Ex-Bahnchef Mehdorn: Bahnhöfe in schlechtem Zustand

Die Bahnhöfe hätten die Sanierung bis heute dringend nötig

Berlin. Der frühere Bahn-Chef Hartmut Mehdorn übt scharfe Kritik an der aktuellen Bahn-Politik der Bundesregierung und fordert weiterhin eine Privatisierung, unter anderem um mehr Geld in die Sanierung zu stecken. „Die Bahnhöfe hätten die Sanierung bis heute dringend nötig“, sagte Mehdorn dem „Handelsblatt Magazin“. Der Bund könne sich die Bahn schlicht nicht leisten, ebenso wenig wie seine Straßen.

Der kurz vor dem Ziel gescheiterte Börsengang wurmt ihn noch immer: „Wenn Lehman Brothers ein paar Monate später pleitegegangen wäre, hätte es gereicht. Am Einfluss des Bundes hätte der Börsengang gar nichts geändert, aber uns hätte er fünf Milliarden Euro gebracht für die Sanierung der Bahnhöfe – und die Bahn weit nach vorn!“, sagt er dem „Handelsblatt“ Magazin. Das Thema Privatisierung sei hierzulande aber mittlerweile „ein Tabu geworden. Da schalten alle den Verstand aus, sobald nur der Begriff fällt. Den ursprünglichen Auftrag der Bahn-Reform kennt heute keiner mehr“, klagt er. Vor einem Jahr hat sich der Manager in den Ruhestand verabschiedet – nach letzten CEO-Posten bei Air Berlin und schließlich beim Berliner Pannen-Flughafen BER.

Doch die Bahn, die er ein Jahrzehnt lang geführt hat, lässt den 73-Jährigen nicht los. Zugleich zieht Mehdorn in dem Gespräch Bilanz über die großen Veränderungen in der deutschen Wirtschaft: „Ich sehe kaum noch Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten. Das ist alles sehr viel glatter geworden – auch austauschbar.“ Ebenso habe der Druck auf Führungskräfte allerorten zugenommen: „Beobachtung, Kontrolle, Öffentlichkeit, auch Abhängigkeiten haben deutlich zugenommen. Die Regeln, die Fallstricke, Corporate Governance – das ist alles viel komplexer geworden.“ Entsprechend seien „rund 70 Prozent“ der Arbeit von Topmanagern heute fremdbestimmt.

Dem bisweilen als Manager-Rambo verschrienen Mehdorn selbst konnte so schnell nichts umhauen in seiner 50-jährigen Berufslaufbahn – mit einer Ausnahme, über die er mit dem „Handelsblatt“ Magazin erstmals spricht: seinen gesundheitlichen Absturz im vergangenen Jahr. Kurz nachdem er 2015 seinen Abschied vom BER verkündete, wurde er ins Krankenhaus eingeliefert: „Zwei eigentlich ungefährliche Medikamente vertrugen sich nicht und führten zu Nierenversagen, was ich gar nicht richtig mitkriegte, weil man mich ins künstliche Koma versetzte. War nicht ohne, aber wie Sie sehen, hab‘ ich’s überlebt.“ +++ fuldainfo