GDL-Chef: Bahn verantwortlich für drohende Streiks

Berlin. Nach Ansicht des Chefs der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, ist die Deutsche Bahn (DB) verantwortlich für die neue Streik-Drohung. „Angesichts des Tarifdiktats, das uns die Bahn im Hintergrundgespräch vorgelegt hat, war nichts anderes möglich als die Ablehnung“, so Weselsky im Interview mit dem „Deutschlandfunk“. Die Bahn habe für alle sichtbar gezeigt, dass die GDL „die Koalitionsfreiheit mittels eines Vertrages an der Garderobe abgeben soll und Scheinverhandlungen für ihre Zugbegleiter und andere Mitglieder führen darf“.

Einen konkreten Termin für neue Streiks nannte der GDL-Chef nicht. Man werde die Streikplanung rechtzeitig bekanntgeben. Die GDL hatte am Montag nach dem Scheitern der Tarifgespräche mit der Bahn mit neuen Streiks gedroht. Zuvor hatte die DB mitgeteilt, die GDL-Spitze habe „kurz vor Unterzeichnung einer Lösung für den Tarifkonflikt Gespräche mit der DB entgegen jeder Verabredung völlig überraschend platzen lassen“.

Streik-Drohung: Fahrgastverband Pro Bahn übt scharfe Kritik an GDL

Der Fahrgastverband Pro Bahn hat die Lokführer-Gewerkschaft GDL wegen ihrer erneuten Streik-Ankündigung massiv kritisiert. „Die Fahrgäste haben immer weniger Verständnis für die Lokführer“, sagte Pro-Bahn-Sprecher Gerd Aschoff der „Rheinischen Post“ (Dienstagsausgabe). „Die Fahrgäste sind die Hauptleidtragenden der Streiks. Viele Berufstätige merken die Folgen unmittelbar, wenn sie nicht oder verspätet zu wichtigen Terminen kommen“, sagte Aschoff. Die Streiks würden die Bahn dauerhaft schädigen, weil ein Teil der Fahrgäste, die wegen der Streiks auf Fernbusse umsteigen müssten, der Bahn als Kunden dauerhaft verloren gingen. Auch im Güterverkehr drohe ein dauerhafter Umsatzverlust, weil die Logistik-Branche ihre auf Lkw umgestellten Transporte ncht so einfach wieder ändern und auf die Bahn umstellen werde. „Die GDL sägt am eigenen Ast“, so Aschoff. +++ fuldainfo

Kommentar
Die Väter des Grundgesetzes wollten starke Gewerkschaften, deshalb haben sie die Tarifautonomie – damit auch das Streikrecht – in die Verfassung geschrieben. Aber auch Streiks und das Recht zu streiken, haben Grenzen. Solange sie verhältnismäßig sind, sind Streiks auch zulässig. Nur bei der GDL muss man sehen, dass es hier nur noch um mehr Macht geht und genau das ist dann nicht mehr verhältnismäßig. Die GDL will jetzt erneut vier Tage lang das Land lahmlegen, nur wann es sein wird, hat die Gewerkschaft noch nicht verraten. Aber die Bahn ist nicht ganz schuldlos, sie spielt auf Zeit, in der Hoffnung, dass der Gesetzgeber die GDL quasi per Tarifeinheits-Gesetz begrenzt. Ob Weselsky sein Geschäft versteht, kann man ebenfalls infrage stellen. Denn seit vielen Jahren gibt es Streiks, geschafft wurden lediglich durchschnittliche Abschlüsse. Es ist an der Zeit, dass sich die Lokführer fragen, ob sie dem Gewerkschaftschef noch folgen möchten. +++ nh