung eine eindeutige Regelung hierzu gefunden.“ Auch hier hätte das Land früher für Klarheit bei Eltern und Beschäftigten sorgen können, hatten andere Bundesländer wie NRW bereits vor Wochen eine verlässliche Vorgabe erlassen, so Ideler. Dies bestärke ver.di darin, sich weiterhin für einen vom Land initiierten Kita-Gipfel stark zu machen, an dem auch Beschäftigte und Eltern mit am Tisch sitzen, wenn über den fortwährenden Umgang mit der Pandemie in den Einrichtungen beraten wird. “Die demokratische Beteiligung der Betroffenen sollte auch in Corona-Zeiten eine Selbstverständlichkeit sein.“

Weiterhin fordert ver.di das Land auf, sich beim Bund für eine temporäre Erhöhung der „Kind-krank-Tage“ im SGB V § 45 stark zu machen. Ideler: „10 Tage pro Kind und Jahr sind unter Corona-Bedingungen keineswegs ausreichend. Daher sollte umgehend der Anspruch für die Jahre 2020/21 befristet auf mindestens 15 Tage pro Kind erhöht werden.“ +++ pm