DGB-Chef Hoffmann kritisiert Vorgehen der GDL

Berlin. Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann hat das Vorgehen der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) und vor allem ihres Vorsitzenden Claus Weselsky scharf kritisiert. Weselsky wolle augenscheinlich das Gesetz über die Tarifeinheit abwarten, „um dann im Zusammenhang mit dem schwelenden Konflikt gegen das Gesetz klagen zu können“, sagte Hoffmann dem „Tagesspiegel“. Er instrumentalisiere die Beschäftigten der Bahn und die Kunden gegen das Gesetz über die Klarstellung der Tarifeinheit. „Das geht zu weit, um es vorsichtig zu sagen“, sagte Hoffmann.

Auf die Frage, ob die GDL nach ergebnislosen Verhandlungen mit der Bahn überhaupt eine Alternative zu einem erneuten Streik gehabt hätte, sagte der DGB-Chef, „wer nach acht Streiks noch immer nicht auf die Zielgerade kommt, der weckt Zweifel, dass er an dieser Alternative ernsthaft interessiert ist“. Die meisten Fragen seien zwischen Bahn und Gewerkschaft längst geklärt, auch die Frage der Bezahlung der Lokrangierführer. „Hier ging es zuletzt nur noch um die Verteilung von Zulage und Entgelt. Da aber 300 verbeamtete Lokrangierführer wegen des Beamtenrechts keine Zulage bekommen, schlägt Weselsky an dem Punkt nicht ein. Das zeigt aber den Irrsinn: Wegen 300 Beamten breche ich doch keinen Streik vom Zaun und lege das halbe Land lahm“, meinte Hoffmann.

Tourismus-Beauftragte: GDL-Streik über Pfingsten wäre „starkes Stück“

Die Tourismus-Beauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke (SPD), hat den Plan der Lokführergewerkschaft GDL, über Pfingsten zu streiken, „als starkes Stück“ kritisiert. Viele Touristen würden dann in echten Schwierigkeiten stecken, sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium der Zeitung. „Die reagieren natürlich genau so genervt wie die Pendler, wenn sie stundenlang irgendwo festsitzen“, kritisierte die SPD-Politikerin. Deutschland sei in den zurückliegenden Jahren zu einem unglaublich beliebten Reiseziel geworden. „Wir stellen jedes Jahr einen neuen Besucherrekord auf“, betonte Gleicke. Eine massive Beeinträchtigung für den Tourismus befürchtet Gleicke durch den Streik zwar nicht, aber „Reisen lebt auch von Planbarkeit. Ein Streik mit offenem Ende zwingt viele jetzt schon zum Umdisponieren.“

Sixt verzeichnet hohe Nachfrage

Der Autovermieter Sixt profitiert in Deutschland vom Arbeitskampf bei der Bahn: „Wir verzeichnen eine hohe Nachfrage, beim letzten Streik waren wir nahezu ausverkauft“, sagte ein Unternehmenssprecher dem „Tagesspiegel“. Für den angekündigten neuen Ausstand der Lokführer im Personenverkehr ab Mittwoch trifft der Anbieter deshalb Vorkehrungen: „Wir versuchen, die Flotte so zu steuern, dass an Verkehrsknotenpunkten wie dem Berliner Hauptbahnhof mehr Autos zur Verfügung stehen.“ Zudem würden Wagen, die regulär nach einem halben Jahr ausgemustert würden, vorerst in der Flotte behalten, um die Zahl der zur Verfügung stehenden Wagen zu erhöhen. +++ fuldainfo

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