Einrichtungsbezogene Impfpflicht – Wie bereitet sich die Region vor?

Termin 16. März vorerst nicht zuhalten

Seit Wochen gibt es eine Diskussion zur Impfpflicht. Die Bundesregierung räumte jetzt erstmals klar ein, dass die berufsbezogene Impfpflicht ab dem 16. März nicht konsequent umgesetzt werden kann. Vorerst könnten auch nach dem 16. März Ungeimpfte weiterhin in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen arbeiten, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums dem Portal „Business Insider“ am Montag. Das zuständige Gesundheitsamt entscheide bei der Impfpflicht „über das weitere Vorgehen und die zu ergreifenden Maßnahmen im Rahmen seines Ermessens“. Dabei würden alle „Umstände des Einzelfalles“ berücksichtigt werden.

HJK Fulda: Impfquote liegt über 95 Prozent

Im Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda gibt es bisher keine Kündigungen von Mitarbeiter in Zusammenhang mit der Impfpflicht im Gesundheitswesen, die uns bekannt sind. Wir rechnen auch mit keiner Kündigungswelle, da die Impfquote unseres Personals bei über 95 Prozent liegt und es aktuell nur vereinzelte ungeimpfte Mitarbeiter gibt, so das Herz-Jesu Krankenhaus auf Nachfrage. Seitens des Herz-Jesu-Krankenhauses Fulda werden auch keine ungeimpften Mitarbeiter des Krankenhauses gekündigt, ganz gleich ob medizinisches, pflegerisches oder sonstiges in der Klinik tätiges Personal. Allerdings sind wir als Krankenhaus und Einrichtung des Gesundheitswesens gesetzlich verpflichtet, diejenigen Mitarbeiter ohne Impf- bzw. Genesenenstatus an das Gesundheitsamt zu melden. Dieses wiederum entscheidet dann über das weitere Vorgehen hinsichtlich eines Beschäftigungs- und oder Betretungsverbotes.

Bartsch: Jeder Einzelne wird gebraucht

 Dieter Bartsch, Geschäftsführer der Main-Kinzig-Kliniken erklärte uns gegenüber: „Die Impfquote in unseren Kliniken liegt bei über 90 Prozent – in einigen Bereichen sogar weit höher. Die hohe Impfbereitschaft, das große Engagement und der Zusammenhalt unserer Mitarbeiter erfreuen mich. Gleichzeitig sind wir uns darüber bewusst und erkennen an, dass die Covid-Impfung für einige ein sensibles Thema ist. Mit den bisher ungeimpften Mitarbeitenden suchen wir das Gespräch und zeigen Wege auf. Wir informieren alle Mitarbeitenden über die Gesetzesregelung und halten die Impfstatus-Daten aktuell. Unser oberstes Ziel ist es, die Menschen in unserer Region jederzeit gut zu versorgen. Hierfür wird jeder Einzelne gebraucht und jeder, der sich letztlich gegen die Impfung entscheidet und den wir gegebenenfalls nicht einsetzen dürften, würde schmerzlich fehlen. Mit vielen Mitarbeitenden verbindet uns eine langjährige Zusammenarbeit, die wir sehr schätzen. Daher ist es uns sehr wichtig, jeden Mitarbeiter weiter zu beschäftigen. Somit setzen wir darauf, gemeinsame Lösungen finden und machen natürlich auch weiterhin ein Impfangebot vor Ort.“

Klinikum Fulda unsererseits werden noch keine Maßnahmen ergriffen

Diejenigen Mitarbeitenden, die keinen entsprechenden Nachweis vorlegen, haben wir – entsprechend den gesetzlichen Vorgaben – unverzüglich dem zuständigen Gesundheitsamt Fulda zu melden. Das Gesundheitsamt entscheidet dann über Beschäftigungs- bzw. Betretungsverbote. Wenn die amtlichen Bescheide des Gesundheitsamtes vorliegen, werden wir prüfen, wie wir weiter verfahren. Wir gehen davon aus, dass die Prüfung einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Bis zu diesem Zeitpunkt werden unsererseits keine Maßnahmen ergriffen. Aktuell liegen uns keine Kündigungen mit Hinweis auf die Corona-Impfpflicht vor, heißt es aus dem Fuldaer Klinikum.

Helios: Impfpflicht ein politisches Thema

„Die Impfpflicht und deren Einführung ist ein politisches Thema. Aus Expertensicht bleibt die Impfung ein effektives Mittel, um Corona in den Griff zu bekommen und vor allem schwere Krankheitsverläufe zu verhindern. Wir werden daher bei Helios nicht müde, weiter Impfangebote zu machen und über die Vorteile einer Impfung aufzuklären. Selbstverständlich informieren wir auch über den Impfstoff Novavax, der ab dem 21. Februar Deutschland erreichen wird. Wann genau wir in unseren Krankenhausapotheken darüber verfügen können, lässt sich derzeit noch nicht mit Sicherheit sagen. Dennoch möchten wir allen Mitarbeitenden, die sich mit Novavax impfen lassen möchten, schnellstmöglich ein Angebot machen. Dafür werden wir die Bereitschaft für den neuen Impfstoff in unseren Kliniken abfragen. Bereits jetzt sind circa  90 Prozent unserer Mitarbeiter geimpft, viele davon auch geboostert. Wir treffen derzeit alle notwendigen Vorbereitungen zur Umsetzung der Impfpflicht. Zum jetzigen Stand können wir keine validen Angaben machen, wie viele Mitarbeitende im März 2022 betroffen sein werden. Die Entscheidung über den Umgang mit ungeimpften Mitarbeitenden nach Eintritt der Impfpflicht am 16.3.2022 soll von den Gesundheitsämtern getroffen werden. Verglichen mit dem Herbst 2020 ist die Anzahl unseres Personals stabil geblieben. Wir gehen davon aus, dass das auch so bleiben wird. Derzeit sind uns keine Kündigungen aus diesem Grund bekannt, so die Klinikleitung der Helios St. Elisabeth Klinik in Hünfeld.

