Jusos Vogelsberg diskutierten über Wege zur politischen Beteiligung junger Menschen

Demokratie muss auch gelebt werden

Wie können Kinder und Jugendliche stärker in politische Entscheidungsprozesse eingebunden werden? Mit dieser Frage setzten sich die Jusos Vogelsberg im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „Pizza und Politik“ auseinander. Zu Gast war der Politikwissenschaftler Sebastian Mech, der zur politischen Partizipation junger Menschen forscht, insbesondere zu Kinder- und Jugendparlamenten. In einem interaktiven Workshop führte er die Teilnehmenden durch die Grundlagen und Herausforderungen demokratischer Mitbestimmung.

„Politische Beteiligung fängt nicht erst beim Wählen an“, betonte Mech gleich zu Beginn. Vielmehr handele es sich um einen fortlaufenden Prozess, der Räume schaffen müsse, in denen junge Menschen ihre Meinung äußern, gehört werden und tatsächlich Einfluss nehmen können. Als theoretische Grundlage stellte er das sogenannte Lundy-Modell vor, das die vier Dimensionen Raum, Publikum, Stimme und Einfluss beschreibt – zentrale Voraussetzungen für wirksame Beteiligung.

Im anschließenden Austausch berichteten die Teilnehmenden von ihren Erfahrungen in Schülervertretungen, Jugendparlamenten und Vereinen. Häufig, so das Fazit, fehle es weniger an Ideen als an echter Entscheidungsbefugnis. „Wir hatten viele Angebote für andere Schülerinnen und Schüler, aber wenn es um echte Entscheidungen ging, hieß es oft: kein Geld oder keine Zuständigkeit“, schilderte eine Teilnehmerin stellvertretend die Frustration vieler Jugendlicher. Ein zentraler Begriff des Abends war der sogenannte Adultismus – die Benachteiligung junger Menschen aufgrund ihres Alters. „Zu oft wird Jugendlichen abgesprochen, dass sie politische Zusammenhänge verstehen oder eine gefestigte Meinung haben“, erklärte Mech. „Das ist nicht nur ungerecht, sondern untergräbt auch demokratische Lernprozesse.“

In Gruppenarbeitsphasen entwickelten die Teilnehmenden konkrete Vorschläge, wie Beteiligung besser gelingen kann. Diskutiert wurden unter anderem direkte Mitbestimmung bei der Planung von Freizeitanlagen, mehr politische Bildung an Schulen, niedrigschwellige Parteitage sowie die Absenkung des Wahlalters. „Am Ende hatte jede Gruppe Ideen, die man am liebsten sofort umsetzen möchte“, sagte die Co-Vorsitzende der Jusos Vogelsberg, Julia Rausch. „Das zeigt, wie viel Potenzial in jungen Menschen steckt, wenn man ihnen wirklich zuhört.“ Auch ihr Co-Vorsitzender Paul Wieczorek zog ein positives Fazit: „Wir reden oft darüber, dass Demokratie gelernt werden muss, aber sie muss auch gelebt werden. Das heißt, Verantwortung abgeben, Mitbestimmung ermöglichen und Fehler aushalten. Genau da wollen wir als Jusos ansetzen.“ +++


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