Eine Kapelle zum 850. Jubiläum von Melters

Fulda/ Melters. Viele Dörfer in der Region haben dieser Tage ihre Jubiläen und feiern dies auch ausgiebig. Auch Melters hat Geburtstag. „Da das Dorf nicht so groß ist, habe man ein Fest feiern wollen, dass zu uns passt“, so Andrea Frohnapfel. Man habe ein wunderschönes Fest gefeiert, heißt weiter. Und man hat ein ganz besonderes Geschenk zum Jubiläum erhalten, nämlich eine Kapelle. Angesichts der Tatsache, dass an anderen Orten kirchliche Einrichtungen mangels Zuspruch schließen müssen, nicht ganz unbedeutend.

Bei strahlendem Sonnenschein begann das Jubiläumsfest mit einem Gottesdienst am Kreuz in der Ortsmitte. Schon hier zeigte sich die große Anteilnahme der umliegenden Orte am Melterser Ge­schehen. Eilends wurden für die herbeiströmenden Menschen noch Sitzgelegenheiten herbeigetragen. Nach dem Gottesdienst lud Pfarrer Guido Pasenow die Anwesenden zum Besuch der Kapelle ein. In einem langen Zug, der vom Orts­schild bis zur Ortsmitte reichte, zogen alle zur Ka­pelle am Birkenwäldchen.

Dort sangen wir das Lied, das Pfarrer Pasenow eigens für diesen Anlass geschrieben hatte, und beteten zum ersten Mal gemeinsam an diesem wunderschönen Ort. Auch wenn die Kapelle noch keine Glocke ziert, mit unserem Lieblingslied „Über die Berge schallt…“ schlossen wir die Andacht. Anschließend startete der Festbetrieb mit dem traditionellen Frühschoppen in der Ortsmitte. Neben den gewohnten Grill­spezialitäten konnten in diesem Jahr zur Mittagszeit auch Dämpfkartoffeln von der „Dornheckener Dämpfe“ genossen werden.

Den ganzen Tag hatten die Gäste ausreichend Gelegenheit, sich in der historischen Fotoausstellung über die Geschichte von Melters zu in­for­mieren. Zahl­reiche landwirtschaft­liche Alter­tümer und Scheunenfunde sowie handwerkliche Schmankerl wie Seiler drehen, Besen herstellen, Stühle flechten, Wolle spinnen und die Flachsbearbeitung zur Leinenherstellung, die den Alltag in früheren Zeiten ver­deutlichen sollten, konnten zum Greifen nah bewundert werden.

Christina H. beim Spinnen

Inmitten des Fest­geschehens zeigten Wasch­frauen, wie früher die Wäsche gekocht wurde. Trotz dieser mühseligen Arbeit konnte Therese Heil (78) mit ihrem Gedichtvortrag aus Jugendtagen die Gäste erfreuen. Zur Kaffeezeit warteten die Melterser Frauen wieder mit ihrer wundervollen Kuchen- und Tortentafel auf, die kein Wunsch offen ließ. In „Kospesch“ Hof war beizeiten kein Platz mehr zu bekommen. Wie schon am Freitag Abend fanden die Cocktails mit Zutaten aus Melterser Gärten reißenden Absatz. Die Strohballen-Lounge war ebenso wie die Bänke vor und im Zelt sowie in „Kospesch“ Hof komplett belegt. Dort fanden auch die Aufführungen des Puppentheaters statt, dass die beiden Teenies Luisa Frohnapfel (13) und Christian Heil (14) komplett in Eigenregie durchgeführt haben.

Angesichts der großen Besucherzahl, die wegen der Kapelle und des Jubiläums nach Melters gekommen waren, zeigte sich wieder mal der starke Zusammenhalt der Melterser Dorfgemeinschaft. Jeder packte an, wo es fehlte, sei es am Grill, an der Theke, beim Bedienen, an der Spülmaschine, beim Kaffee kochen, bei der Ausgabe von Kaffee und Kuchen usw. Unseren Gästen fehlte es an nichts. Bis in den Abend hinein konnten neben den üblichen Getränken auch Cocktails genossen werden. Die Jugendlichen des Dorfes bereiteten sie mit Zutaten aus Melters Gärten in der Cocktailbar bei der „Melichbaank“. Alles in allem ein wahrhaft gelungenes Fest, dass von den wenigen Bewohnern aus dem kleinen Dorf Melters und den Lingesern auf die Beine gestellt worden war.