Vinzenz-Gruppe Fulda über 90 Prozent Impfquote 

„Seit Ende letzten Jahres muss der Impfstatus der Beschäftigten und Bewohner in Pflegeeinrichtungen abgefragt und in einer monatlichen Meldung dem Regierungspräsidium mitgeteilt werden. Wir waren aber auch schon vorher mit den Mitarbeitern intensiv im Gespräch. Wir als Vinzenz-Gruppe Fulda teilen die Meinung des RKI und des Bundesgesundheitsministeriums, dass Impfen nach wie vor der Weg aus der Pandemie ist, bzw. uns in eine gewisse Normalität zurückkehren lässt. Von daher haben wir mit den wenigen nicht geimpften Beschäftigten immer wieder das Gespräch gesucht. Dabei ist es weitestgehend gelungen, zu überzeugen und den Empfehlungen der verantwortlichen Virologen zu folgen. In einer unserer fünf stationären Pflegeeinrichtungen im Landkreis Fulda hatten wir im Januar 2021 ein Ausbruchsgeschehen, bei dem Bewohnerinnen und Bewohner verstorben sind. Wir sind also in Sachen Corona besonders sensibilisiert und testen deshalb täglich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In einem Schreiben an alle Beschäftigen haben wir die rechtliche Situation erklärt und weiterhin das gemeinsame Gespräch angeboten. Bezüglich der rechtlichen Fragestellungen zur Impfpflicht stehen wir mit den Rechtsexperten des Caritasverbands und Fachanwälten im Austausch. Auch mit anderen Trägern unserer Branche sind wir zu dem Thema im Gespräch“, so Sven Haustein, Geschäftsführer, St. Vinzenz Soziale Werke gGmbH, Fulda.

Um die Pandemie in den Griff zu kriegen, ist das Impfen der Weg

„Wir liegen bei deutlich über 90 Prozent Impfquote in unseren Einrichtungen. In einer Fuldaer Pflegeeinrichtung haben wir sogar 100 Prozent geimpfte Mitarbeiter und Bewohner. Unsere Mitarbeiter werden von Trägerseite aus nicht gekündigt. Wir sind nach wie vor dabei, die wenigen nicht geimpften Beschäftigten zu überzeugen. Ohne unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten wir die letzten 22 Monate so nicht überstanden. Wir sind deshalb allen – egal ob geimpft oder nicht – zu großem Dank verpflichtet. Wir kämpfen deshalb um Jeden und hoffen nach wir vor, überzeugen zu können. Den Verlust von Pflegekräften kann man nicht kompensieren. Der Arbeitsmarkt ist seit Jahren lehrgefegt. Den Beruf wertschätzender zu gestalten und dadurch dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist jahrelang von den politisch Verantwortlichen versäumt worden. Corona hat die Situation erheblich verschlechtert und wir als Verantwortliche müssen nun schauen, wie wir unsere Bewohner mit noch weniger Personal ab Mitte März betreuen. Wer in einer Pflegeeinrichtung mit Senioren arbeitet, muss geimpft sein. Das ist keine Frage. Um die Pandemie in den Griff zu bekommen ist das Impfen nach allen bisherigen Erkenntnissen der Weg. Deshalb hätte man aus meiner Sicht konsequenter handeln müssen und die Impfpflicht nicht nur auf Beschäftige in Gesundheitseinrichtungen und wenige andere Branchen beschränken dürfen. Das ist meines Erachtens ein Fehler“, fügt Sven Haustein ergänzend hinzu.

Hohe Impfquote auch am Kreiskrankenhaus des Vogelsbergkreises

Etwa 90 Prozent der Mitarbeitenden am Kreiskrankenhaus des Vogelsbergkreises in Alsfeld (KKA) sind mindestens zweifach gegen das Corona-Virus geimpft – sehr viele der Mitarbeitenden haben außerdem bereits Angebote einer Auffrischungsimpfung wahrgenommen. Niederschwellige und objektive Informationsangebote trugen und tragen am KKA zu einer relativ hohen Impfquote bei. Auch weiterhin sollen damit Fragen und Vorbehalte bei den Mitarbeitenden abgebaut werden, die noch nicht geimpft sind. Kündigungen aufgrund der einrichtungsbezogenen Impfpflicht gibt es bislang nicht. Auch sind aktuell keine Leistungseinschränkungen spürbar. Voraussichtlich ab März soll im Vogelsbergkreis außerdem der Totimpfstoff Nuvaxovid der Firma Novavax zur Verfügung stehen. Auch das ist ein Baustein in der Impfkampagne – ein weiteres Vakzin, das dabei helfen kann, die Impfquote zu erhöhen, und zur Bekämpfung der Pandemie beiträgt. +++