FDP-Energiepolitiker fordern mehr Maßnahmen für Energiesicherheit

DIW-Energieökonomin gegen den Bau von LNG-Terminals in Deutschland

Die Arbeitsgruppe für Klimaschutz- und Energiepolitik der FDP-Bundestagfraktion fordert zusätzliche Maßnahmen, um die Unabhängigkeit Deutschlands von den Gaslieferungen Russlands voranzutreiben. So soll auch eine Trennung von Gaslieferung und dem Betrieb von Gasspeichern geprüft werden, wie es aus einem Papier der Arbeitsgruppe hervorgeht, über das die „Welt“ berichtet. Um eine krisensichere Gasversorgung zu gewährleisten müsse der Anteil jedes einzelnen Lieferantenstaates zudem auf unter 30 Prozent des Bedarfs gedrückt werden. „Kein Land darf so mächtig sein, dass es nach Belieben substanziellen Einfluss auf den deutschen Gaspreis und die Versorgungssicherheit hat“, heißt es in dem Papier.

Um sich unabhängiger zu machen, wollen die FDP-Fachpolitiker auch die Gas-Förderung in Deutschland ausbauen. Bislang würden zwischen drei und sechs Prozent des Verbrauchs im eigenen Land gefördert. Geht es nach den Liberalen soll künftig auch in der deutschen Nordsee Erdgas gewonnen werden. Neue Gasfelder vor der Küste sollen zusammen mit den Niederlanden erschlossen, verstärkte Probebohrungen zur Entdeckung weiterer Vorkommen geprüft werden. So soll bis zu zehn Prozent des Bedarfs künftig aus heimischen Quellen gedeckt werden. Außerdem sieht das FDP-Papier, das in der nächsten Sitzung von der Gesamtfraktion beschlossen werden soll, Einsparungen beim Gas vor, indem Gebäude besser gedämmt, Solarenergie und Geothermie eingesetzt werden. „In den letzten Jahren wurde die Gasversorgung Deutschlands stiefmütterlich behandelt“, kritisiert der energiepolitische Sprecher der FDP-Fraktion Michael Kruse der „Welt“. Das habe Deutschland in die Abhängigkeit von Russland geführt, da das Land aus geopolitischen Interessen seinen Einfluss über Lieferungen und Beteiligungen an Gasspeichern in Deutschland ausgebaut habe. „Wir müssen nun schleunigst umsteuern und die Gasversorgung in Deutschland krisenfest machen“, sagte Kruse. Noch vor wenigen Jahren habe Deutschland rund ein Fünftel des Gasbedarfs selbst gefördert, dieser Anteil müsse dringend wieder mindestens auf zehn Prozent erhöht werden. „Eine Gasförderung in der Nordsee würde hohen ökologischen Standards entsprechen und die Versorgungssicherheit stärken“, so Kruse.

DIW-Energieökonomin gegen den Bau von LNG-Terminals in Deutschland

In der Debatte um die Sicherheit der Energieversorgung hat sich die Energieökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gegen den Bau von Flüssiggas-Terminals in Deutschland ausgesprochen. „Wir benötigen keine neuen eigenen LNG-Terminals, die uns weiterhin von fossilen Energien abhängig machen. So schaffen wir weder die Klimaziele noch Frieden“, sagte Kemfert der „Rheinischen Post“ (Dienstag). Statt LNG- sollten besser Wasserstoff-Terminals gebaut werden, „um in einigen Jahren grünen Wasserstoff importieren zu können“. Die EU-Energieminister, die am Montag zu Beratungen in Brüssel zusammenkamen, müssten „den Green Deal massiv beschleunigen und intensivieren“. Die DIW-Ökonomin sagte: „Eine Vollversorgung aus erneuerbaren Energien in ganz Europa ist in zehn Jahren möglich, wenn wir jetzt den Booster starten.“ Dabei sprach sich Kemfert entschieden gegen längere Laufzeiten der Atom- und Kohlekraftwerke in Deutschland aus. „Eine Verlängerung von Atom und Kohle macht uns nach wie vor erpressbar, zudem behindern sie den Umstieg hin zur Vollversorgung mit erneuerbaren Energien. Atomkraft ist zu teuer, zu risikoreich und behindert den Umstieg auf erneuerbare Energien“, sagte Kemfert. Die Energiewende stifte Frieden, Versorgungssicherheit und Freiheit. „Die beste Antwort auf den fossilen Energiekrieg ist die Energiewende mit einem Booster für den Ausbau erneuerbarer Energien, Wärmewende samt Wärmepumpen und dem Einsatz von Biogas sowie der Verkehrswende mit Ausrichtung auf Elektromobilität. Wir müssen so schnell wie möglich eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien und die Elektrifizierung aller Sektoren erreichen“, so Kemfert weiter. +++