Drosten rechnet mit starker Corona-Welle noch vor Dezember

Arztpraxen bestellen über 1,6 Millionen Dosen Omikron-Impfstoffe

Der Virologe Christian Drosten rechnet mit einer starken Corona-Welle noch vor Dezember. Auch wenn die Verläufe leichter wären, werde dies wahrscheinlich zu erheblichen Arbeitsausfällen führen, sagte der Direktor der Virologie an der Charité der „Süddeutschen Zeitung“. Neue Virusvarianten machten wieder stärker krank, so dass viele Menschen ganz unabhängig von Isolationsverordnungen gar nicht zur Arbeit gehen könnten. „Infizierte kommen vielleicht nicht ins Krankenhaus, aber sehr viele sind eine Woche krank. Wenn es zu viele auf einmal sind, wird es zum Problem“, sagte Drosten der SZ. Die Politik müsse bessere Vorbereitungen treffen, so der Corona-Experte.

Sicherlich würden auch wieder stärkere Maßnahmen notwendig sein, etwa Maskenpflicht in Innenräumen. „Bevor so viele krank werden, dass man nichts mehr einkaufen kann, dass die Krankenhäuser nicht mehr funktionieren oder kein Polizeibeamter auf der Wache sitzt, muss man Maßnahmen er  greifen“, sagte Drosten. Er forderte die Politik auf, schon jetzt Datensammlungen vorzubereiten, die man zu bestimmten Terminen evaluieren sollte, und einen Konsens zu erarbeiten, „bei welchen Signalen man wie handeln will“. Der politische Prozess müsse optimiert sein, so Drosten, „denn im Notfall braucht es sofortige und durchaus einschneidende Entscheidungen“. Aber die politischen Entscheider sollten jetzt auf einen Konsens hinarbeiten, bei welchen Signalen man wie handeln will. Sie sollten schon jetzt einen Termin für eine Standortbestimmung festlegen, bei der sie vorbereitete Daten aus allen Quellen quersichtet – etwa wie es um die Arbeitsplatzabwesenheit steht und die Lage aus Sicht der Krankenversicherungen, Verbände und anderer Institutionen. Das ließe sich jetzt noch vorbereiten. Auch der Wirtschaft riet er, sich mit Stellvertreterregelungen und Team-Bildung auf eine Krankheitswelle vorzubereiten. „Ich gehe auch davon aus, dass es durchaus auch Firmen geben wird, die mal für zwei Wochen schließen müssen.“ Die Kontaktreduktion werde die Bevölkerung wahrscheinlich selbst bewerkstelligen. „Wenn die Menschen merken, dass überall um sie herum Leute krank werden, dann gehen sie vielleicht abends doch nicht mehr raus.“ Anders als in früheren Wellen, als wegen der vollen Intensivstationen und der Todesfälle schon bei Inzidenzen von 50 Maßnahmen nötig wurden, würden die Menschen bei den erwarteten hohen Inzidenzen im Herbst und Winter im Bekanntenkreis und am Arbeitsplatz von vielen Krankheitsfällen im Umfeld erfahren, das verändere das Verhalten.

Arztpraxen bestellen über 1,6 Millionen Dosen Omikron-Impfstoffe

Arztpraxen in Deutschland haben zum Start der an die BA.1-Variante angepassten Impfstoffe in dieser Woche mehr als 1,6 Millionen Dosen der neuen Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna bestellt. Das teilte das Zentralinstitut für die Kassenärztlichen Versorgung (ZI) am Freitag dem „Handelsblatt“ mit. Konkret bestellten rund 23.500 Praxen knapp 225.000 Vials des Impfstoffs von Biontech/Pfizer, was rund 1,35 Millionen Dosen entspricht. Vom neuen Moderna-Impfstoff bestellten rund 3.500 Praxen knapp 55.000 Vials, was etwa 275.000 Dosen entspricht. Die bestellten Dosen liegen damit zwar unter den vom Bundesgesundheitsministerium angekündigten Liefermengen von insgesamt 14 Millionen Dosen für die ersten beiden Septemberwochen. Allerdings haben die Praxen laut ZI sechs Mal mehr Impfstoff bestellt als in der Vorwoche. „Die Vertragsärzte nehmen den Aufruf ernst, den Impfschutz der Impfwilligen mit Blick auf den Herbst aufzufrischen“, sagte ZI-Chef Dominik Stillfried dem „Handelsblatt“ dazu. „Aktuell ist die Impfnachfrage der Patienten auch aufgrund millionenfacher Infektionen aus der letzten Welle natürlich gering. Zudem ist es Anfang September noch recht früh für eine Impfung, die bis ins Frühjahr schützen soll“, so Stillfried. „Man wird sehen müssen, wie es gelingt die Impfbereitschaft der Risikopatienten in den nächsten Wochen anzuregen.“ +++