Gemeinde Eichenzell lud zum Jahresempfang

Landtagspräsidentin Astrid Wallmann als Gast

Die Gemeinde Eichenzell hat am Donnerstagabend zum neuen Jahr begrüßt. Rund 200 Gäste – darunter auch viele aktive wie ehemalige Mandatsträger – waren der Einladung in den Kultursaal des Eichenzeller Schlösschens gefolgt. Als prominente Gastrednerin konnte die Präsidentin des Hessischen Landtags, Astrid Wallmann (CDU), begrüßt werden.

Bürgermeister Johannes Rothmund (CDU)
Bürgermeister Johannes Rothmund (CDU)

Für die Gemeinde hieß Bürgermeister Johannes Rothmund (CDU) die Gäste willkommen und wünschte ihnen „ein frohes, neues vor allem gesundes neues Jahr 2025“. Wie in jedem Jahr nutzte das Gemeindeoberhaupt den Jahresempfang um die markantesten Ereignisse der Smart City-Gemeinde des vergangenen Jahres kurz Revue passieren zu lassen und einen Ausblick auf das noch junge Jahr 2025 zu wagen. Aus aktuellem Anlass begann Rothmund mit dem für die Gemeinde Eichenzell erfreulichen Ereignis der Praxisübernahme von Herrn Dr. Heinrich Syski durch Frau Dr. Viola Shishmani und damit der Aufrechterhaltung der ärztlichen Versorgung in der Großgemeinde. Rothmund dankte Dr. Syski für seine jahrelange Tätigkeit in der Gemeinde und wünschte dessen Nachfolgerin einen erfolgreichen Start. Zum Bedauern des Eichenzeller Rathauschefs haben sich die bislang im Eichenzeller Ortsteil Löschenrod praktizierenden Ärzte dazu entschieden, ihre ambulante Tätigkeit in der Nachbarkommune Neuhof fortzusetzen. „Wir haben uns alle sehr um Sie bemüht, nachdem Ihnen überraschend die bisherigen Praxisräume durch die Vermieterin gekündigt worden“, so Bürgermeister Rothmund, der kritisch anmerkte: „Die gesundheitliche Grundversorgung unserer Bürgerinnen und Bürger kann langfristig nur durch eine Änderung der Strukturen auf Bundesebene sichergestellt werden, jedoch sicherlich nicht durch einen Wettbewerb benachbarter Kommunen!“

Eine hingegen erfreuliche Nachricht dürfte die Einweihung der Rettungswache im Ortsteil Lütter durch das Deutsche Rote Kreuz des Kreisverbandes Fulda am 29. Februar 2024 gewesen sein, die als Standort für bis zu drei Rettungswagen ein weiterer Baustein zur Verbesserung der medizinischen Notfallversorgung fungiert. Ebenso erfreulich sei es, dass das größte Investitionsprojekt des Abwasserverbandes Oberes Fuldatal mit der Kläranlage in Löschenrod weiter voranschreite. Mit der Eröffnung rechne man in diesem Sommer. Die Gemeinde Eichenzell kalkuliert hier mit Investitionen von etwa 15 Mio. In Thalau konnte im vergangenen Jahr eine Photovoltaik-Anlage installiert werden, die vom Land Hessen großzügig bezuschusst wurde.

In diesem Jahr plant man den Baubeginn eines Verbindungssammlers, um die Kläranlage Weyhers mittelfristig an die Kläranlage Löschenrod anschließen zu können. Hier kalkuliert die Großgemeinde mit Investitionen in Höhe von 3,5 Mio. Euro. Man hofft darauf, dass hier entsprechend Fördergelder eingeworben werden können. Die Fertigstellung des gemeindlichen Bauhofes datiert man auf Anfang des nächsten Jahres. Ein herzliches Dankeschön adressierte Bürgermeister Johannes Rothmund gestern mit Herrn Alexander Wuttke an den verantwortlichen Architekten und mit Herrn Nico Schleicher als Leiter der gemeindlichen Bauabteilung stellvertretend an alle dortigen Mitarbeitenden. Die Fertigstellung der denkmalgeschützten „Alten Schule“ im Ortsteil Rothemann wirft ihre Schatten voraus. In den nächsten Wochen werde man das Projekt als eine nach den Worten des Bürgermeisters „komplexe Baumaßnahme“ endgültig abschließen können. Dem Ortsvorsteher Oskar Kanne sowie allen Rothemännerinnen und Rothemännern dankte Rothmund für deren Verständnis.

