Elisabeth-Preis 2022: Jury vergibt Hauptpreis nach Fulda

Das Projekt „Quarantine“ ist Hauptpreisträger des Elisabeth-Preises 2022 – die Preisvergabe ereignete sich am späten Donnerstagnachmittag im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes im Hohen Dom zu Fulda; als Zelebrant fungierte Generalvikar Prälat Christof Steinert. Der zweite Preisträger, deshalb aber nicht weniger bedeutend ging an das Projekt „Suppe zur Stärkung“ aus Marburg (Marburg-Biedenkopf).

Zum dreizehnten Mal – Start war im Jahr 2010 – hat der Caritasverband für die Diözese Fulda ihren Sozialpreis, den sogenannten „Elisabeth-Preis“ für herausragende soziale Hilfsprojekte im Zusammenhang mit ehrenamtlichem Engagement aus der Bürgerschaft verliehen. Inhaltlich orientiert sich der Preis stets am aktuellen Kampagnenthema der Caritas, dessen Motto in diesem Jahr lautet: „Zukunft denken. Zusammenhalt leben. Das machen wir gemeinsam“. Die Kampagne soll die positiv prägenden Werte für eine Gesellschaft wie die in Deutschland als solidarischem Gemeinschaftsgefüge weiter stärken helfen: Nächstenliebe, Respekt, Gerechtigkeit und Solidarität. Eine sechsköpfige Jury, zu der neben Generalvikar Steinert Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Medien, PR und der Caritas gehörten, hatte im Vorfeld nach Sichtung der eingereichten Projektvorschläge den Preis und das damit verbundene Preisgeld in Höhe von insgesamt 3.000 Euro auf zwei Projekte verteilt.

Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch begrüßte die im Fuldaer Dom zusammengekommene Festgemeinde auch im Namen seines Vorstandskollegen Ansgar Erb. „Die diesjährige Verleihung findet in einer Zeit statt, die von vielen Krisen überschattet ist – erst die Corona-Pandemie, die immer noch nicht ganz überstanden ist, dann der furchtbare Krieg in der Ukraine, Zeiten, die von Elend, Vertreibung, Ängsten und Unsicherheiten geprägt sind“, führte der Diözesan-Caritasdirektor aus. Und weiter: „Auch Gedanken um eine mögliche Ausweitung des Krieges in der Ukraine treiben die Menschen um; vorwiegend jene mit einem geringen Einkommen. Mit dem Elisabeth-Preis sollen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren Wertschätzung erfahren.“ Bezugnehmend zum diesjährigen Motto, führte Juch aus: „Die Kampagne soll hinwirken auf eine solidarische, gemeinschaftlich orientierte Gesellschaft, in der die Stärkeren die Schwächeren unterstützen. Es geht um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, um die gegenseitige Wertschätzung und einen Umgang miteinander auf Augenhöhe. Die ausgezeichneten Projekte im Wettbewerb um den diesjährigen Elisabeth-Preis zeugen davon, dass dies möglich ist und von vielen Menschen auch so praktiziert wird.“

Der Hauptpreis des Elisabeth-Preises 2022 der Caritas im Bistum Fulda ging an ein Projekt des Restaurants „Ritter“ in der Fuldaer Altstadt, das zum Beginn der Corona-Pandemie entstanden war.
Es sorgte dafür, dass bedürftige Menschen, die sonst eher nicht dem Kundenstamm des Restaurants angehören, über zwei Jahre ein kostenloses Mittagessen, das in der Restaurantküche zubereitet worden war, erhielten. Die Jury erkannte dem Projekt mit dem Hauptpreis ein Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro zu. Einmal wöchentlich sorgte die Quarantine (sozusagen die Kantine in der Quarantäne) im Restaurant Ritter für gutes mehrgängiges Essen. Wer konnte und wollte, konnte im Rahmen der eigenen Möglichkeiten eine kleine Spende für die Mahlzeit geben, aber jeder war willkommen und niemand wurde abgewiesen. Zwei Jahre bis zum Sommer 2022 lief das Projekt letztendlich, insgesamt 5.000 Mahlzeiten wurden ausgegeben. Ging es anfangs um die Nutzung von Lebensmitteln, die wegen der Schließung des Restaurants sonst vernichtet worden wären, kaufte Inhaber Jonas Sporer später gezielt für seine Quarantine zusätzlich ein. Das Preisgeld von 2.500 Euro will er nutzen, um voraussichtlich im Advent nochmals ein außergewöhnliches Festessen für die Bedürftigen in Fulda auszurichten, die ansonsten zum Beispiel Gäste der Suppenküche bei den Vinzentinerinnen oder auch im Caritas-HOTRoom sind.

