Gabriel verteidigt Wechsel in Deutsche-Bank-Aufsichtsrat

Ende vergangenen Jahres angesprochen

Sigmar Gabriel (SPD)
Sigmar Gabriel (SPD)

Der frühere SPD-Vorsitzende und Außenminister Sigmar Gabriel hat seinen Wechsel in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank verteidigt. „Ich finde es schlimm, dass sofort der Generalverdacht entsteht, man würde sozusagen seine Seele verkaufen, wenn man nach dem Ende seiner politischen Laufbahn eine Aufgabe in der Wirtschaft wahrnimmt. Ich jedenfalls werde auch in Zukunft nicht anders denken und handeln als vorher“, sagte Gabriel der „Bild am Sonntag“. Der Ex-Vizekanzler warf die Frage auf, was Politiker eigentlich nach ihrer Laufbahn für Jobs annehmen dürfen: „Sie sollen keine vorzeitigen Pensionen beziehen, sie sollen nicht zu Lobbyisten werden und eigentlich sollen sie auch nicht in die Wirtschaft gehen. Was denn dann?“

Gabriel sagte weiter, dass er „nie in einem politischen Amt für die Deutsche Bank zuständig“ gewesen sei. Außerdem habe er ein Gesetzt im Bundestag eingebracht, nach dem sich Regierungsmitglieder 18 Monate lang nach ihrem Amt jede Tätigkeit genehmigen lassen müssen. „Wenn wir alle diese Regeln einhalten und dann immer noch dafür kritisiert werden, dass wir nicht auf der faulen Haut liegen und Pensionen beziehen, dann fehlt mir dafür jedes Verständnis“, so Gabriel. Er bestritt, dass eine Festvergütung für seinen neuen Posten ausschlaggebend für ihn war: „Wenn es mir ums Geld gehen würde, hätte ich vor ein paar Wochen das Angebot annehmen müssen, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie zu werden. Das wäre ein Vielfaches dessen gewesen, was ein normales Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bank erhält.“ Gabriel gehörte als Spitzenpolitiker zu den schärfsten Bankenkritikern. So hatte er der Deutschen Bank vorgeworfen, Spekulantentum zum Geschäftsmodell gemacht zu haben. Davon distanziert sich Gabriel ausdrücklich nicht: „Für diese Kritik gab es auch allen Grund. Die Deutsche Bank ist ja nicht grundlos in eine Schieflage hineingeraten. Wenn sie heute eine andere Strategie verfolgt, kann man das doch guten  Gewissens unterstützen.“ Ausdrücklich lobte er Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, den er „für einen klugen und bodenständigen Vorstandsvorsitzenden“ hält.

Bei dem Geldinstitut gebe es einen großen Umbruch „weg vom hochriskanten Handelsgeschäft wieder hin zum soliden, fast schon langweiligen Bankgeschäft“. Gabriel lobte diesen Wandel: „Die Deutsche Bank will wieder Ausdruck von Solidität werden und dabei gleichzeitig ihre globale Aufstellung behalten. Diese Strategie ist sicher erfolgversprechender, als ganz oben in der Welt bei den Investmentbanken mitspielen zu wollen und so enorme Risiken für die Angestellten, Kunden und unsere Volkswirtschaft zu produzieren.“ In seinem künftigen Job will Gabriel „Aufsicht und Rat geben, damit sich Fehler nicht wiederholen“. Dass er an seiner Kritik am Investmentbanking festhält, hat Gabriel dem Aufsichtsratschef Paul Achleitner und dem Deutsche-Bank-Vorstand vor seiner Berufung mitgeteilt: „Ich war nicht Kritiker der Banken, sondern der Finanzmarktspekulationen und der unfassbaren Gier, die es gegeben hat. Das alles hat die ganze Welt an den Rand einer wirtschaftlichen Katastrophe geführt und viele Menschen Arbeit und Einkommen gekostet. Am Ende mussten die Steuerzahler und der Staat die Finanzwirtschaft vor sich selbst retten.“ Das dürfe sich nie wiederholen. „Herr Achleitner und die Deutsche Bank kennen meine Haltung.“ Nach Gabriels Darstellung hat Achleitner ihn „Ende vergangenen Jahres angesprochen“. Dann habe es Gespräche im Aufsichtsrat und mit wichtigen Anteilseignern über seine Personalie gegeben. „Vor einer Woche“ habe ihm Achleitner dann per Telefon mitgeteilt, dass es Zustimmung für ihn gebe. +++