DIW-Ökonom attestiert Thüringer AfD wirtschaftsfeindliche Politik

Keine bahnbrechende wissenschaftliche Veröffentlichung

Der Ökonom Alexander Kritikos hält das Wahlprogramm der AfD in Thüringen in weiten Teilen für wirtschaftsfeindlich. Was die Partei in ihrem Programm anstrebe sei „ein unseriöses Einerlei aus Staatsausgabenerhöhungen und Steuersenkungen in Kombination mit fremdenfeindlichen Äußerungen und damit negativen Effekten auf die thüringische Wirtschaft, das spätestens an der Schuldenbremse zerschellen würde“, sagte der Forschungsdirektor am Deutschen Institut Wirtschaftsforschung (DIW) dem „Handelsblatt“.

Kritisch sieht der Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Potsdam etwa, dass Großkonzerne „als etwas Schädliches verdammt“ würden. Hintergrund ist, dass die AfD in ihrem Wahlprogramm den Fokus auf kleine und mittlere Thüringer Unternehmen legt und zugleich hervorhebt: „Eine Bevorzugung von Großkonzernen lehnen wir ab.“ Dabei sei vor allem der Mangel an Großunternehmen das Hauptproblem der Thüringer Wirtschaft, sagte Kritikos. Große exportorie ntierte Konzerne wären in der Lage, die von der AfD erhofften, höheren Löhne zu zahlen. Die AfD vertrete allerdings eine „äußerst ablehnende Haltung“ zur Zuwanderung von Fachkräften, indem sie das Thema durch die Fokussierung auf illegale Zuwanderung „ausschließlich negativ“ diskutiere.

Auf Großunternehmen, die auf ausländische Fachkräfte angewiesen seien, dürfte eine solche Positionierung „abschreckend“ wirken. Als „nahezu weltfremd“ bezeichnete der DIW-Ökonom die Wissenschaftspolitik der AfD. Er bezog sich dabei auf einen Passus im Wahlprogramm, in dem es heißt: „Das Deutsche darf nicht vom Englischen als Wissenschaftssprache an Thüringer Hochschulen verdrängt werden.“ Kritikos hält das für abwegig. „Keine bahnbrechende wissenschaftliche Veröffentlichung kann heute noch auf Deutsch erfolgen“, sagte er. „Dieser Zug ist schon längst abgefahren.“ +++