Islamkonferenz – Vertreter einer Minderheit

Vor zehn Jahren installierte Dialogveranstaltung

Mosche

Berlin. Das Grunddilemma ist leicht umschrieben: Es gibt zwar die eine Deutsche Islamkonferenz – aber es gibt nicht den einen Islam. Oder: Auf der einen Seite des Verhandlungstisches sitzen die Repräsentanten des deutschen Staates, auf der anderen Seite sitzen Muslime, die bestenfalls jeweils einen Bruchteil des Islams in Deutschland repräsentieren. Alle zusammen vertreten sie wohl um die 15 Prozent der deutschen Muslime. Das ist ziemlich überschaubar. Und daran liegt es, dass die vor zehn Jahren installierte Dialogveranstaltung auch nur überschaubare Erfolge vorweisen kann. Das sind die Fortschritte in der Ausbildung deutschprachiger Imame sowie die Fortschritte beim islamischen Religionsunterricht an den staatlichen Schulen. Immerhin.

Selbstverständlich ist es bedauerlich, dass fast nur konservative islamische Verbandsvertreter Ansprechpartner des Staates sind. Selbstverständlich ist es ein Ärgernis, dass der deutsche Innenminister mit DITIB-Leuten, also dem verlängerten Arm des türkischen Despoten Erdogan, verhandeln muss. Und es mutet leicht skurril an, dass ein Verband mit dem bedeutungsschwangeren Namen „Zentralrat der Muslime in Deutschland“ gerade mal ein Prozent dieser Muslime vertritt. Es war – da haben Liberale wie Necla Kelek oder Abdel-Hakim Ourghi völlig recht – ein riesiger Fehler, eben diese Liberalen vom Verhandlungstisch zu verbannen, weil es die konservativen oder gar islamistischen Verbände so wollten. Andererseits ist im Laufe der Jahre immer klarer geworden, wie problematisch die verbliebenen Dialogpartner sind. Eine große Ausnahme bilden die Aleviten – und die überlegen sich derzeit prompt einen Rückzug aus der Islamkonferenz.

Man kann dem Ärgernis schließlich doch noch Positives abgewinnen. Die meisten Muslime in Deutschland legen nämlich keinen Wert auf irgendwelche konservativen Verbandsvertreter. Der Staat sollte die Forderungen dieser offiziellen Ansprechpartner deshalb nicht über Gebühr wichtig nehmen. Sie sprechen lautstark für eine Minderheit, die Mehrheit ist schweigend, so die Schwäbische Zeitung. +++