Früherer Papst Benedikt mit 95 Jahren gestorben

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. 2011 in Deutschland.

Der emeritierte Papst Benedikt, bürgerlich Joseph Ratzinger, ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Das teilte der Vatikan am Silvestertag mit. Der genaue Todeszeitpunkt wurde mit 9:34 Uhr angegeben. Bereits am Mittwoch hatte Benedikts Papst-Nachfolger Franziskus während seiner Generalaudienz überraschend mitgeteilt, er wolle „alle“ darum bitten, ein besonderes Gebet für Benedikt zu beten, da dieser sehr krank sei. Laut Medienberichten soll sich Ratzingers Zustand über die Weihnachtsfeiertage plötzlich verschlechtert haben, eine Krankenhauseinweisung sei aber zu keinem Zeitpunkt geplant gewesen.

Schon länger war bekannt, dass der emeritierte Papst fast nicht mehr sprechen konnte, nun war von schweren Atemproblemen die Rede. Benedikt selbst hatte noch im Frühjahr geschrieben, er werde bald vor den „ewigen Richter“ treten. Ratzinger war von 2005 bis zu seinem Amtsverzicht zum 28. Februar 2013 Oberhaupt der Katholischen Kirche. Vor ihm war zuletzt im Jahr 1294 ein Papst freiwillig von seinem Amt zurückgetreten. Jahrzehnte vor der Wahl zum Papst war Ratzinger zwischen 1977 und 1982 Erzbischof von München und Freising und galt später als rechte Hand seines Vorgängers Johannes Paul II. Aus der Zeit in München hatte Ratzinger bis zuletzt Ärger wegen Fällen von sexuellem Missbrauch durch katholische Pfarrer. Zwar hatte er einerseits strenge Regeln für den Umgang mit Tätern eingeführt, in einem früheren Fall aber andererseits auch mindestens fahrlässig mit dafür gesorgt, dass ein als Sexualstraftäter bekannter Mann wieder mit Kindern und Jugendlichen arbeiten – und diese missbrauchen konnte – so der Vorwurf von Ermittlern.

In diesem Zusammenhang gestand Ratzinger noch in diesem Jahr eine falsche Aussage ein. Bei den typischen Kirchenfragen der Neuzeit vertrat er als Hardliner stets die konservativen Positionen: Bei den Themen Abtreibung und Sterbehilfe prägte Ratzinger die Linie seines Papst-Vorgängers Johannes Paul II. entscheidend mit und trieb in Deutschland den Ausstieg aus dem staatlichen System der Schwangerschaftskonfliktberatung voran. Die Teilnahme daran sei eine Form der Mitwirkung an Abtreibungen, so seine Position. Doch selbst seine Kritiker bescheinigten Ratzinger bis zuletzt einen scharfen Verstand und mitunter einen gewissen Humor.

Stimmen zum Tod von Papst em. Benedikt XVI

„Mit dem Tod von Papst em. Benedikt XVI. verlässt uns ein beeindruckender Theologe und erfahrener Hirte. Wir trauern um eine Persönlichkeit, die der Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Richtung vermittelt hat. Papst Benedikt hat die Stimme des Evangeliums – gelegen oder ungelegen – hörbar gemacht. Sein theologisches Denkvermögen, seine politische Urteilskraft und sein persönlicher Umgang mit vielen Menschen zeichneten Papst Benedikt XVI. aus. Mit hohem Respekt denke ich an seine mutige Entscheidung, 2013 vom Amt des Papstes zurückzutreten. In diesem Moment der Trauer erinnern wir uns an seinen Brief vom 8. Februar 2022 anlässlich der Veröffentlichung des Münchener Gutachtens zu sexualisierter Gewalt. Die Betroffenen hat er um Vergebung gebeten und doch blieben Fragen offen. Gerade als Kirche in Deutschland denken wir dankbar an Papst Benedikt XVI.: In unserem Land wurde er geboren, hier war seine Heimat, hier hat er als theologischer Lehrer und Bischof das kirchliche Leben mitgeprägt. Der Priester, Bischof und emeritierte Papst Benedikt – und der Mensch Joseph Ratzinger – ist von uns gegangen. In dieser Stunde des Abschieds bete ich für ihn und empfehle ihn der Barmherzigkeit Gottes“, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing.

