Erzeugerschlachthof Fulda: Nach zehn Jahren Schafe schlachten wieder möglich

Hoher Bio-Anteil erwartet

Archivfoto, Sven Euen (rechts) auf dem Agrarkulturtag am 6. Oktober 2019 auf dem antonius Hof in Fulda . Foto: Jens Brehl

Bis 2011 wurden am Schlachthof Fulda auch Schafe geschlachtet – hauptsächlich aus ökologischer Landwirtschaft. Die damals verschärfte Tierschutz-Schlachtverordnung machte dem jedoch ein Ende. Nun ist die neue Anlage genehmigt, allerdings gibt es noch keine Nachfrage. Zwischen 35 und 50 Lämmer können wöchentlich im Erzeugerschlachthof Fulda geschlachtet werden. Ende November 2020 wurde die eigens angefertigte neue mobile Schlachtanlage endgültig genehmigt, etwa 40.000 Euro hat das Unternehmen investiert. „Unsere Aktionäre haben sich gewünscht, dass wir wieder Schafe schlachten – schließlich ist Schaffleisch ein regionales Produkt“, sagt Geschäftsführer Sven Euen. Für ihn schließt sich ein Kreis. Als der Schlachthof noch zur Kurhessischen Fleischwarenfabrik (kff) gehörte, baute Euen das Programm für Schafschlachtungen auf. Als damals die Tierschutz-Schlachtverordnung in vielen Punkten verschärft wurde, investierte der damalige Schlachthof in sein Kerngeschäft Rinder und Schweine, um den gesetzlichen Vorgaben gerecht zu werden. Das Schlachten von Schafen schlief vollkommen ein. Bei Schafen dürfen beispielsweise zwischen Betäubung und dem anschließenden Töten maximal acht Sekunden vergehen, auch die Stallungen galt es zu modifizieren, um dem Tierschutz gerecht zu werden.

Aktive Nachfrage lässt auf sich warten

Bislang wurde auf der neuen Anlage lediglich testweise geschlachtet, es gibt derzeit keine Nachfrage. Euen hatte speziell auf das Ostergeschäft gehofft. „Für einige Landwirte war es scheinbar zu knapp, denn wir konnten nicht rechtzeitig genügend Mengen akquirieren.“ Nun ist der  Markt kurzzeitig leer gefegt: „Bio-Lämmer sind für Ostern definitiv aus.“ Schließlich gelte es Transporter und Schlachtanlage auszulasten. Letztere müssen Mitarbeiter extra aufbauen. Euen betont, es gehe auch darum, das Portfolio zu erweitern, um attraktiv für Landwirte zu sein und langfristig wirtschaftlich bestehen zu können. „Wir können mit den großen Schlachtbetrieben nicht konkurrieren, sondern müssen Nischen bedienen, was die Großen nicht können oder wollen.“ Schaf-Schlachtungen sind mit mindestens einer Woche Vorlauf jederzeit möglich, bei unter 20 Tieren kommt zu den Schlachtgebühren ein einmaliger Aufschlag von 40 Euro hinzu. Ziel seien die ursprünglichen Schlachtzahlen wie zuletzt 2011: zwischen 35 und 50 Lämmer wöchentlich mit dem zusätzlich im Frühjahr und Herbst saisonal bedingten höherem Aufkommen. Als fester Schlachttag soll sich der Donnerstag etablieren. „Es muss sich alles noch einspielen.“ Euen erwartet wieder einen hohen Anteil an Tieren aus ökologischer Landwirtschaft. Bei den geschlachteten Schweinen und Rindern seien es derzeit ein Drittel.

Gerettet durch Bürger und Landwirte

Die kff lastete ihren Schlachthof stets zu rund 60 Prozent aus. Seitdem die Deurer Gruppe im Januar 2017 den zum damaligen Zeitpunkt wirtschaftlich angeschlagenen Betrieb übernahm, stellt sie dort konventionelle Tiernahrung her. Dem Schlachthof drohte mittelfristig das Aus. Im Juli 2019 übernahmen Bürger und Landwirte das Ruder, als der Schlachthof in eine kleine Aktiengesellschaft überführt wurde und seitdem als Erzeugerschlachthof firmiert. Insgesamt 500 namensgebundene und nicht frei handelbare Aktien zu je 500 Euro fanden Abnehmer. Eine treibende Kraft war Agrar-Ingenieur und Landwirt Rudolf Bühler, Mitgründer der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall, die ebenfalls einen eigenen Schlachthof betreibt. Bühler selbst fungiert beim Erzeugerschlachthof als Aufsichtsratsvorsitzender. Die Fuldaer konnten 2019 ein positives Ergebnis erwirtschaften, auch für 2020 erwartet Euen schwarze Zahlen. Gewinne verbleiben vollständig im Unternehmen und bilden Rücklagen für künftige Investitionen. Um wirtschaftlich vollkommen auf der sicheren Seite zu sein, müssen die Schlachtzahlen allerdings noch steigen. So müssten es wöchentlich zwischen 500 und 600 Schweinen mehr sein. Im Dezember 2020 war der Erzeugerschlachthof nach eigenen Angaben bei Schweinen nur zu 60 Prozent, bei Rindern zwischen 70 und 80 Prozent ausgelastet. Wöchentlich können insgesamt 2.000 Schweine und 140 Rinder geschlachtet werden. +++ jens brehl