Eine Kapelle als Geschenk zum 850. Jubiläum von Melters

Wie viele andere Dörfer im Kreis Fulda auch feiert Melters in diesem Jahr das 850. Jubiläum zur Ersterwähnung. Als besonderes Highlight kann das Dorf, das seit 1968 zu Rönshausen gehört und bisher keinen kirchlichen Mittelpunkt besaß, ein tolles Geschenk verbuchen. Melters erhielt das Fachwerkgerüst einer Kapelle geschenkt. Die Auszubildenden des ersten Lehrjahres hatten in der Lehrbauhalle der Kreishandwerkerschaft eine Fachwerkkapelle für die trendmesse 2015 erstellt. Um hierfür nach der Messe einen würdigen Platz zu finden, ist die Lehrbauhalle an das Generalvikariat in Fulda herangetreten. Von dort wurden alle Pfarreien im gesamten Bistum angeschrieben mit der Bitte, sich bei Bedarf um das Kapellengerüst zu bewerben.

Das Kapellengerüst wurde zwar kostenlos abgegeben, die aufnehmende Gemeinde sollte jedoch für ein passendes Grundstück und die gesamte Fertigstellung zu sorgen. Das Ganze könnte mit Spenden finanziert und in Eigenleistung erfolgen, also ein Gemeinschaftsprojekt werden. Pfarrer Pasenow von Eichenzell dachte sofort an die Melterser und leitete die Anfrage an uns weiter. Er hatte uns seit seinem Amtsantritt in Eichenzell nun schon etwas kennen gelernt und war der Meinung, wir seien „verrückt“ genug, so etwas zu schaffen.

Nach kurzer Überlegung bewarben wir uns beim Bistum und legten dar, wie die Kapelle zu uns und in unser Dorf passen könnte. Und wir konnten es kaum fassen, Ostern erhielten wir den Zuschlag. Mit unserer Bewerbung konnten wir uns gegen zwei weitere ernst zu nehmende Bewerber durchsetzen, die uns dies hoffentlich wohlwollend gönnen. Nun musste alles sehr schnell gehen, denn das Ausbildungsjahr der Lehrlinge sollte sich noch vor unserem alljährlich stattfindenden Dorffest – in diesem Jahr mit Jubiläumsfeierlichkeiten – seinem Ende zuneigen. Die Lehrlinge sollten ja die Gelegenheit bekommen, ihre Kapelle am endgültigen Bestimmungsort selbst aufstellen zu können Ein geeignetes Grundstück wurde ausgesucht und eilends eine Baugenehmigung beantragt.

Mit großer Unterstützung von vielen Beteiligten traf vier Wochen vor dem großen Fest die Baugenehmigung ein. Unter großem Zeitdruck erstellten wir in Eigenleistung die Fundamente und mauerten einen Sandsteinsockel. Drei Tage vor dem Fest war es dann soweit, die Lehrlinge begannen bei strahlendem Sonnenschein unter Anleitung von Marcel Ewald mit dem Aufstellen der Kapelle. Mit Feuereifer und handwerklichem Geschick gingen sie ans Werk. Als dann auch das Aufsetzen des doch sehr hohen Türmchens gelungen war, konnte mit dem Einbau der Sparren noch am Nachmittag das Werk vollendet werden. Klassensprecher Brian Harth sprach den traditionellen Richtspruch und die Lehrlinge besiegelten die Vollendung mit einem zünftigen Zimmermannsklatsch.

Anschließend bedankten sich die Einwohner von Melters mit frischem Kuchen, Gegrilltem und Getränken und hoffen, dass die Lehrlinge sich auch später noch an ihr wundervolles Projekt aus dem ersten Lehrjahr erinnern. Zur weiteren Fertigstellung der Kapelle freut sich die Dorfgemeinschaft Melters über jedwede Unterstützung. Geldspenden können unter Angabe des Verwendungszwecks „Kapelle Melters“ an die Filialkirchengemeinde Rönshausen-Melters auf das Konto 2301989 bei der Genossenschaftsbank Fulda eingezahlt werden. Wir hoffen, dass viele unsere Kapelle besuchen und dort Ruhe vom Alltag finden, heißt es in der Mitteilung. +++ fuldainfo

[ad name=“HTML“]