Scholz würdigt Benedikt

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich wenige Minuten nach der Vatikan-Mitteilung über das Ableben des früheren Papstes Benedikt, bürgerlich Joseph Ratzinger, geäußert. Als „deutscher“ Papst sei Benedikt XVI. für viele nicht nur hierzulande „ein besonderer Kirchenführer“ gewesen. „Die Welt verliert eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen“, teilte Scholz am Samstag mit. „Meine Gedanken sind bei Papst Franziskus“, so der deutsche Kanzler. Benedikt war am Silvestertag nach offizielle Angaben um 9:34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben. Er wurde 95 Jahre alt. Von 2005 bis zu seinem Amtsverzicht im Jahr 2013 war er Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.

Boris Rhein zum Tod von Benedikt XVI.

Der Hessische Ministerpräsident Boris Rhein hat den am Silvestertag im Alter von 95 Jahren verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. als brillanten Theologen gewürdigt und seine Trauer über dessen Tod zum Ausdruck gebracht. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mit dem damaligen Kardinal Joseph Ratzinger im Jahr 2005 nach fast fünf Jahrhunderten zum ersten Mal wieder ein Papst gewählt wurde, der aus Deutschland stammte. Das Gefühl vieler Katholiken damals brachte die Schlagzeile ,Wir sind Papst‘ sehr gut auf den Punkt“, sagte Rhein am Samstag und fügte hinzu: „Papst Benedikt XVI. hat 2005 auch mit seinem Besuch beim Weltjugendtag in Köln ein ,Wir-Gefühl‘ geschaffen, das Menschen umfasste, die nicht Mitglied in der katholischen Kirche waren. Seinem besonderen Engagement ist es zu verdanken, dass die Verbindung zwischen Kirche und Glaube wieder stärker verankert wurde. Nicht zuletzt durch seinen freiwilligen Rücktritt vom Amt des Papstes im Jahr 2013 wird Benedikt XVI. vielen als historische Schlüsselfigur in Erinnerung bleiben – auch wenn er die Aufklärungsarbeit zum Missbrauch in der katholischen Kirche energischer hätte betreiben können.“

Bistum Fulda: Trauer um Benedikt XVI.

Das Bistum Fulda trauert um den verstorbenen Papst Benedikt XVI.: Mit großer Trauer aber auch voller Erinnerungen an beeindruckende persönliche Begegnungen haben in einer ersten Stellungnahme Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber, sein Vorgänger Bischof em. Heinz Josef Algermissen und Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez auf den Tod von Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger) reagiert. „Mit Trauer aber auch in großer Dankbarkeit nehmen wir Abschied vom emeritierten deutschen Papst Benedikt XVI.“, so Gerber, Diez und Algermissen in einer ersten Stellungnahme. „Wir bitten die Menschen im Bistum Fulda, seiner zu gedenken und ihn in diesen Tagen besonders ins Gebet einzuschließen“, so die Fuldaer Bischöfe weiter. „Herr, gib ihm die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihm. Lass ihn ruhen in Frieden. Amen.“ Im Fuldaer Dom wird ein Ort für das Gebet und das Gedenken an Benedikt XVI. eingerichtet. Den Fuldaer Dom und das Grab des Heiligen Bonifatius hatte Papst Benedikt XVI. als Kardial Joseph Ratzinger und als Erzbischof von München und Freising häufiger besucht. Unvergessen ist dabei für viele Menschen besonders das Gründungs-Jubiläum des Bistums Fulda im Jahr 1994, als Kardinal Ratzinger zum Bonifatiusfest den Festgottesdienst im überfüllten Fuldaer Dom feierte.

