Forsa: Union baut Vorsprung vor Grünen aus

Mehrheit hält Kandidatenprofil bei Wahl für wichtiger als Inhalte

Wahltrend

Die Aufwärtsbewegung von CDU/CSU und die Abwärtsbewegung der Grünen halten auch in dieser Woche an. Die Unionsparteien gewinnen in einer Forsa-Umfrage für RTL/ntv gegenüber der Vorwoche einen Prozentpunkt, die Grünen gehen um einen Prozentpunkt zurück. Rund 100 Tage vor der Bundestagswahl liegt die CDU/CSU damit sieben Prozentpunkte vor den Grünen. Die Linke kann in dieser Woche einen Prozentpunkt zulegen, die sonstigen kleineren Parteien verlieren einen Prozentpunkt. Wenn jetzt bereits der neue Bundestag gewählt würde, könnten die Parteien mit folgendem Ergebnis rechnen: CDU/CSU 28 Prozent, SPD 14 Prozent, FDP 14 Prozent, Grüne 21 Prozent, Linke 7 Prozent, AfD 9 Prozent. 7 Prozent würden sich für eine der sonstigen Parteien entscheiden.

Die Zahl der Nichtwähler und Unentschlossenen entspricht mit 24 Prozent dem Anteil der Nichtwähler bei der Bundestagswahl 2017 (23,8 Prozent). Das Parlament würde bei einer aktuellen Wahl im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 aufgrund der Überhang- und Ausgleichsmandate um 51 Sitze anwachsen und hätte 760 Abgeordnete. Stärkste Fraktion wäre die Union mit 231 Mandaten. Die weitere Sitzverteilung: Grüne 171, SPD 114, FDP 114, Linke 57 und AfD 73 Mandate. Union und Grüne hätten mit zusammen 402 Mandaten als einzige Zweier-Koalition eine regierungsfähige Mehrheit. Regierungsfähig wären auch die so genannte „Deutschland-Koalition“ aus CDU/CSU, SPD und FDP (zusammen 459 Mandate) sowie die „Ampel“ aus Grünen, SPD und FDP (399 Mandate). Bei der Kanzlerpräferenz verliert die Grünen-Chefin Annalena Baerbock ihren ersten Platz an den Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet. Laschet gewinnt drei Prozentpunkte. Derzeit würden sich 23 Prozent der Wahlberechtigten für ihn entscheiden, wenn die Direktwahl einer Kanzlerin oder eines Kanzlers möglich wäre. Baerbock verliert gegenüber der Vorwoche abermals einen Prozentpunkt und erreicht noch 20 Prozent Zustimmung. Das sind zwölf Prozentpunkte weniger als unmittelbar nach ihrer Nominierung als Kanzlerkandidatin der Grünen und aktuell drei Prozentpunkte weniger als für ihren Konkurrenten Laschet.

Auch SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz verliert einen Prozentpunkt und kommt auf 15 Prozent. 42 Prozent würden sich für keinen der drei entscheiden. Auf die Frage, welche Partei am besten mit den Problemen in Deutschland fertig werden könnte, entscheiden sich 27 Prozent für die CDU/CSU. Das ist der höchste Kompetenz-Wert seit vier Monaten, er liegt vier Prozentpunkte über dem der Vorwoche. Die Grünen kommen, ebenso wie die sonstigen Parteien, auf 10 Prozent. 4 Prozent billigen der SPD politische Kompetenz zu, ein Rückgang um einen Prozentpunkt. 49 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass keine Partei die Probleme in Deutschland lösen kann. 32 Prozent der Bundesbürger – so viele wie noch nie in diesem Jahr – rechnen damit, dass sich die wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland in den kommenden Jahren verbessern werden. 22 Prozent glauben, dass die wirtschaftliche Lage unverändert bleibt, 43 Prozent erwarten eine Verschlechterung. Damit sind die Deutschen im Juni weniger pessimistisch als bislang während der Coronakrise. Die Daten wurden von Forsa im Auftrag der Mediengruppe RTL vom 8. bis 14. Juni 2021 erhoben. Datenbasis: 2.501 Befragte.

Mehrheit hält Kandidatenprofil bei Wahl für wichtiger als Inhalte

Vor der Bundestagswahl hält eine Mehrheit der Deutschen das Profil von Kanzler- und Spitzenkandidaten der Parteien für wichtiger als die Inhalte ihrer Programme. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Opaschowski Instituts für Zukunftsforschung (OIZ), über die das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ berichtet. Mit 69 Prozent vertreten demnach mehr als zwei Drittel der deutschen Bevölkerung die Auffassung: „Wähler entscheiden sich mehr für Personen als für Inhalte.“ 50- bis 64-Jährigen ist die Persönlichkeit mit 72 Prozent bei der Wahlentscheidung wichtiger als 18- bis 29-Jährigen (64). Frauen lassen sich mit 70 Prozent etwas mehr davon beeinflussen als Männer (67), Großstädter deutlich mehr (71) als Bewohner im ländlichen Raum (61). Vor allem Familien mit Kindern (73) ist die Persönlichkeit der Politiker wichtig. Offenbar wächst mit der Höhe des monatlichen Haushaltsnettoeinkommens auch die Bedeutung des Persönlichkeitsprofils von Politikern für die eigene Wahlentscheidung. Bei Menschen mit Einkommen bis 1.249 Euro finden 64 Prozent die Persönlichkeit des Bewerbers wichtiger als der Inhalt des Parteiprogramms. Bei 2.500 Euro und mehr sind es 71 Prozent. Institutschef Horst Opaschowski glaubt, dass sich auch in Deutschland Verhältnisse wie in den USA abzeichnen. „Bei Wahlen geht es oft mehr um die Inszenierung von Politikern als um die Glaubwürdigkeit politischer Inhalte“, sagte der Zukunftsforscher dem RND. „Gesucht werden eigentlich authentische Verbindungen von Personen und Programmen, die aber immer weniger zu finden sind.“ Für die Erhebung befragte das Institut insgesamt 1.000 Personen ab 14 Jahren 2021 in Deutschland vom 24. Mai bis 06. Juni 2021. +++