Die Jugendherbergen in Hessen ziehen ein gemischtes Jahresfazit

75 Prozent Übernachtungsverlust und dennoch war nicht alles schlecht

Die hessischen Jugendherbergen gehen mit leiser Hoffnung  aus einem schwierigen und erfahrungsreichen Jahr, heißt es in einer Mitteilung. Die Aufsichtsratsvorsitzende Marjana Schott sagt über das 111-jährige Jubiläumsjahr der Jugendherbergen: „Gespenstisch leere Häuser, Hygienepläne und Unsicherheit sind dieses Jahr unser Alltag gewesen. Mit großer Geduld haben unser Mitarbeitenden die finanziellen Einbußen durch die Kurzarbeit und die Existenzangst ertragen und sind uns weitestgehend treu geblieben – dies ist keine Selbstverständlichkeit und wir sind dafür sehr dankbar.“ Über 450 Mitarbeitende im DJH Hessen standen im März dieses Jahres plötzlich vor einer ungewissen Zukunft.

Am 19. März wurden alle hessischen Jugendherbergen bis auf weiteres von einem Tag auf den anderen geschlossen: Lockdown. Dazu Lilli Scheffke als Hausleitersprecherin: „Plötzlich standen wir vor dem Nichts, im Winter haben wir wie üblich unsere Häuser für die Saison vorbereitet und dann kamen innerhalb von 7 Tagen über 130.000 Übernachtungsstornierungen rein. Im gesamten Kollegium war plötzliche Unsicherheit, alle geringfügig Beschäftigten mussten entlassen oder in unbezahlten Urlaub geschickt werden, alle Mitarbeitenden von einem Tag auf den anderen in Kurzarbeit“. Zum Beginn der Pandemie war nicht absehbar, wie die nächsten Wochen und Monate verlaufen werden. Acht Wochen später durften die ersten Häuser ihre Türen wieder öffnen, nur fehlten die Gäste.

Hausleiter Dirk Voortmann leitet die Jugendherberge Fulda: „Statt 120 Schulkinder hatten wir werktags in der Regel gar keine Gäste, am Wochenende keine Familiengruppen oder Seminare, sondern einzelne Radfahrer oder Wanderer im Haus. Wir konnten unsere Gäste an einer Hand abzählen und persönlich beim Essen bedienen.“ Das Hygienekonzept der Jugendherbergen war und ist vorbildlich. Ausgearbeitet nach Empfehlungen des RKI und der Berliner Charité, geprüft von der Universität des Saarlandes steht es für ein vorbildliches Hygienemanagement im Gastgewerbe. „Bis heute gab es in hessischen Jugendherbergen keine uns bekannten Coronafälle, die durch einen Aufenthalt in einem unserer Häuser ausgelöst wurden“, so Lilli Scheffke.

Die Sommerferien waren für wenige Standorte in Hessen wahre Lichtblicke, die Häuser der Urlaubsregionen Edersee und Hoherodskopf konnten sogar mehr Familienaufenthalte als in sonst üblichen Jahren verbuchen. Die Stadtstandorte, Schulklassen- und Seminarhäuser blieben dagegen weitestgehend leer. Aus diesem Grund wurden die Öffnungen auch sukzessive über die Saison verteilt. Die Jugendherberge in Grävenwiesbach hat im Oktober als letztes aktives Haus die Türen wieder geöffnet. Nur wenige Tage später wurden die Türen Anfang November wieder politisch angeordnet geschlossen: Teil-Lockdown. Alle touristischen Übernachtungen wurden verboten, von den verbleibenden 12.000 Übernachtungen im Landesverband für die Monate November und Dezember wurden 9.500 auf Grund ihres touristischen Charakters gestrichen.

Aufsichtsratschefin Marjana Schott: „Neben neuen Familiengruppen, die dieses Jahr ihre Fernreisen gegen einen „Heimaturlaub“ getauscht haben und somit teilweise erstmals als Familie Jugendherbergsluft geschnuppert haben, hoffen wir im kommenden Jahr auch wieder auf unsere Stammbucher aus diversen Vereinen und natürlich von verschiedensten Schulen“. Im Laufe des Jahres haben die hessischen Jugendherbergen 144.000 Übernachtungen beherbergen dürfen, in 2019, das recht positiv abgeschlossen wurde, waren es 618.000 Übernachtungen. Besonders im Schulfahrten- und Seminargeschäft, üblicherweise die prozentual stärksten Gruppen im DJH Hessen e.V., fallen die Einbußen massiv aus, hier kam es zu über 90 Prozent Stornierungen und ausbleibenden Buchungen. +++