HochRhön - Berg Trail: Ein Ereignis des Spitzensports

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Foto: Beck

Solch eine Veranstaltung hat die Rhön noch nicht gesehen. Zumindest im Sport nicht. Solch eine Veranstaltung internationalen Zuschnitts hat Osthessen bisher kaum gesehen. Gemeint ist der HochRhön - BergTrail am 14. September in Hilders. Er bietet sechs Strecken, Läufer aus 16 Nationen machen mit - und erstmals, das ist das Besondere, das den Wettbewerb so aufwertet, können ambitionierte Läufer Punkte für die UTMB-Wertung sammeln. Kein Wunder, dass längst alle Startplätze vergriffen sind.

Wie eigentlich immer, und gerade in der ländlichen Region, gibt es eine Person, die hinter dieser Veranstaltung steht. Es ist der 42-jährige Benedikt Beck vom gleichnamigen Orthopädie, Analyse, Schuh- und Sportgeschäft in Hilders, das seit 120 Jahren und in vierter Generation besteht. Beck, selbst ein passionierter und anerkannter Läufer nationalen und internationalen Formats, rief den „HochRhön BergTrail“ einst ins Leben. Er lebt in und mit ihm, bewegt ihn, sorgt für Anerkennung und Reputation. In diesem Jahr steht die 4. Ausgabe an.

Neben zwei Kinder-Läufen bietet das vielfältige Programm vier Trail-Strecken: über 5 Kilometer mit 140 Höhenmetern, 14 Kilometer mit 520 Höhenmetern, 29 Kilometer mit 800 Höhenmetern - und zum zweiten Mal auch über 42 Kilometer mit 1.300 Höhenmetern. Seit dem 23. Dezember vergangenen Jahres durfte man sich anmelden - und seit mehreren Wochen sind die Starterlisten voll. „Alle ausverkauft und ausgebucht“, sagt Beck, der sich natürlich über das stetig wachsende Renommee seiner Veranstaltung freut. „Wir hatten 500 Teilnehmer auf den Trail-Strecken und 120 bei den Kindern. Dann war organisatorisch Schluss. Klar, es wurde seit der ersten Austragung immer mehr. Aber nicht, dass alle Plätze so früh weg sind wie in diesem Jahr. Schön, dass man dafür belohnt wird.“

Es gebe auch eine Warteliste, fügt er hinzu. „Und die Teilnehmer kommen aus allen Ecken Deutschlands. Teilweise auch aus dem Ausland.“ Hier sind die 16 Nationen, aus denen die Läufer an den Start gehen: Brasilien, Finnland, Frankreich, Griechenland, Kirgistan, Kroatien, Österreich, Niederlande, Philippinen, Polen, Portugal, Russland, Schweiz, Slowakische Republik, Venezuela - und Deutschland. Start und Ziel ist wie gewohnt am Sportplatz des TSV Hilders.

Nehmen wir die 42-Kilometer-Strecke mit 120 Teilnehmern. Attraktiv kommt sie daher von ihrer Streckenführung: über die Ritterschlucht geht‘s in den Auersberg hinein, über das „Köpfchen“ hoch zum Buchschirm, von dort zum Ellenbogen auf 813 Meter Höhe zu „Noah’s Segel“, hinunter nach Oberweid, hoch zur „Hinteren Rhön“ (814 Meter hoch), zurück zum Buchschirm - und hinunter nach Hilders.

So weit, so gut. Aber Beck kramt in seiner Intention. In seiner Gedankenwelt. In seinem positiv verrückten Inneren. Nach seiner Laufbahn als aktiver Fußballer für den TSV Hilders und die SG Simmershausen -  als Aktiver durfte er mit beiden Vereinen von der B- bis in die Bezirksliga aufsteigen und ist nach wie vor im Vorstand tätig - suchte und fand er andere Sportarten. Viel Mountainbiken, was auch jetzt noch ein Steckenpferd von ihm ist - „und da habe ich auch wiederentdeckt, wie schön wir es hier haben“. Die Rhön mit all ihren landschaftlichen Reizen. Zwar keine Alpen, aber das Mittelgebirge ist wie geschaffen für Trail-Aktivitäten. Und für herausfordernden Sport. Beck widmete sich neben dem Radfahren auch dem Laufen. Bestritt den „RhönSuper Cup“. Es arbeitete in Beck, seine Idee wollte raus - und sie brach durch: „Wollen wir das nicht mal hier machen?“

Seine Vorstellungen wuchsen. Und wuchsen. Und sie nahmen Konturen und Gestalt an. „Ich wollte keinen Volkslauf machen“ - und er suchte nach einer Form, „was man im Süden macht und mit Trail zu tun hat“. Das heißt also: abwechslungsreich. Viele Bergauf- und Bergab-Passagen, auch eben nicht berechenbarem Untergrund - und alles in blühenden und sehenswerten Landschaften. Auch wenn es sich für manche hochtrabend anhörte, aber: Es war die Idee, das Gefühl, das man in den Alpen hat, hierher in die Rhön zu transportieren. Beck brauchte natürlich Zeit, und die gab er sich auch. Bis alles heranreifte. Er konzipierte Strecken, ließ ein Logo entwerfen und gab „dem Ding einen Namen“. Es ging um Berge. Um Trail Running. Und es ging um die Rhön. Er traf sich mit den Verantwortlichen, stellvertretend seien Markus Reinhart und Tobias Wolff genannt. Beck stellte sein Konzept vor. Seine Marketingfirma entwarf für das Treffen im Vorfeld eine Homepage. Der HochRhön - BergTrail war geboren.Und  ging fortan über die Bühne.

