Deutsche Industrie ist Jobmotor für andere EU-Staaten

Knapp drei Prozent der gesamten EU-Beschäftigung hängen von der deutschen Nachfrage ab

Die deutsche Wirtschaft ist ein Jobmotor für ganz Europa. So werden durch die hiesige Nachfrage nach Importen fünf Millionen Arbeitsplätze in anderen EU-Staaten gesichert, wie es aus dem Ergebnis einer Studie, die das Schweizer Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) erstellt hat und über die die „Welt“ berichtet, hervorgeht. Demnach sorgt allein die Nachfrage der deutschen Industrie nach Vorleistungs- und Investitionsgütern für 3,3 Millionen Jobs in den anderen Ländern der Europäischen Union (EU).

Die Studie verdeutlicht, wie stark die Arbeitsteilung innerhalb Europas vorangeschritten ist und wie eng verflochten Deutschlands Industrie mit der Wirtschaft in den anderen EU-Länder ist. Denn über die Hälfte der deutschen Importe aus den übrigen Mitgliedstaaten sind Vorleistungsgüter, die in den Produktionsprozessen der hiesigen Industrie weiterverarbeitet werden. Ein knappes Sechstel sind Investitionsgüter, wie etwa Maschinen, technische Anlagen oder Fahrzeuge, die Teil der Produktionsausrüstung von Unternehmen sind. Lediglich ein Drittel des Imports Deutschlands aus der EU entfällt dagegen auf Konsumgüter für den privaten Verbrauch. In Tschechien macht die Güterausfuhr nach Deutschland 8,5 Prozent seiner gesamten Wirtschaftsleistung aus. In der Slowakei und den Niederlanden ist es mit rund 7,5 Prozent ebenfalls ein recht hoher Anteil. Ganz anders sieht es im Süden Europas aus. Für Italien und Frankreich ist der Anteil der Wertschöpfung, die durch den Export nach Deutschland erzielt wird, mit 1,7 und 1,6 Prozent relativ niedrig. Auch für Portugal und Spanien spielt Deutschland als Absatzmarkt keine allzu bedeutende Rolle. Am wenigsten profitiert indes Griechenland vom Export nach Deutschland, der hier lediglich ein halbes Prozent der Wertschöpfung ausmacht.

Gemessen an der Anzahl der Jobs, die der Güterexport nach Deutschland in einzelnen EU-Staaten sichert, liegt Polen mit Abstand vorn. Knapp eine Million Arbeitsplätze hängen in dem Nachbarland direkt von der hiesigen Importnachfrage ab. Doch auch in den Niederlanden, Tschechien, Frankreich, Italien und Rumänien sichert die Ausfuhr nach Deutschland mit jeweils zwischen 400.000 und gut 500.000 eine beträchtliche Zahl von Arbeitsstellen, wie Prognos berechnet hat. Insgesamt hängen damit knapp drei Prozent der gesamten EU-Beschäftigung von der deutschen Nachfrage ab. Für vbw-Hauptgeschäftsführer Betram Brossardt zeigt die Studie, dass die Kritik an Deutschlands Exportüberschüssen in die Irre führt. Eine hohe Wachstumsdynamik in einem Land bedeute keine Nachteile für seine ökonomisch verbundenen Partnerländer. Im Gegenteil: Aufgrund der engen Handelsbeziehungen profitierten die EU-Partner vielmehr von einer günstigen wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland, sagte Brossardt der Zeitung. „Unsere Studie zeigt, dass eine wirtschaftliche Stagnation Deutschlands ebenso wie eine Verschlechterung seiner Wettb ewerbsfähigkeit nicht nur unserer Wirtschaft, sondern auch den anderen europäischen Volkswirtschaften schaden würde.“ +++