Bischof Gerber: „Ein aufmerksamer und wacher Hirte“

Bischof Dr. Michael Gerber hat den Theologen Joseph Ratzinger bereits als Seminarist kennengelernt. Besonders erinnert sich der heutige Bischof von Fulda aber an den Besuch von Papst Benedikt im September 2011 in Freiburg: Als damaliger Regens hatte Gerber den Papst seinerzeit im dortigen Priesterseminar beherbergt. „Mit der Hausgemeinschaft gab es in jenen Tagen eine Begegnung in der Seminarkirche“, berichtet Gerber. „Unsere Seminaristen hatten im Vorfeld dem Papst einen Brief geschrieben“, erinnert er sich weiter. „Ich bin noch heute sehr beeindruckt, wie Benedikt XVI. angesichts der Terminfülle bei seiner frei gehaltenen Ansprache auf die Fragen der Seminaristen eingehen konnte.“ Den Papst habe er als aufmerksamen und wachen Hirten erlebt, so Gerber. „Wir hatten in jener Zeit im Seminar einige Menschen, die schwere Schicksalsschläge zu verkraften hatten. Spontan war Benedikt XVI. bereit, mit einer eigens arrangierten persönlichen Begegnung diesen Menschen Trost zu spenden.“

Bischof em. Algermissen: „Vorbild im Glauben an Jesus Christus“

Auch Gerbers Vorgänger, Bischof em. Heinz Josef Algermissen, erinnert sich an beeindruckende Begegnungen: „Ich habe Papst Benedikt XVI. bei allen Begegnungen nie als einen Mann großer Gesten oder gar als Machtmenschen erlebt. Er hat gepredigt, Katechesen gehalten und war so für viele Menschen ein überzeugender, weil selbst überzeugter geistlicher und theologischer Lehrer.“ Algermissen kannte Papst Benedikt gut und hat ihn auch nach seinem Rücktritt vom Petrusamt mehrmals im Vatikan besucht. Für die Einheit der Kirche habe sich Benedikt XVI. als großer Brückenbauer eingesetzt. „Durch seinen wegweisenden Dienst für die katholische Kirche, den er in einem achtjährigen Pontifikat geleistet hat, steht uns Benedikt XVI. als großer Papst und als ein Vorbild im Glauben an Jesus Christus vor Augen.“

Weihbischof Diez: „Beeindruckender Theologe“

Betrübt zeigte sich auch Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez. Während seines Studiums und seiner Doktorarbeit in Rom ist Diez dem damaligen Kardinal Joseph Ratzinger als Präfekten der Glaubenskongregation häufiger im Anima-Kolleg begegnet, wo auch die Gemeinde der deutschsprachigen Katholiken in Rom ihren Sitz hat. „Schon damals war ich zutiefst beeindruckt von diesem überragenden Theologen, der weltweit bekannte Standardwerke verfasst hat“, betont Diez. „Er hatte eine geschliffene, druckreife Sprache und die Gabe, komplizierte theologische Zusammenhänge in klaren, verständlichen Worten auszudrücken.“

Bundestagspräsidentin Bas hat Benedikt XVI. gewürdigt

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. gewürdigt. „Der Deutsche Bundestag erinnert sich mit großer Dankbarkeit und bleibender Hochachtung an den Besuch Papst Benedikts im Reichstagsgebäude zu Berlin am 22. September 2011. Als Oberhaupt der katholischen Christenheit, aber auch als Landsmann, stellte er seine Ansprache unter ein Wort der Bibel aus dem Ersten Buch der Könige an König Salomo. Was dürfe dieser sich am Beginn seiner Herrschaft anderes wünschen ‚als ein hörendes Herz – die Fähigkeit, Gut und Böse zu unterscheiden und so wahres Recht zu setzen, der Gerechtigkeit zu dienen und dem Frieden‘ ? Diese Mahnung, die Papst Benedikt auch uns, den zu demokratischer Verantwortung und politischer Gestaltung Gewählten, auf den Weg gab, wirkt nach wie so vieles aus der langen und reichen theologischen, wissenschaftlichen und seelsorgerischen Lebensleistung dieser großen Persönlichkeit.“ +++