Heftige Kämpfe um Kiew

US-Resolution gescheitert - China, Indien und VAE enthalten sich

Tag drei des Angriffs auf die Ukraine hat mit heftigen Kämpfen um Kiew und andere Regionen begonnen. Offensichtlich versuchte die russische Armee, die Hauptstadt einzukesseln. Überall in Kiew waren am frühen Samstagmorgen Explosionen zu hören, das ukrainische Militär sprach von „aktiven Kampfhandlungen“ auf der Straße. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj soll laut Medienberichten ein Angebot der US-Amerikaner ausgeschlagen haben, sich evakuieren zu lassen. Er sei weiter in der Hauptstadt, hieß es. Dem ukrainischen Militär soll es gelungen sein, zwei russische Transportmaschinen abzuschießen. Es gebe „Verluste“ in den eigenen Reihen. Konkrete Zahlen zu möglichen Todesopfern wurden nicht genannt. Insgesamt war die Lage unübersichtlich, das Internet fiel in weiten Teilen des Landes aus.

Ukraine meldet über 3.500 tote russische Soldaten und 200 Gefangene

Das ukrainische Militär hat am frühen Samstagmorgen gemeldet, dass seit Beginn der Invasion angeblich über 3.500 russische Soldaten getötet und 200 gefangen genommen worden seien. Diese Angaben ließen sich nicht überprüfen. Es gab auch keine Angaben über Opfer auf der ukrainischen Seite. 14 russische Flugzeuge, 8 Hubschrauber und 102 Panzer sollen zerstört worden sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj meldete sich am Samstagmorgen erneut mit einer Videobotschaft an die Bevölkerung, die ihn vor einem historischen Gebäude in der ukrainischen Hauptstadt zeigen. Das ukrainische Militär werde seine Waffen nicht niederlegen, sagte er. Experten haben wenig Zweifel, dass die russische Armee eigentlich deutlich überlegen ist. Dennoch scheint der Vormarsch schwieriger zu sein als geplant. Offenbar gelang es russischen Kräften, die Kontrolle über ein Wasserkraftwerk der Hauptstadt Kiew zu erlangen. Auch in anderen Landesteilen gab es Angriffe.

Russisches Militär meldet Einnahme von ukrainischer Großstadt

Das russische Militär hat die Einnahme der ukrainischen Großstadt Melitopol gemeldet. Man habe die Kontrolle übernommen, hieß es am Samstagmorgen aus dem Verteidigungsministerium in Moskau. Von ukrainischer Seite war von heftiger Gegenwehr zu hören. Beide Angaben ließen sich nicht überprüfen. Melitopol hat rund 150.000 Einwohner und liegt im Südosten des Landes, gegenüber der Krim, in der Oblast Saporischschja. Die Stadt war seit Beginn der russischen Invasion am Donnerstag Ziel der von der Krim aus, also von Süden vordringenden russischen Armee. Die Ukraine wird gleichzeitig auch von Norden und Osten aus angegriffen. Im Westen des Landes ist es dagegen vergleichsweise ruhig, hier sind Flüchtlingsströme unterwegs in die Nachbarländer Polen, Rumänien, Moldawien, Ungarn und in die Slowakei.

US-Resolution gescheitert – China, Indien und VAE enthalten sich

Die UN-Resolution zur Verurteilung des russischen Angriffs auf die Ukraine ist im Sicherheitsrat erwartungsgemäß am Veto Russlands gescheitert. China, Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) enthielten sich bei der Abstimmung am Freitagabend in New York. Die übrigen elf Mitglieder stimmten für die Resolution, neben den ständigen Mitgliedern USA, Großbritannien und Frankreich auch Norwegen, Irland, Albanien, Gabun, Mexiko, Brasilien, Ghana und Kenia. Dass die Resolution am Veto Russlands scheiterte, war schon vorher klar, die drei Enthaltungen sind aber mehr als die Kritiker Russlands gehofft hatten. Mit dem Resolutionstext sollte der Angriff Russlands „aufs Schärfste“ verurteilt und die Souveränität und territoriale Integrität sowie die Unabhängigkeit und Einheit der Ukraine bekräftigt werden. +++