Eine „nächste, extrem komplizierte Baumaßnahme“ stehe mit der grundhaften Sanierung der Straße „Am Steinberg“ in Kerzell unmittelbar bevor. Das Auftragsvolumen für die Gemeinde belaufe sich auf über 800.000 Euro zuzüglich der Arbeiten, die durch den Abwasserverband Oberes Fuldatal und die RhönEnergie Gruppe zu erledigen sein werden. Dankesworte adressierte Rothmund in diesem Zusammenhang an den Sprecher der Geschäftsleitung der RhönEnergie Fulda GmbH Herrn Martin Heun für die gute Kooperation nicht nur bei diesem Projekt. Bei der Baumaßnahme Thalaubachtalbrücke rechnet man in diesem Jahr mit der Fertigstellung des ersten Teilbauwerkes; die gesamte Maßnahme werde wohl erst im Laufe des Jahres 2028 abgeschlossen werden können. Auch blickte Bürgermeister Rothmund auf die Einweihung der Bürgerwerkstätte im Ortsteil Rothemann im vergangenen Jahr zurück, die durch die Mitglieder der Vereinsgemeinschaft Rothemann vorwiegend in Eigenleistung erstellt wurde.

Seit 2023 vergibt die Gemeinde Eichenzell die „goldene Ehrennadel“, indem sie Menschen, die oft im Hintergrund und im Verborgenen arbeiten, am „Abend des Ehrenamtes“ in den Mittelpunkt stellt. Gerade in einer Zeit, in der zu oft das ich und weniger das Wir im Vordergrund steht, sei ein solcher Einsatz vorbildlich. Und auch der Umzug der Bäckereizentrale papperts GmbH von Poppenhausen (Wasserkuppe) in die Großgemeinde wirft seine Schatten voraus. Aktuell laufe der Testbetrieb im neuen Backhaus, der endgültige Umzug soll im März dieses Jahres erfolgen. Dankesworte für die bisherige, gute Zusammenarbeit adressierte Bürgermeister Rothmund an die Geschäftsführer. Innerhalb von etwas mehr als zwei Jahren ein solches Projekt zu realisieren, sei beeindruckend und gelinge nur gemeinsam, unterstrich der Bürgermeister. Die Einfamilienhausgrundstücke im neuen Baugebiet „Nördliches Steinfeld“ in der Kerngemeinde sollen noch im ersten Halbjahr vergeben werden; die Vergaberichtlinie für die Mehrfamilienhäuser werde aktuell in der Verwaltung erarbeitet und soll in der ersten Jahreshälfte durch due Gemeindevertretung beraten und beschlossen werden.

Vor dem Hintergrund der neu ausgerufenen Bundestagswahl am 23. Februar rief Bürgermeister Rothmund zur Wahl auf und sich für demokratische Parteien einzusetzen. Für Eichenzell bleibe er optimistisch, zumal man gute Rahmenbedingungen vorfinde, die es zu nutzen gelte. Für die zwingend erforderliche Digitalisierung habe man mit der „Starken Heimat“ und „SmartCity“ Fördertöpfe, die man nutzen und nicht verstreichen lassen sollte. „Der Weg hin zu mehr Digitalisierung in den Verwaltungen ist lang und steinig – und wahrscheinlich verursacht er auch höhere Kosten, aber wir müssen ihn gehen, wenn wir die öffentliche Hand und alle anderen Bereiche auch langfristig funktions- und leistungsfähig halten wollen“, sagte Bürgermeister Rothmund abschließend.

Präsidentin des Hessischen Landtags, Astrid Wallmann (CDU)

In ihrem Vortrag „Hessen 2025 – aktuelle Herausforderungen für unsere Demokratie“ beleuchtete Hessens Landtagspräsidentin, Astrid Wallmann, die derzeitigen geopolitischen Ereignisse und ihre Auswirkungen auf Hessen, die Republik und Europa.