Bei seiner ersten Austragung gab es gerade mal zwei Strecken - über 13 und 23 Kilometer. Im Laufe der letzten Jahre entwickelte sich „das Ding“ weiter. Auch längere Strecken wurden eingeführt. Die Resonanz war da, die Veranstaltung wurde gut angenommen. Sie hatte schon bei ihrer Premieren-Austragung mehr Teilnehmer als ein durchschnittlicher „Rhön Super Cup“.

Beck sagt über sich: „Ich bin eigentlich Berg-Läufer, mache aber auch Trail Running.“ In diesem Jahr bestritt er in den Alpen drei Rennen. Das erste österreichischen Maria Alm ein Event über 20 Kilometer und 1.000 Höhenmeter mit 500 Teilnehmern - und als Bonbon: Seite an Seite mit seiner Ehefrau Carolin. Das zweite: den Montafon Total Trail in Vorarlberg, also ebenfalls in Österreich - über 16 Kilometer und mit 1.500 Höhenmetern; das Ziel war auf 2.000 Metern Höhe. Mit durchschlagendem Erfolg: 5. der Männergesamtwertung wurde Benedikt Beck - und 2. seiner Altersklasse. Der dritte ist noch nicht lange her: Ende Juli nahm er am Trail in Davos teil - über 23 Kilometer und 760 Höhenmeter. Die Strecke ging von Klosters nach Davos. 800 Teilnehmer waren am Start - er wurde 19. der Männerwertung und 3. seiner Altersklasse. Er maß sich teils mit Profis, die oft am Start sind. Wie sich das anfühlt, das skizziert er in knappen Worten: „Das ist ja das Schöne am Trail Running. Niemand ist abgehoben, die Sportler, egal wie erfolgreich, sind noch geerdet.“

Auch an Helfern hat sich eine feste Gruppe gebildet, die beim HochRhön -Berg Trail im Einsatz ist. Nicht weniger als 70 sind es. „Alle Helfer machen das ehrenamtlich“, mischt sich Stolz in Becks Stimme, „mit Leib und Seele“. Der älteste Helfer: Benedikts Vater Gerhard. Er ist 81. Übrigens lockt die Homepage mit Appetit machenden Slogans. „Von Trailrunnern - für Trailrunner. Ein Event mit Herzblut“ heißt es da. Schon fast zur Gewohnheit ist eine andere Sache geworden - äußerst positiv und sozial ist die. „Trailrunning für den guten Zweck“ heißt sie - und kommt den „Kleinen Helden“ in Hünfeld zugute. „Es war uns wichtig, dass es für Kinder hier in der Region ist“, verdeutlicht Initiator Beck.

Was die Veranstaltung im eigentlichen Sinne aufwertet - und zu einer Art Attraktion macht: Erstmals können ambitionierte Läufer Punkte für die international angesehene UTMB-Wertung sammeln. Benedikt Beck ist es gelungen, den HochRhön - BergTrail  als UTMB Index Race registrieren zu lassen. „Du brauchst Punkte, um dich für die UTMB zu qualifizieren; UTMB steht für Ultra Trail Mont Blanc, ein Rennen über 170 Kilometer und 10.000 Höhenmeter, die Weltelite läuft das in 22 oder 23 Stunden; in 48 Stunden muss man im Ziel sein.“

Läufer renommierten Namens der Region tauchen in der Starterliste für den HochRhön - BergTrail auf. Nadine Hübel aus Dipperz etwa, die sich allerdings im Winter einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Oder Philipp Stuckhardt aus der Nähe von Bad Hersfeld. Nicht zuletzt  schickt die wiedergegründete Leichtathletik-Abteilung des TSV Hilders viele Kinder ins Rennen. Die Kinder laufen ohne Startgebühr, alle bekommen eine Medaille, und wenn sie das Treppchen erreichen, auch einen Pokal. „Wir wollen die Kinder fördern“, sagt Beck nur.

Zudem gelang es, regional einen neuen Wettbewerb ins Leben zu rufen: den Trail Running Cup Rhön. Er besteht aus drei Rennen - hier die Termine: 14. September HochRhön - BergTrail in Hilders, 4. Oktober Burgentrail in Ostheim, 9. November Streutaltrail in Mittelstreu. Zwei Varianten sind bei diesen Rennen vorgesehen: short and long. Zunächst aber rückt die Konkurrenz in Hilders in den Fokus. Es ist eine internationalen Zuschnitts. +++ rl


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