Unter dem Leitmotiv „Stabilität sichern, in die Zukunft investieren, die Menschen im Blick“ hat Kalbachs Bürgermeister Mark Bagus (parteiunabhängig) den Haushaltsplan 2026 vorgelegt. Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten, rückläufiger Zuweisungen und steigender Pflichtausgaben bleibt der Haushalt genehmigungsfähig. Zugleich setzt die Gemeinde klare Prioritäten bei Betreuung, Infrastruktur und Daseinsvorsorge.
Der Bürgermeister stellte drei positive Kernpunkte heraus: Der Haushalt sei trotz schwieriger Rahmenbedingungen genehmigungsfähig, die kommunalen Steuern könnten stabil gehalten werden und die Gemeinde investiere wieder stärker in den Erhalt ihrer Infrastruktur. Bagus betonte jedoch, dass der Haushalt kein Zahlenspiel sei, sondern das zentrale Steuerungsinstrument für die Zukunft der Gemeinde. Die wirtschaftliche Gesamtlage sei angespannt – aufgrund hoher Tarifabschlüsse, steigender Energie- und Baupreise, sinkender Zuweisungen und hoher Umlagelasten. Diese Belastungen beträfen alle Ebenen und würden durch nationale wie internationale Krisen zusätzlich verschärft.
In seiner Rede verwies Bürgermeister Bagus auf den zunehmenden Vertrauensverlust in Institutionen und die wachsenden Herausforderungen, denen Kommunen bundesweit ausgesetzt seien. Viele Gemeinden stünden finanziell am Limit, hätten zu wenig Ressourcen und seien mit Pflichtaufgaben konfrontiert, für die keine ausreichende Finanzierung bereitgestellt werde. Auch Kalbach sei davon betroffen, wenngleich die Gemeinde im Vergleich zu anderen Kommunen stabil dastehe. Kommunalpolitik bleibe dennoch der Ort, an dem Demokratie unmittelbar erfahrbar sei und an dem Engagement, Sachlichkeit und Verantwortungsbewusstsein im Mittelpunkt stünden. Der Bürgermeister machte deutlich, dass der eingebrachte Haushalt mehr sei als eine Aufstellung von Zahlen. Er stehe für Verantwortung, Klarheit und Zuversicht – auch unter schwierigen Bedingungen. Kalbach habe in den vergangenen Jahren mit strikter Haushaltsdisziplin gearbeitet und damit eine gute Ausgangslage geschaffen. Gleichwohl seien die finanziellen Herausforderungen vieler Kommunen gravierend. Bürokratie, hohe Standards, steigende Sozialausgaben und wachsende Pflichtaufgaben führten dazu, dass zahlreiche Gemeinden keine ausgeglichenen Haushalte mehr vorlegen könnten.
Für Kalbach bedeutet dies, dass der Ergebnishaushalt 2026 ein Defizit von rund 834.000 Euro aufweist. Der Fehlbetrag liegt geringfügig unter dem Vorjahresniveau und soll vollständig aus Rücklagen gedeckt werden. Diese Rücklagen in Höhe von derzeit rund 9,7 Millionen Euro stammen aus Überschüssen seit Einführung der Doppik. Die Ertragsbasis bezeichnete der Bagus als robust. Die lokale Wirtschaft sei verlässlich, insbesondere die Gewerbesteuer entwickle sich stabil. Dennoch würden steigende Umlagen einen erheblichen Teil der Einnahmen binden. Insgesamt gingen 32 Prozent der ordentlichen Erträge unmittelbar an Kreis und Land, 49 Prozent seien nach Einrechnung des Defizits der Kinderbetreuung gebunden, 73 Prozent nach Hinzurechnung der Personalaufwendungen. Nur etwa 17 Prozent stünden danach noch für freiwillige Leistungen und weitere Pflichtaufgaben wie Feuerwehr, Straßenunterhaltung, Friedhöfe, Abwasser oder Vereinsförderung zur Verfügung.
