Die Wanderhure auf der Bühne – Publikum war begeistert

Bad-Hersfeld. Gestern hatte das Stück „Die Wanderhure“ Premiere bei den Festspielen in Bad-Hersfeld. Das Mittelalter hatte für Wanderhuren so seine Tücken. Und das war auf der Bühne auch nicht anders. Es wird geprügelt, ausgepeitscht, vergewaltigt, relativ brutal aber auch unblutig. „Die Wanderhure“ wurde erstmals auf einer Bühne gezeigt und war mit Spannung erwartet worden.

„Mit der Wanderhure führen wir die mit ‚Der Name der Rose’ begonnene Auseinandersetzung mit dem ausgehenden Mittelalter weiter. Das Stück spielt um das Konzil von Konstanz, das genau vor 600 Jahren, nämlich 1414, stattfand und in dem viele den Beginn der Emanzipation des Einzelnen aus den Klauen von klerikaler oder feudaler Unterdrückung sehen“, so Holk Freytag, der Intendant der Bad Hersfelder Festspiele. Das Publikum jedenfalls war begeistert von der Aufführung. Die 1.100 Zuschauer haben am Ende lang anhaltenden Applaus mit Fußtrommeln gespendet. Eine Besucherin sagte: „Es ist bewundernswert, bei diesen Temperaturen und den teileweise hauchdünnen Kostümen oder auch nackter Haut auf der Bühne zu stehen, ein großes Kompliment an die Darsteller. Es war wunderbar“.

In der Hauptrolle spielt die 36-jährige Andrea Cleven die junge Marie Schärer, die im Jahr 1410, dem Willen ihres Vaters folgend, einen Bastard, also den unehelichen Sohn eines Adeligen, heiraten soll. Der reiche Tuchhändler Schärer verspricht sich von der Heirat vor allem Schutz vor der Willkür des Adels. Aber genau das Gegenteil tritt ein. Ruppertus, der potenzielle Schwiegersohn, interessiert sich ausschließlich für das Vermögen der bürgerlichen Familie. Mit einer Intrige schafft er es, dass Marie geächtet und aus der Gesellschaft ausgestoßen wird. Sie muss nun mit Wanderhuren durch das Land ziehen. Aber sie gibt sich nicht auf, kämpft um ihre Ehre, ihre Rechte und das Familienvermögen. 2010 verfilmte Sat.1 den ersten Teil der Saga und erreichte eine Einschaltquote von knapp 10 Mio. (erfolgreichster Fernsehfilm des Jahres) mit Julian Weigend als Ruppertus. Er spielt diese Rolle auch in Bad Hersfeld. Der erfolgreiche Roman des Autorenpaares Iny Lorentz wurde für die Bühnen von Gerold Theobalt bearbeitet. +++ fuldainfo