Ischinger warnt vor voreiligen Schlüssen nach Pipeline-Attacken

Der frühere Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, ist vorsichtig bei der Beurteilung der Lage nach den Attacken auf die Gaspipelines in der Ostsee. Dem Fernsehsender „Welt“ sagte er: „Ich warne wirklich vor allzu vorschnellen Schlussfolgerungen. Ich würde mir jetzt im Augenblick nicht zutrauen, aus dem was wir wissen, messerscharf zu schließen: Das waren die bösen Russen. Das können die bösen Russen sein, und manche Überlegungen, die hier angestellt werden in Geheimdienstkreisen und so weiter, scheinen in diese Richtung zu führen. Aber es können natürlich auch ganz andere Verursacher sein.“ Es könne sich auch um eine „False Flag“-Operation handeln, so Ischinger weiter: „Es kann sein, dass irgendjemand das macht, der gerne hätte, dass man das den Russen in die Schuhe schiebt – oder umgekehrt. Wir sollten abwarten, ob die Dänen und / oder die Schweden, die Anrainer, irgendwelche Anhaltspunkte zutage fördern in den kommenden Stunden oder Tagen, die einen Hinweis geben könnten, wer es denn nun wirklich war.“

Salzgitter: Nord Stream Pipelines womöglich „ernsthaft beschädigt“

Die Lecks in den beiden Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 könnten mit der Zeit zu ernsthaften Schäden an der wichtigen Ostseeverbindung führen. Zwar könne Salzwasser den Rohren per se nichts anhaben, sagte ein Sprecher des Stahlherstellers Salzgitter dem „Handelsblatt“; „Das gilt allerdings nur, solange das Salzwasser nicht in die Rohre gelangt.“ Der niedersächsische Industriekonzern war über seine Tochterfirma Europipe an der Herstellung der Rohre beteiligt. So lange wie noch Erdgas aus der Pipeline austritt, sei durch den Unterdruck zunächst gewährleistet, dass kein Salzwasser in die Rohre eintritt. Ist die Pipeline leer, laufe sie allerdings voll. Da im Inneren der Rohre laut Salzgitter kein extra Korrosionsschutz vorgesehen war, könnte es mit der Zeit dann durchaus zu ernsthaften Beschädigungen kommen, die „fachgerecht repariert werden müssen“, so der Sprecher. Die dänischen Behörden rechnen damit, dass so viel Gas in d  en Leitungen ist, dass es ein bis zwei Wochen dauere, bis ausreichend Ruhe in dem Gebiet eingekehrt sei, um die Lecks in etwa 80 Metern Tiefe untersuchen zu können. Je nach Größe der Schäden, müssten die Rohrabschnitte wahrscheinlich ausgetauscht werden, so der Salzgitter-Sprecher. Wenn die Rohre allerdings nicht schnell repariert werden, sei es nur eine Frage der Zeit, bis sie nicht mehr zu retten sind. +++