Fulda in Zeiten des Klimawandels

Stadtbaurat Daniel Schreiner, Alexander Breit, Oliver Reuter und Nathalie Kohlert. (v.l.) Foto: Jochen Kohlert

Man hätte dieser Veranstaltung im Fuldaer Stadtteil-Treff Wohnzimmer wirklich mehr Besucher gewünscht, denn über was wollen wir eigentlich engagiert diskutieren, wenn nicht über die Frage, wie wir unsere Stadt für die Klimakrise fit machen?

Klimawandel braucht Netzwerker

Drei hochkarätige Gäste waren zu der von Nathalie Kohlert moderierten Podiumsdiskussion eingeladen: Stadtbaurat Daniel Schreiner, Meteorologe Oliver Reuter von Osthessen-Wetter und Alexander Breit vom Frankfurter Stadtplanungsamt. Sie waren sich einig: Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, „nur ein großes Netzwerk aus aktiven Beteiligten kann etwas bewirken“, so Daniel Schreiner. Ohne grundsätzliches Umdenken werde es aber nicht gehen, „wir müssen wieder mehr mit der Natur statt gegen sie arbeiten“, so Oliver Reuter. Alexander Breit machte Lust auf das klimaresistente, coole Fulda von morgen: „Eine nachhaltige Stadt ist schöner, geselliger, grüner und ruhiger – und sie riecht besser!“

Extremwetter wird zur Regel

Spätestens seit den Starkregenfällen des letzten Jahres sollte allen klar sein, dass Extremwetterlagen inzwischen gehäuft auftreten. „Das 10-jährige Extremwetter ist jetzt jedes Jahr“, so Daniel Schreiner. Wobei zu Extremwetter auch Trockenheit, Wassermangel, sinkenden Grundwasserpegel und Vegetationsbrände gehören. Der Stadtbaurat griff sich einen Klimaaspekt heraus – Starkregen. Im Frühjahr 2022 hatte die Stadt Fulda die neuen Gefahrenkarten bei Starkregen vorgestellt. Hier kann man genau ablesen, wo und in welcher Höhe Wasser bei Starkregen abfließt – und sich entsprechend vorbereiten. Dies sei, so Schreiner, nicht allein Sache der Kommunen, Gewerbetreibende und Private seien genauso gefordert. Besondere Bedeutung komme hier den Bachtälern zu. In Fulda sind die Bachtäler im Westen der Stadt weitgehend intakt, im Osten ist das ganz anders. Bachtäler führen nicht nur Wasser ab, sondern auch Warmluft. Sind sie intakt, entsteht in der Dämmerung kalte Luft, die warme Luft wird Richtung Fulda (Fluss) abgeführt. Sind sie aber zerstört oder bebaut, bleibt die Hitze förmlich stehen. Die Stadt arbeitet mit Hochdruck an Lösungen (in Bronnzell ist das bereits erfolgt, die Planung für Horas steht), aber das kostet Zeit – und erhebliche Budgets.

Die Lage ist zu ernst für Pessimismus

Das Klima brauche unsere Vorstellungskraft und unseren Optimismus, so Alexander Breit. Gute Beispiele gäbe es ja, etwa Genossenschaften, die für Wohnraum oder Energie sorgen. Eine noch recht neue Idee sind Bürgerhaushalte, bei denen Bürger für einen Teil des Haushalts verantwortlich sind und entscheiden, wofür Geld ausgegeben wird. Wie so etwas funktioniert, kann man sich in Darmstadt anschauen. Regionalwährungen kennen wir in Fulda schon (den Lilientaler), sie sorgen dafür, dass Geld regional und lokal ausgegeben wird. Die solidarische Landwirtschaft schafft mit ihrem Anteilsmodell Vorteile für Produzenten und Abnehmer. Und in Gemeinschaftsgärten werden nicht nur Nahrungsmittel produziert, sie fungieren auch als Nachbarschaftstreff. Man konnte gar nicht anders als diese Veranstaltung mit viel Lust auf ‚packen wir’s doch einfach an‘ zu verlassen. Veränderung kann nämlich Spaß machen, wenn man sich daran beteiligt. +++ Jutta Hamberger