EZB senkt Leitzins auf Rekordtief

Frankfurt/Main. Die Europäische Zentralbank (EZB) senkt ihren Leitzins auf 0,05 Prozent und damit auf ein neues Rekordtief. Wie die Notenbank am Donnerstag nach der Sitzung des EZB-Rats in Frankfurt am Main mitteilte, werde auch der Einlagenzins, zu dem Banken bei der EZB kurzfristig Geld parken können, weiter abgesenkt: Dieser steht nun bei minus 0,20 Prozent, nachdem er zuvor bei minus 0,10 Prozentpunkte gelegen hatte. Den Zinssatz für die sogenannte Spitzenrefinanzierungsfazilität, zu dem sich Geschäftsbanken im Euroraum kurzfristig Geld bei der EZB beschaffen können, senkten die Notenbanker auf 0,30 Prozent nach zuvor 0,40 Prozentpunkten. Der DAX reagierte auf die Leitzinssenkung mit einem leichten Kursanstieg, während der Euro auf unter 1,3050 US-Dollar sank. Die EZB hatte im Kampf gegen eine drohende Deflation ihren Leitzins zuletzt im Juni 2014 auf damals 0,15 Prozent gesenkt.

Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn hält die überraschende Entscheidung der Europäischen Zentralbank für wirkungslos. „Die EZB hatte ihr Pulver schon viel zu früh verschossen und die Zinsen zu weit gesenkt. Jetzt ist sie in der Liquiditätsfalle. Sie kann an dieser Stelle kaum noch etwas tun“, sagte er am Donnerstag. „Bedauerlicherweise deutet sich auch der Kauf von Anleihen durch die EZB an. Damit würde sie das Investitionsrisiko der Anleger übernehmen, wozu sie nicht befugt ist, weil es sich dabei um eine fiskalische und keine geldpolitische Maßnahme handelt. Eine solche Politik ginge zu Lasten der Steuerzahler Europas, die für die Verluste der EZB aufkommen müssten.“ +++ fuldainfo