Astrid Wallmann: „Die Herausforderungen, mit denen wir uns konfrontiert sehen, sind vielfältig und komplex.“

„Wir leben in sehr bewegten Zeiten. Das neue Jahr beginnt mit Ereignissen von nationaler und internationaler Tragweite, die sich auf Hessen, die Republik und Europa auswirken und aktuell besonders im Fokus der Aufmerksamkeit stehen“, sagte die Parlamentspräsidentin anlässlich des Neujahresempfangs der Gemeinde Eichenzell im Kultursaal des Eichenzeller Schlösschens. „In vier Wochen findet eine vorgezogene Bundestagswahl statt, nachdem die Ampel-Regierung ihr Scheitern erklären musste und der Kanzler die Vertrauensfrage stellte. Die derzeitige Phase ist geprägt von einer gespannten Erwartung und bei manchen Themen auch von einer angespannten Erwartung.“ Was die Menschen in unserem Land spürten, sei die Bedeutung der aktuellen politischen Geschehnisse. In Krisenzeiten gerate die liberale Demokratie unter Druck von innen und außen. Das gelte nicht nur für Hessen, sondern für die gesamte Bundesrepublik sowie Europa. „Die Herausforderungen, mit denen wir uns konfrontiert sehen, sind vielfältig und komplex.“ In Anlehnung an Herfried Münklers Werkes „Welt in Aufruhr“, sagte Wallmann: „Wir erleben ein Erstarken des Nationalismus, die Abkehr von internationalen Institutionen und die Wiederkehr einer imperialistischen Großmacht-Politik.“ Aussagen, die die Parlamentspräsidentin teilt. Durch den furchtbaren und völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ist zudem die Gewalt mit ihrer gesamten Brutalität auf den europäischen Kontinent zurückgekehrt. Aber der Krieg wird eben nicht nur auf den Schlachtfeldern, sondern auch verdeckt durch Angriffe auf unsere kritische Infrastruktur geführt. Experten sprechen von einem neuen kalten Krieg.“

„Wir reden hier auch über eine Auseinandersetzung zwischen den weltanschaulichen Systemen: Unsere liberalen Demokratien und ihnen gegenübergestellt die autokratischen Regime. […] Und auch bei uns in Hessen sehen sich Kommunen, Unternehmen – aber auch öffentliche Einrichtungen tagtäglich von möglichen Cyber-Angriffen ausgesetzt. Insbesondere im Vorfeld von Wahlen ist das eine ganz besondere Gefahr, die wir im unbedingt im Auge behalten müssen. Desinformationskampagnen im Internet, wo es letztendlich darum geht, das Zielland zu destabilisieren und das Vertrauen in demokratische Prozesse zu zerstören, Institutionen und auch Politiker zu schwächen, müssen uns alarmieren. Ferner zeigte sich Hessens Landtagspräsidentin auf dem Neujahresempfang besorgt darüber, welch hohen Stellenwert mittlerweile Soziale Medien wie TikTok oder X bei Heranwachsenden an Schulen oder sonstigen Bildungseinrichtungen einnehmen. Vor dieser denkwürdigen Entwicklung kämen Lehrenden aber auch dem Elternhaus ein besonderer Bildungsauftrag zu.

Die Vorsitzende der Gemeindevertretung, Ingrid Fritsch (Bürgerliste), warnte vor den Gefahren, die eine unterdrückte und unausgesprochene Meinungsfreiheit für eine liberal demokratische Gesellschaft haben kann. „Wir müssen eine Kultur schaffen, in der wir uns sachlich zu wichtigen Themen ohne Etikettierung artikulieren können“, forderte sie. „Wenn Menschen sich nicht mehr trauen, das auszusprechen, was sie denken, so steht ihre Meinung dennoch vorhanden. Die Gedanken wandern in den gesellschaftlichen Untergrund und bewegen sich im Zweifel zu den Rändern. Das steht in keinerlei Art und Weise für eine liberale demokratische Gesellschaft, die den wohlmeinenden Streit in einer Demokratie kultivieren sollte. Das Ganze aber verkehrt sich aktuell ins Gegenteil.“

Zum wiederholten Mal wurde der Jahresempfang von Milena Faulstich (Gesang) & Simon Caba (Flügel) musikalisch umrahmt, die mit ihrer musikalischen Darbietung auf der alljährlichen Veranstaltung Frohsinn und Leichtigkeit versprühten. +++ jessica auth


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