Herbst-Vollversammlung ging in Fulda zu Ende

Synodaler Weg: „Austausch war ein wichtiger erster Schritt auf der Suche nach Lösungswegen“

Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing

In Fulda ist heute die Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz zu Ende gegangen. Corona-bedingt fand diese einen Tag verkürzt statt. Die Vollversammlung hat sich mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das kirchliche Leben und dem weiteren Fortgang des Synodalen Weges insbesondere nach den gerade stattgefundenen Regionalkonferenzen befasst. Im Themenfeld „Aufklärung und Aufarbeitung“ ging es um weitere Konsequenzen aus der Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ (MHG-Studie). Ein verändertes Verfahren zur Anerkennung des Leids wurde beraten und beschlossen. Weitere Schwerpunktthemen der Beratungen waren die Kirchenstatistik 2019 und die Instruktion der Kongregation für den Klerus über die Pfarrgemeinde.

„Die Heilige Schrift hält viel von Kontinuität, Treue und Verlässlichkeit. Aber offensichtlich hält sie noch mehr von Wachstums- und Weggeschichte; sie zeigt nicht selten sogar eine Vorliebe für Veränderung aus Brüchen und Aufbrüchen heraus, wenn es dem Heil der Menschen dient“, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, in der Eröffnungspredigt am Dienstag. Und weiter: „Auch die Kirche steht bei aller Verlässlichkeit ihres Glaubensbekenntnisses nur dann in der Linie der Treue Gottes, wenn sie sich selbst unterbrechen lässt und neu zu denken und zu handeln lernt, um mit den Menschen und an ihrer Seite nach echter Freiheit zu streben.“

Wie der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, heute abschließend der Herbst-Vollversammlung in Fulda mitteilte, haben sich die Bischöfe in den zurückliegenden Monaten bereits intensiv mit den Erfahrungen und Auswirkungen der Corona-Pandemie befasst. Hierbei sei deutlich geworden, „dass wir alle einen tiefgehenden Verlust der Kontrolle über unser Leben hinnehmen mussten.“ Zum einen haben Gottesdienste und religiöse Angebote viel Aufmerksamkeit gefunden zum anderen habe es symbolträchtige Erfahrungen gegeben, „die daran zweifeln ließen, ob der religiöse Glaube als ‚systemrelevant‘ gilt, was seinem Selbstverständnis entspricht.“ Bezugnehmend der reduzierten geistlichen Begleitung, die vor dem Hintergrund von Corona nicht immer so gewährleistet werden konnte wie vor dem Lockdown, stellte Bischof Dr. Georg Bätzing abschließend der Herbst-Vollversammlung heraus: „Wir waren präsent – so gut es ging.“

Darüber hinaus hat die Vollversammlung das großartige und selbstlose Engagement gewürdigt, das die Kirche in vielen armen Ländern an den Tag legt, um Opfern der Pandemie nahe zu sein. Auch die weltkirchliche Arbeit der Bistümer, Orden und Hilfswerke in Deutschland hat nach Bischof Dr. Bätzing die Herausforderung durch Corona von Beginn an angenommen. Weiter hat sich die Vollversammlung im Kontext der Debatte um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch mit dem Weihnachtsfest 2020 befasst. Sie würdigt die bereits vielen Initiativen in Pfarrgemeinden und Bistümern.

Die Vollversammlung hat sich erneut mit dem Themenkomplex Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs befasst. Bischof Dr. Georg Bätzing: „Auf Grundlage der Erkenntnisse der Studie ‚Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz‘ hatten wir uns im Herbst 2018 zu einer Reihe von Maßnahmen entschlossen, die in direktem Bezug zu den Empfehlungen der MHG-Studie stehen.“ Dazu gehöre auch die „Weiterentwicklung des Verfahrens zur Anerkennung des Leids.“ „Dieses Verfahren hatten die Bischöfe und Ordensoberen im Jahr 2011 gemeinsam eingerichtet. Ziel war, dass Betroffene ohne großen bürokratischen Aufwand und auch in Fällen, in denen Ansprüche gegenüber dem Täter verjährt sind, freiwillige Leistungen erhalten zu können. Es wurden nicht nur Einmalzahlungen geleistet, sondern auch zusätzlich Kosten für Therapie und Paarberatung übernommen“, so Bischof Dr. Georg Bätzing.

Die Bischöfe haben sich in Fulda mit dem Entwurf einer Verfahrensordnung auseinandergesetzt und auf die darin enthaltenen inhaltlichen Festlegungen verständigt. Nach einer letzten Überarbeitung soll die Ordnung als klare, verbindliche und transparente Regelung des Verfahrens öffentlich gemacht werden. Diese Ordnung wird zukünftig in allen 27 (Erz-)Diözesen einen einheitlichen Leistungsrahmen gewährleisten. „Wir wollen, dass Lösungen, die in den vergangenen Jahren bereits gefunden wurden und zu einer Befriedung zwischen Betroffenen und Diözesen geführt haben, fortbestehen“, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing.

Gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken haben die deutschen Bischöfe zu Beginn dieses Jahres einen Synodalen Weg begonnen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing: „Auch unter erschwerten Corona-Bedingungen ist es uns zuletzt mit der Durchführung von bundesweit fünf Regionalkonferenzen gelungen, die Gespräche und Überlegungen weiterzuführen. Das übergeordnete Ziel dieses Synodalen Weges besteht darin, die Kirche in Deutschland besser und glaubhafter zu befähigen, dem Evangelium Jesu Christi im eigenen kirchlichen Leben Raum zu geben und es den Menschen von heute zu verkünden. Zu diesem Zweck setzt sich der Synodale Weg mit Fragen der Machtstrukturen, der priesterlichen Lebensform, der Beteiligung von Frauen im kirchlichen Leben und der kirchlichen Sexualmoral auseinander. Die ersten Beratungen des Synodalen Weges haben deutlich gemacht, dass es hier tatsächlich erhebliche Blockaden für den Verkündigungsauftrag der Kirche gibt.“

Der Studienhalbtag, der zur Reflexion und dem Austausch diente, was sich die Bischöfe selbst vom Synodalen Weg erhoffen, war so angelegt, dass er nicht einem wissenschaftlichen Vortrag glich, vielmehr stand das Gespräch der Bischöfe im Zentrum. „Abwechselnd in Gesprächsgruppen und im Plenum haben wir offene Fragen angesprochen und überlegt, wie wir mit den verschiedenen Perspektiven und Meinungen im weiteren Verlauf des Synodalen Weges möglichst konstruktiv umgehen können. Das Gespräch und der Austausch darüber war ein wichtiger erster Schritt auf der Suche nach Lösungswegen“, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing. +++ ja

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