In seiner Begründung betonte das Gremium, dass sich das Projekt durch das in jeder Hinsicht außergewöhnliche Engagement des Gastronomen auszeichnet. Die Jury sah in der Quarantine ein Projekt, das im besten Sinne des Wortes den Zusammenhalt in der Gesellschaft praktiziert und lebt. Über dieses große Engagement hinaus lobte die Jury weitere Nebenaspekte wie zum Beispiel die Vermeidung von Lebensmittelvernichtung. Gastronom Jonas Sporer, der bei der Entgegennahme des Preises, wie er selbst sagte, „überwältigt und sprachlos“ war, dankte der Jury und den großzügigen Spendern. Ein besonderer Dank widmete er seine Lebensgefährtin und seiner Familie, die ihn immerwährend unterstützten und ihn darin bestärkten, das Richtige zu tun.

Den zweiten Preis – verbunden mit einem Preisgeld von 500 Euro – erhielt die Caritas in Marburg, die ebenfalls in der Corona-Pandemie dafür sorgte, dass Bedürftige, denen andere Anlaufstellen im Lockdown weggebrochen waren, regelmäßig eine Suppe zur Stärkung erhielten. An dem Projekt – einmal wöchentlich warmes Essen und Begegnung – hält man an der Lahn mit Hilfe von Ehrenamtlichen weiter fest. Anlaufstelle ist stets das Haus der Begegnung St. Vinzenz, und wöchentlich sind rund 50 Nutzer dieses Angebotes mit dabei. Die Jury empfand diesen Sozialaspekt des Projektes wichtig und sah auch bei diesem Projekt den Slogan „Zusammenhalt leben“ in bester Weise verwirklicht.

In seiner Erwiderung dankte der Vorstandsvorsitzende des Marburger Caritasverbandes, Diakon Gerhard Jungmann, für die wertschätzende Geste. Wie Jungmann heute bei der Preisverleihung im Fuldaer Dom sagte, habe sich das Projekt inzwischen verselbständigt. Wichtiger als nur die warme Mahlzeit, sei den Menschen, die entweder obdachlos, drogenabhängig, psychisch krank oder einfach nur bedürftig seien, das Gespräch und die menschliche Zuwendung. Grüße vom Fuldaer Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld und Bürgermeister der Stadt, Dag Wehner, überbrachte Franz-Josef Heimann, ehrenamtliches Magistratsmitglied, der herzliche Glückwünsche an die Preisträger adressierte. „Der Elisabeth-Preis der Caritas im Bistum Fulda macht herausragendes Engagement im Bistum Fulda sichtbar“, sagte er. Soziales bürgerschaftliches Engagement, so Heimann, sei keine Selbstverständlichkeit. Dem Gastronomen aus Fulda sprach er „Respekt und Anerkennung“ aus.

Zelebrant Generalvikar Prälat Christof Steinert verwies während des gesamten Festgottesdienstes immer wieder auf die Heilige Elisabeth von Thüringen, Namensgeberin des Caritas-Sozialpreises, die heute vor 791 Jahren, am 17. November 1231, in Marburg verstarb. Musikalisch begleitet wurde der Festgottesdienst durch den CaritasChor 65 plus unter der Leitung von Schwester Hildegard Wolters. Caritas-Mitarbeiterin Ann-Katrin Jehn bedankte sich abschließend des Festgottesdienstes bei dem CaritasChor und Schwester Hildegard Wolters für die musikalische Begleitung des Festaktes. Lange habe es aufgrund der Pandemie gedauert, bis auch die Seniorinnen und Senioren wieder zum gemeinsamen Singen zusammenkommen konnten; schön sei es, dass auch dies nun wieder möglich ist, so Jehn. +++ jessica auth

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