Infrastruktur am Eichenzeller Wartturm aufgewertet

Behutsame Symbiose zwischen Historie und Moderne

Bernd Günder, Jürgen Krieg und Michael Mayer (von rechts) sind stolz auf das gelungene Zusammenspiel zwischen neuzeitlichem Gebäude und historischer Anlage.

Eichenzell. Vom Wartturm in Eichenzell hat der Besucher einen grandiosen Blick auf die Umgebung. Eines der beliebtesten Ausflugsziele im Landkreis Fulda für Wanderer, Radfahrer und Spaziergänger hat eine weitere Aufwertung erfahren. Auf Betreiben und unter Federführung des Rhönklub Zweigvereins Eichenzell wurde ein Wirtschaftsanbau mit Toilettenanlagen, Lagerraum und Wirtschaftsraum errichtet, der den umfänglich genutzten Veranstaltungsort weiter stärkt.

Das ca. 40 Quadratmeter große Gebäude schmiegt sich nahtlos an die historischen Mauern des einstmaligen Wachturms an, der seit seiner Errichtung im 12. Jahrhundert, dem Zweck diente, Feinde auszuspähen und die Stadt Fulda vor Angreifern zu schützen. Dank der Initiative des Rhönklubs erfuhr der einstmalige Solitär eine zweite Verwendung. „Im Jahr 1966 hat das Land als Eigentümer den Turm der Gemeinde Eichenzell übertragen, die es wiederum uns offiziell zur Pflege und Wartung übertrug. Seither haben unsere Altvorderen und nun auch wir als heute Verantwortliche die Anlage mit Leben erfüllt“, berichtet der 1. Vorsitzende des Rhönklub-Zweigvereins Eichenzell, Bernd Günder.

Das riesige Areal um den Wartturm wurde immer mehr von der Bevölkerung angenommen und erfuhr eine steigende Frequentierung. Neben der täglichen Bewirtschaftung in den Abendstunden und an Wochenenden durch den Rhönklub, brachten Oktoberfeste, Zeltlager, Hutzelfeuer und der beliebte Wander-Vierer mit zuletzt nahezu 1000 Teilnehmern die Nutzung der Anlage schnell an ihre Grenzen. Die sanitären Anlagen am Turm waren vorsintflutlich, Lager und Wirtschaftsräume in der Hütte wurden zu klein. So kam es denn, dass bereits im Jahr 2011 die ersten Planungen entstanden, einen Wirtschaftsanbau zu errichten.

„Es war ein Riesenglück für uns, dass unser ehrenamtlicher Bauleiter Michael Mayer kurz zuvor aus Oberbayern nach Eichenzell gezogen war“, erinnert sich Bernd Günder. Der gelernte Baumeister Mayer brachte schnell einige gute Ideen ein, und so beauftragten die Verantwortlichen im Rhönklub Eichenzell 2013 den Architekten Jürgen Krieg vom ortsansässigen Architekturbüro Krieg+Warth mit einer ersten Planung. „Vorgabe war es, dem Neubau eine Einheit mit dem Turm zu geben und als Zutat der Neuzeit zum historischen Altbestand wirken zu lassen, dabei aber eine vernünftige Nutzbarkeit mit gescheiter Raumhöhe und der Integration einer Behindertentoilette zu realisieren“, erklärt der Eichenzeller Architekt. Seine Ideen gefielen auch der Denkmalpflege: Die kubische Form des Anbaus, geradlinige Strukturen, der langgezogene Dachüberstand und nicht zuletzt die abgetönte Verschalung mit vorbehandeltem Holz, die dem Ensemble eine selbstverständliche Annäherung an die historische Anlage verlieh, überzeugten die Entscheider.

So konnten Anfang Mai 2015 die Bauarbeiten beginnen. „Wir haben binnen vier Monaten das Gebäude errichtet, neue Rohre verlegt, die Kanalisation erneuert, die sanitären Anlagen eingebaut, eine Behindertentoilette mit Dusche und Babywickelstation integriert, den Technikraum und die Lager- und Wirtschaftsräume eingerichtet und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert“, erinnert sich Bernd Günder. „Dass all dies so reibungslos verlief, verdanken wir Michael Mayer, der ehrenamtlich die Bauleitung übernommen hat“, sagt der Rhönklub-Vorsitzende. Dessen Begeisterung Neues zu schaffen, das Talent andere Menschen zur Mitarbeit zu bewegen, vor allem aber die Expertise des gelernten Baufachmanns sei der Schlüssel dazu gewesen, das Projekt in Rekordzeit zur verwirklichen.

„Wir haben die Bauleitung vollständig an Michael Mayer übergeben und lediglich bei Änderungen oder Rückfragen gemeinsam mit dem Vorstand des Rhönklub-Zweigvereins eine Entscheidung getroffen, die Michael Mayer dann mit seinen Helfern und den Handwerkern auch eins zu eins umgesetzt hat“, bestätigt auch Jürgen Krieg.

Neben dem Gebäude wurde auch die Außenanlage renoviert und neue Bänke aufgebaut. Dank der Zuschüsse aus dem Energiesparförderprogramm der Rhön-Energie konnte die Photovoltaikanlage teilfinanziert werden und eine Fahrradladestation für bis zu 10 E-Bikes aufgestellt werden. Zusätzlich hat die Rhön-Net einen hotspot für freies W-Lan am Wartturm eingerichtet.

Die Kosten von etwa 130000 Euro für die gesamte Maßnahmen hat der Rhönklub aus Eigenmitteln, Sach- und Geldspenden von Firmen, aus den Reihen seiner 650 Mitglieder und von Privatleuten sowie aus Zuschüssen der Gemeinde Eichenzell finanziert. „Wir sind Bürgermeister Dieter Kolb sehr dankbar für das Wohlwollen und die Förderung durch die Gemeinde. Dank der Unterstützung sind wir in der Lage, den Wartturm als beliebtes Ausflugsziel und Veranstaltungsort zu erhalten“, sagt Bernd Günder. Von der gelungenen Symbiose zwischen Historie und Moderne können sich Interessierte anlässlich des Rhönklub Oktoberfestes am 16. und 17. September persönlich vor Ort überzeugen. +++ pm