Kardinal Marx bietet Papst Rücktritt an

Katholiken-Zentralkomitee-Chef erschüttert von Marx-Angebot

Kardinal Marx hat Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten. Die katholische Kirche sei an einem „toten Punkt“ angekommen, heißt es in einer Erklärung, die am Freitag veröffentlicht wurde. Er wolle Mitverantwortung für die „Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten“ tragen, schrieb Marx in einem ebenfalls veröffentlichten Brief an den Papst. Mit seinem Amtsverzicht könne vielleicht ein persönliches Zeichen gesetzt werden für einen neuen Aufbruch der Kirche, heißt es. „Ich möchte damit deutlich machen: Ich bin bereit, persönlich Verantwortung zu tragen, nicht nur für eigene Fehler, sondern für die Institution Kirche, die ich seit Jahrzehnten mitgestalte und mitpräge“, so Marx. Bis 2020 war Marx Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Seit 2008 ist er Erzbischof von München und Freising.

Katholiken-Zentralkomitee-Chef erschüttert von Marx-Angebot

Mit Unverständnis hat sich Thomas Sternberg, Vorsitzender des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), über das Rücktrittsangebot von Kardinal Reinhard Marx geäußert. „Ich bin tief erschüttert. Da geht der Falsche“, sagte er der „Rheinischen Post“. Sternberg schätze Marx außerordentlich. „Was Marx in der Ökumene, beim Synodalen Weg und auch bei der Missbrauchsaufarbeitung geleistet hat, ist ganz wichtig gewesen“, ergänzte er. Sternberg erinnerte auch daran, dass der Münchner Kardinal fast sein ganz privates Vermögen in eine Stiftung für Missbrauchsopfer eingebracht habe. Nach seiner Einschätzung habe Marx die massive Kritik an der geplanten Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an ihn tief getroffen. „Das zeigt auch, dass in der gegenwärtigen Skandalisierung der katholischen Kirche alle in einen Gesamtverruf kommen, egal, wie ernsthaft sie diese Themen angehen oder nicht.“ Sollte der Rücktritt angenommen werden, so Sternberg, „dann fehlt uns ein ganz wichtige Persönlichkeit im deutschen Katholizismus“.

Bischof Bätzing hat Respekt vor der Entscheidung von Kardinal Marx

„Mit großem Respekt nehme ich die Nachricht auf, dass Kardinal Reinhard Marx dem Heiligen Vater seinen Amtsverzicht angeboten hat. Kardinal Marx hat mich dankenswerterweise darüber zuvor informiert. Als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz hat Kardinal Marx Wegweisendes für die Kirche in Deutschland und weltweit geleistet. In der Deutschen Bischofskonferenz ist er eine der tragenden Säulen. Er wird auch weiterhin gebraucht. Deshalb bedauere ich, dass sich Kardinal Marx zu diesem Schritt entschieden hat. Gleichzeitig nehme ich diese Entscheidung mit großem Respekt auf. Kardinal Marx will mit seinem Schritt ein Zeichen setzen und institutionelle Verantwortung persönlich übernehmen, die die Kirche im Zusammenhang mit den Fällen sexuellen Missbrauchs und ihre Vertuschung zu tragen hat. Tatsächlich haben die Verbrechen systemische Schwachstellen in der Kirche offengelegt, die ebenso nach systemischen Antworten rufen. Eine ausschließlich juristische Aufarbeitung und Verwaltungsänderungen reichen nicht aus. Kardinal Marx sieht sein Angebot des Amtsverzichts als persönliche Antwort auf diese Situation. Unabhängig davon aber müssen die Deutsche Bischofskonferenz und die Bistümer weiterhin ihrer Verantwortung nachkommen, auf dem 2010 eingeschlagenen Weg der Aufarbeitung der Fälle sexuellen Missbrauchs weiterzugehen. Der Synodale Weg wurde ins Leben gerufen, um nach systemischen Antworten auf die Krise zu suchen. Die grundlegenden theologischen Diskussionen, die den Synodalen Weg bestimmen, sind daher ein wesentlicher und wichtiger Teil in diesem Prozess. Ich kann die Entscheidung von Kardinal Marx verstehen. Sein Rücktrittsangebot macht deutlich, dass die Kirche in Deutschland den begonnenen Synodalen Weg fortsetzen muss. Papst Franziskus betont selbst, dass er Synodalität und den Synodalen Weg als Unterscheidung für die ganze Kirche wünscht“, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing. +++

Sie können uns jederzeit Leserbriefe zukommen lassen.

Diskutieren kann man auf Twitter oder Facebook

Hier können Sie sich für den fuldainfo Newsletter anmelden. Dieser erscheint täglich und hält Sie über alles Wichtige, was passiert auf dem Laufenden. Sie können den Newsletter jederzeit wieder abbestellen. Auch ist es möglich, nur den Newsletter „Klartext mit Radtke“ zu bestellen.

Newsletter bestellen