Industrie kritisiert verschärfte Klimaziele

Ungeklärt ist, wie das Ziel eigentlich erreicht werden soll

Die deutsche Industrie übt scharfe Kritik an den jüngsten Klimabeschlüssen der Bundesregierung. „Viel inhaltliche Substanz kann ich nicht darin entdecken“, sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm der „Süddeutschen Zeitung“. Es gebe zwar eine neue Jahreszahl und andere Prozentzahlen, „aber ungeklärt ist, wie das Ziel eigentlich erreicht werden soll“. Solange nicht klar sei, wie rechtzeitig die entsprechende Infrastruktur entstehe, bleibe das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 „erst einmal ein frommer Wunsch“. Die Bundesregierung hatte kürzlich nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts die eigenen Klimaziele deutlich verschärft. Danach sollen die Emissionen bis 2030 um 65 statt bisher 55 Prozent unter dem Niveau von 1990 liegen. Statt 2050 strebt der Bund nun 2045 als Stichjahr für die Klimaneutralität an. Diese Woche soll der Bundestag die Änderung des Klimaschutzgesetzes abschließend beraten. Zugleich stellte Russwurm die „zeitliche und finanzielle Machbarkeit“ das Klimaneutralitäts-Ziels in Frage. „Je näher man an die 100 Prozent kommt, desto teurer wird es“, sagte der einstige Siemens-Manager – auch mit Blick auf frühere Klimaziele der Bundesregierung. Bis 2019 lag das Ziel noch bei 80 bis 95 Prozent minus bis 2050. „Die letzten fünf Prozentpunkte bis zu den 100 Prozent sind die schwersten und teuersten“, sagte Russwurm. „Meines Erachtens ist das noch viel zu wenig angekommen.“ Der Klimaschutz dürfte auch ein zentrales Thema des „Tages der Industrie“ werden. Er beginnt am Montag in Berlin. +++