Gedenken der Opfer des Anschlags von Hanau

„Ein Vergessen wird es niemals geben“ Foto: Hessische Staatskanzlei

Ministerpräsident Boris Rhein und sein Stellvertreter, Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, gedenken am heutigen Jahrestag des Anschlags von Hanau der Opfer der grausamen Tat.  „Es gibt kein Vergessen. Was heute vor drei Jahren in Hanau passiert ist, ist bis heute unfassbar. Es ist – und bleibt für immer – grausam. Und deshalb wird und kann es niemals ein Vergessen geben: nicht bei den Angehörigen und nicht bei uns“, sagten der Regierungschef und sein Stellvertreter aus Anlass der Gedenkveranstaltung in Hanau. Mit einem stillen Gedenken am Friedhof und einer großen Trauerfeier auf dem Markplatz hatten die Hinterbliebenen zusammen mit zahlreichen Hanauer Bürgerinnen und Bürgern an die Opfer erinnert.

Der Ministerpräsident und der Wirtschaftsminister hoben hervor, der 19. Februar sei für immer dem Gedenken an die neun Ermordeten gewidmet. Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov waren an diesem Tag im Jahr 2020 ermordet worden. „Sie können das Unheil, das ihnen widerfahren ist, nicht mehr beklagen. Das müssen wir für sie übernehmen. Ihr Vermächtnis an uns ist ein einziger Auftrag: Wir müssen alles in unserer Macht Stehende dafür tun, damit sich so eine furchtbare Tat nicht wiederholt. Nicht in Hanau und nirgendwo sonst“, sagte Boris Rhein und Tarek Al-Wazir ergänzte: „Nicht Hautfarbe, Haarfarbe oder Herkunft, sondern Respekt, Toleranz und Menschlichkeit müssen das Zusammenleben in unserer Gesellschaft bestimmen. Das ist die Botschaft, die wir jeden Tag und so laut es nur geht aussprechen müssen.“

Dass in jener Nacht vor drei Jahren ein Rassist zehn Menschen, darunter seine eigene Mutter, in den Tod gerissen habe, habe das ganze Land ins Mark getroffen, äußerten die Vertreter der Landesregierung weiter. Der Täter habe unmenschliches Leid über die Familien der Opfer gebracht, und nichts könne dieses Leid mindern. „Wir stehen zusammen gegen Rassismus, weil das feige Attentat von Hanau Menschen sinnlos aus unserer Mitte gerissen hat, und weil dieses Attentat das Fundament unserer Verfassung erschüttert und den Boden unserer Demokratie vergiftet. Unsere Zukunft und unser Zusammenleben hängen davon ab, dass wir es schaffen, Rassismus aus den Köpfen zu verbannen. Das sind wir den Ermordeten schuldig“, sagte Ministerpräsident Rhein.  Wirtschaftsminister Al-Wazir ergänzte: „Hessen lebt von der Vielfalt seiner Bürgerinnen und Bürger. Das Rhein-Main-Gebiet zählt zu den internationalsten Regionen Deutschlands. Das ist unsere große Stärke. Für Rassismus, Hetze und rassistische Gewalt darf in Hessen kein Platz sein. “

 

EKD-Ratsvorsitzende predigte am Jahrestag

„Die Liebe hört niemals auf“: Mit diesem Bibelvers (1. Korinther 13) erinnerte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, an die Opfer des Anschlags von Hanau, bei dem am 19. Februar 2020 neun Menschen aus rassistischen Motiven ermordet wurden. Am dritten Jahrestag des Attentats predigte Kurschus in der Hanauer Marienkirche. Dazu hatte der zur Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) zählende Kirchenkreis Hanau eingeladen. „Im heutigen Innehalten und Erinnern verstehen wir die tiefe Wahrheit dieses Satzes auf besondere Weise“, erläuterte Kurschus. Dem Mörder sei es nicht gelungen, die Liebe zu zerschießen, im Gegenteil: „Die Liebe zu Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov ist geblieben. Sie ist vielleicht sogar stärker, auf jeden Fall bewusster und öffentlicher geworden“, sagte die Ratsvorsitzende.

Den 19. Februar 2000 bezeichnete Kurschus als „Zeitenwende“. Für die Familien der Getöteten und für die ganze Stadt Hanau habe sich seither etwas Grundlegendes verändert. „Niemals mehr werden Sie als Angehörige die Namen Ihrer Liebsten so unbefangen aussprechen können wie in den Zeiten davor. Das hat für immer aufgehört.“ Nicht aber die Liebe, hob Kurschus hervor: „Es ist die Liebe, die unsere Religionen erfüllt und die unsere unterschiedlichen Weisen, Gott zu ehren, tief miteinander verbindet. Es ist die Liebe, in der wir eins sind.“ Im Vers „Die Liebe hört niemals auf“ schwinge auch eine gesellschaftliche Aufgabe mit: „Der Einsatz für Gerechtigkeit, der Widerstand gegen Rassismus und jede Form von Menschenfeindlichkeit hört niemals auf“, ist Kurschus überzeugt. Sie ermuntere zu vielen Begegnungen und zur „Menschenliebe“.

Gottesdienst stand unter der Überschrift „Klage und Hoffnung“

Im Gottesdienst, der unter der Überschrift „Klage und Hoffnung“ stand, wirkten die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Dr. Beate Hofmann, sowie der Hanauer Dekan Dr. Martin Lückhoff mit.  Ansprachen hielten auch die Schwester des ermordeten Hamza Kurtović, Ajla Kurtović, der Hanauer Imam Mustafa Macit Bozkurt und die hessische Landtagsvizepräsidentin Heike Hofmann (SPD). Im Anschluss nahmen Ratsvorsitzende Kurschus und Bischöfin Hofmann außerdem an der öffentlichen Gedenkveranstaltung auf dem Hanauer Marktplatz teil. Dazu hatten der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) und Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) eingeladen. +++

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