Positiv hob Bagus hervor, dass die Hebesätze für die Grundsteuer A und B sowie die Gewerbesteuer auch 2026 stabil bleiben und weiterhin unter dem Schnitt des Landkreises Fulda liegen. Die Grundsteuerreform sei im Wesentlichen gut verlaufen, auch wenn fehlerhafte oder fehlende Messbeträge zu Mindereinnahmen führen könnten. Die im Vorjahr beschlossene maßvolle Anhebung gegenüber der Hebesatzempfehlung habe größere Steuerausfälle verhindert. Beim Personal betonte der Bürgermeister, dass die Gemeinde trotz Sparzwängen nicht an Stellen kürzen könne. Die Organisationsanalyse habe gezeigt, dass Kalbach im Vergleich bereits heute knapp ausgestattet sei. Für 2026 sind 4,1 Millionen Euro Personalaufwand eingeplant, nur leicht über dem Vorjahr. Zentrales Thema bleibe die Personalentwicklung, einschließlich Nachwuchsgewinnung, Wissenssicherung und Digitalisierung. Digitalisierung solle Arbeitsabläufe erleichtern, nicht ersetzen. Der Fachkräftemangel bleibe eine zentrale Herausforderung.
Bagus verwies erneut darauf, dass freiwillige Leistungen für Kultur, Vereine, Jugend und Seniorenarbeit zwar nur einen kleinen Teil der Ausgaben ausmachten, aber wesentlich zur Lebensqualität in Kalbach beitrügen. Ihr Wegfall würde das soziale und kulturelle Gefüge der Gemeinde erheblich beeinträchtigen. Im Finanzhaushalt plant die Gemeinde Investitionen in Höhe von rund 4,7 Millionen Euro. Den Auszahlungen stehen Einzahlungen von 1,7 Millionen Euro gegenüber. Der Schwerpunkt liegt auf Substanzerhalt und Zukunftssicherung. Rund 70 Prozent der Investitionen entfallen auf Pflichtaufgaben wie Brand- und Katastrophenschutz, Kinderbetreuung, Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung. Zu den größeren Maßnahmen gehören unter anderem neue Betriebsfahrzeuge für den Bauhof und die Wasserversorgung, ein Einsatzleitwagen für die Feuerwehr, der Neubau der Kita „Im Weinfeld“, Techniksanierungen an Sportanlagen, der Neubau eines Hochbehälters, Leitungs- und Kanalsanierungen, der Ausbau von Neubaugebieten in Mittel- und Oberkalbach und Maßnahmen im Hochwasserschutz sowie die energetische Sanierung des Bürgerhauses in Mittelkalbach.
Die Verschuldung der Gemeinde lag 2024 bei 4,3 Millionen Euro. Für 2025 existiert eine Kreditermächtigung von 3,25 Millionen Euro, die bislang nicht in Anspruch genommen wurde. Aufgrund des hohen Investitionsbedarfs, insbesondere im Bereich Kinderbetreuung sowie Wasser und Abwasser, wird für 2026 jedoch eine Neuverschuldung von 3,2 Millionen Euro notwendig. Der Schuldenstand steigt damit auf voraussichtlich 6,5 Millionen Euro. Bagus bezeichnete diesen Wert dennoch als vertretbar, da Kalbach über viele Jahre hinweg solide gewirtschaftet habe. Der Bürgermeister sieht positive Tendenzen für den Haushaltsvollzug 2026. Die Neuberechnung des Kommunalen Finanzausgleichs bringe Vorteile und das Land Hessen habe zusätzliche 300 Millionen Euro für die Kommunen bereitgestellt. Wichtig sei, dass auch kleinere Gemeinden davon profitierten. Bagus appellierte an das Land, den Kommunen mehr Planungssicherheit zu geben. Im Mittelpunkt der weiteren Ausführungen stand der Gedanke, dass Haushaltspolitik Daseinsvorsorge sei und unmittelbar den Alltag der Menschen betreffe. Trotz finanzieller Engpässe halte Kalbach freiwillige Angebote aufrecht, weil sie entscheidend für den gesellschaftlichen Zusammenhalt seien. Der Bürgermeister dankte allen ehrenamtlich Engagierten, den Erzieherinnen und Erziehern, den Gewerbetreibenden sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeinde für ihren Beitrag zum Funktionieren der
Kommune. Auch die Mandatsträgerinnen und -träger der Gemeinde erhielten Anerkennung für ihr Engagement neben Beruf und Familie. Der Bürgermeister lobte die Arbeit der Verwaltung bei der Haushaltsplanerstellung und wies darauf hin, dass einige Maßnahmen abhängig von externen Faktoren seien, weshalb nicht alle Projekte bereits im kommenden Jahr umgesetzt werden könnten. Zusammenfassend bezeichnete Bagus den Haushaltsplan 2026 als „ehrlich und verlässlich“. +++

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