Eon-Deutschland-Chef kündigt drastische Energie-Preiserhöhungen an

Verbraucherzentrale: Preis-Hammer bei Nebenkosten kommt erst noch

Filip Thon, Deutschland-Chef des Energieversorgers Eon, bereitet die Verbraucher auf drastische Preiserhöhungen für Strom und Gas vor. „Wir müssen diese beispiellose Lage auf dem Markt in unserer Preisgestaltung auch anteilig abbilden, versuchen aber so viel wie möglich abzufedern“, sagte Thon dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Die Preise im Großhandel für Erdgas würden im Vergleich zum Frühjahr 2020 zum Teil um das 20-fache höher liegen.

Bei Strom gebe es Aufschläge um das Achtfache. Wie stark die Erhöhungen konkret ausfallen werden, könne aktuell noch nicht seriös prognostiziert werden. „In der Stromgrundversorgung wurden bereits mehr als 1.000 Erhöhungen angekündigt und zum Teil schon durchgeführt. Da geht es um Aufschläge von durchschnittlich 35 Prozent“, sagte Thon. Entscheidend für die Preisentwicklung sei, ob es im Sommer gelinge, ausreichend Gas zu attraktiven Preisen zu kaufen, um die Gasspeicher zu füllen, die für die nächste Heizsaison benötigt würden. „Derzeit sind die Speicher nur zwischen 25 und 27 Prozent gefüllt. Da ist ein sehr niedriges Niveau, entsprechend hoch wird die Nachfrage zum Füllen der Speicher sein. Und das treibt die Preise. Die Lage ist sehr angespannt – auch ohne Lieferstopp“, erläuterte Thon. Für den Fall, dass kein Gas aus Russland mehr in der EU ankommt, müsse man mit „drastischen Folgen für die deutsche Volkswirtschaft“ rechnen, warnte er.

Staatliche Eingriffe an den Energiemärkten lehnte der Eon-Manager ab: „Alle Bemühungen in Richtung etwa einer staatlichen Preisobergrenze halte ich für falsch.“ Denn da bestehe die Gefahr, dass der Markt zusammenbreche. Oder Unternehmen müssten vom Staat subventioniert werden, weil die Versorger die Energie teurer einkaufen müssten, als sie sie verkaufen dürften. Das aber mache die Energie am Ende für die Bürger teuer, die letztlich für die Subventionen aufkommen müssten. Stattdessen plädiert Thon dafür, die staatlichen Hilfen für priva te Haushalte noch einmal zu überprüfen: „Die zum 1. Juli geplante Streichung der EEG-Umlage, die Stromkunden derzeit noch zahlen, ist sicherlich ein guter Schritt. Wir müssen schauen, ob das reicht. Auf Strom und auch Gas liegen ja weitere Umlagen und Steuern, durch deren Senkung eine zusätzliche Entlastung möglich wäre.“ Zugleich müsse an der Energieeffizienz sowohl bei Wohnhäusern als auch in Unternehmen gearbeitet werden. Eon ist einer der größten Energieversorger bundesweit. Das Unternehmen verfügt nach eigenen Angaben über 14 Millionen Privat-, Geschäfts- und Industriekunden.

Verbraucherzentrale: Preis-Hammer bei Nebenkosten kommt erst noch

Die Verbraucherzentrale warnt, dass die Nebenkostenabrechnung in diesem Jahr die steigenden Energiekosten nur bedingt widerspiegeln werde. „Der Preis-Hammer kommt im nächsten Jahr auf die Verbraucher zu“, sagte Energie-Experte Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale NRW der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). Viele Preiserhöhungen im vergangenen Jahr seien vergleichsweise moderat gewesen. Die große Preiswende bei Strom und Gas habe es zum Jahreswechsel gegeben. Und auch Vermieter, die ihren Öltank in diesem Jahr füllen mussten, geben die Mehrkosten erst mit der Abrechnung im kommenden Jahr weiter. Sieverding geht davon aus, dass Versorger im laufenden Jahr die Preise weiter erhöhen werden. „Wann und um wie viel hängt auch mit der Beschaffungsstrategie der Unternehmen zusammen“, so der Energie-Experte. Erste Hinweise auf Strompreiserhöhungen im Juli oder August – also im Monat vor beziehungsweise nach Abschaffung der EEG-Umlage, die Verbraucher eigentlich entlasten soll – gebe es bereits. Das bereitet Sieverding auch Sorge. „Passen Versorger die Preise an, haben Kunden ein Sonderkündigungsrecht. Die Unternehmen wissen jedoch, dass es zurzeit keine attraktiven Schnäppchen für Verbraucher gibt“, sagte er. Entsprechend bestehe die Gefahr, dass einige Versorger im Windschatten des Ukraine-Krieges versuchen würden, die Margen hochzuschrauben und „sich die Taschen voll zu machen“. „Wir haben erste Strompreise gesehen, die absurd hoch waren. Das grenzt an Mondpreise“, so Sieverding. +++