Deutsche Einheit – Alexander Osang: „Es war ein rauschhafter Zustand“

Die Festpredigt hielt in diesem Jahr der Bischof Algermissen

Point Alpha

Geisa/Rasdorf. Mit einem Festakt am 02. Oktober begannen die Feierlichkeiten der Point Alpha Stiftung anlässlich des 26. Jahrestages der Deutschen Einheit. Als Festredner war der Schriftsteller und Journalist des Magazins „Spiegel“, Alexander Osang, geladen. Vertreter der hessischen und thüringischen Landesregierungen gedachten im Beisein hunderter Besucherinnen und Besucher bei einer Kranzniederlegung der Opfer der deutschen Teilung. In ihren Grußworten betonten die Vertreter der hessischen und thüringischen Landesregierungen, die Staatssekretäre Thomas Metz und Olaf Möller, die Bedeutung von Point Alpha als Lernort für Demokratie, Frieden und Freiheit, der die Erinnerung an die Deutsche Einheit und die europäische Einigung lebendig halten solle.

Brigadegeneral Timothy J. Daugherty, der im Festakt die Vereinigten Staaten von Amerika vertrat, erinnerte daran, dass der Frieden in Europa heute wieder bedroht werde und es daher wichtig sei, das Erreichte zu schützen und zugleich den Respekt vor andersartigen Meinungen zu bewahren. In seiner sehr persönlichen Festrede sprach Alexander Osang vor allem über die Aspekte der Zeit zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung und seine damaligen Empfindungen. Eindrucksvoll schilderte Osang die Veränderungsprozesse, die im Spätsommer 1989 in der DDR begannen und schließlich zur Wiedervereinigung Deutschlands am 03. Oktober 1990 führten. Osang erinnerte sich, wie der Einfluss der Staats- und Parteiführung aus seinem Arbeitsalltag verschwand und sich ihm als Journalisten bei der Berliner Zeitung plötzlich neue Möglichkeiten boten: „Wir gehörten niemanden mehr, konnten machen, was wir wollten, was einige lähmte und andere beflügelte. Es war ein rauschhafter Zustand. Alles, was wir erlebten, schien so wichtig zu sein, dass man es aufschreibt und druckt.“

Dabei betonte der Festredner auch, dass seine Empfindungen am 03. Oktober 1990 nicht nur von der Sehnsucht nach der Wiedervereinigung geprägt waren, da er in der Zeit der Teilung geboren wurde und mit der Mauer aufwuchs. Auf die Jahre nach 1990 blickte Osang, der lange Zeit als Auslandskorrespondent des Magazins „Spiegel“ in den USA tätig war, zufrieden zurück: „Es waren tolle 26 Jahre. Aufregender, bunter als die ersten 26 Jahre davor. Ich bin zufrieden und dankbar.“ Am Tag der Deutschen Einheit lud die Point Alpha Stiftung zum traditionellen ökumenischen Gottesdienst in das US-Camp der Gedenkstätte Point Alpha ein. Die Festpredigt hielt in diesem Jahr der Bischof des Bistums Fulda, Heinz Josef Algermissen. Die Kollekte ging in diesem Jahr an ein Projekt zur Realisierung von Freizeitangeboten für Flüchtlingsfamilien, die in Rasdorf Zuflucht gefunden haben. Der sich an den Gottesdienst anschließende Familientag in der Gedenkstätte Point Alpha lockte auch in diesem Jahr Tausende Besucherinnen und Besucher an. Der Rhöner Regionalitätenmarkt, Freizeitangebote für Kinder und die Möglichkeit, sich die Gedenkstätte Point Alpha anzusehen, boten einen feierlichen Rahmen für das diesjährige Jubiläum. Die Stadtkapelle Geisa und die Kettener Musikanten sorgten für den musikalischen Rahmen. +++